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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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sie von Schüssen getroffen von den Pferden.
    Moira riss das Pferd herum, lenkte es in die Deckung - dann gab sie die Zügel frei. Im nächsten Augenblick flog der Boden unter ihnen in holprigem Zickzack dahin - Strauchwerk, Stein - und
niedrige Äste, die Summers Beine peitschten. Als sie ein Stück Wiese erreichten, spannte sich das Pferd und sprang über einen aufgeworfenen Erdwall, den eine der Explosionen hinterlassen hatte. Keuchend kam es auf der anderen Seite an und galoppierte weiter. Es war reines Glück, dass Summer über Moiras Schulter blickte und die winzige Bewegung im Dickicht bemerkte. Ein Schütze in schwarzgrauer Kleidung, kaum sichtbar in den Schatten. Mit angelegtem Gewehr zielte er direkt auf Moira. »Runter!«, kreischte sie. Und als Moira nicht sofort reagierte, krallte sie ihre Finger in die Holsterriemen und riss Moira mit aller Kraft zur Seite. Das Pferd bockte mitten im Lauf und katapultierte sie mit zusätzlichem Schwung aus dem Sattel. Ein helles »Ping« ertönte, als das Geschoss, das für Moiras Herz bestimmt gewesen war, am Steigbügel abprallte. Sie fielen gemeinsam und überschlugen sich auf aufgewühlter Erde. Moira zog noch im Abrollen ihre Waffe und feuerte im Liegen, aber der Angreifer war bereits wieder abgetaucht. In diesem Moment gab es wieder eine Explosion ganz in ihrer Nähe. Beißende Rauchschwaden vermischten sich mit dem Nebel und nahmen den Angreifern die Sicht. Moira packte Summer am Handgelenk und riss sie hoch. Seite an Seite rannten sie geduckt an einer Reihe von Sträuchern entlang. Dann, ehe Summer verstand, was die Kriegslady vorhatte, wurde sie bereits unsanft über einen Erdwall gestoßen und rutschte über Schlamm und Blätter tief in die Erde. Es war ein Loch unter einem halb entwurzelten Baum.
    »Kopf runter und rühr dich nicht von der Stelle!«, flüsterte Moira ihr von oben zu. »Ich hole Hilfe.«
    »Bist du verrückt?«, zischte Summer und sprang auf. »Bleib hier, wir verstecken uns, bis …«
    Doch Moira lief bereits los. Das Letzte, was Summer über den
Wall hinweg von ihr sah, war ihr flatternder Mantel, der sich in Rauch und Nebel auflöste. Ein Schuss ertönte und Summer warf sich in die Höhle zurück, kroch so weit hinein, wie sie konnte, und schützte ihren Kopf mit den Armen. Erdklumpen lösten sich aus den Wurzeln und regneten auf sie herab. Plötzlich war der Tod so nah, dass sie ihn spüren konnte, ein kühler Hauch von tausend Flügeln. Sie wusste nicht, warum sie von einer Sekunde auf die andere so sehr weinen musste, dass es sie schüttelte, und für einige verrückte Sekunden gleichzeitig beinahe … glücklich? … war.

schwarzer honig
    Z usammengerollt lag sie zwischen den Wurzeln und wartete auf den nächsten Einschlag. Doch eine Ewigkeit verging, ohne dass etwas geschah. Im Gegenteil, der Kampflärm schien sich zu entfernen, die Schreie wurden weniger. Und dann hörte sie etwas, obwohl es eigentlich zu leise war, um es wahrzunehmen. Und tatsächlich fühlte sie es eher - ein Echo in ihrem Kopf, während ihre Ohren immer noch wie mit Watte gefüllt waren. Jemand… rief? Einen … Namen?
    Jetzt schreckte sie hoch und lauschte. Irgendwo in der Nähe: ein Laut, der an ihrem Inneren zerrte, als hätte jemand sie gerufen.
    Vorsichtig entspannte sie ihre verkrampften Muskeln und ließ die Arme, mit denen sie immer noch ihren Kopf schützte, ein Stück sinken.
    »Moira?«, flüsterte sie.
    Wieder dieser Laut. Jetzt war er deutlicher, ein Stöhnen. Bitte nicht Moira! Und auch nicht Farinn oder einer von den anderen! Vorsichtig kroch sie ein Stück am Rand der Höhle hoch und lugte hinaus.
    Immer noch trieben Rauchfetzen über die Wiese, als wollten die Gespenster der Gefallenen ihren Tod nicht wahrhaben und
würden nun orientierungslos über das Gras irren. Der Geruch verbrannter Treibladungen war erstickend dicht. Noch einmal stöhnte jemand in der Nähe auf, dann ein rasselnder, mühsamer Atemzug, gefolgt von einem … fadendünnen Summen! Eine Melodie voller Verzweiflung. So summte jemand vor sich hin, der durch einen finsteren Wald schritt und sich Mut machen wollte. Die Einsamkeit darin brachte etwas in Summer zum Klingen Selbst wenn sie vorgehabt hätte, sich sofort wieder in die Sicherheit der Höhle zu verkriechen, wäre sie dazu nicht fähig gewesen. Da draußen fürchtete sich jemand. Und dieser Jemand brauchte Hilfe.
    Verbirg dich! Lass ihn, er geht dich nichts an, vielleicht gehört er sogar zu den Leuten dieser grausamen

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