Aschenputtel: Thriller (German Edition)
sie auf der Straße aufgesammelt. Sie war Prostituierte.«
Alex seufzte und stützte das Kinn in die Hand.
» Das war das andere Mädchen auch, oder?«, fragte Peder. » Die in Jönköping ermordet wurde?«
Alex runzelte die Stirn. » Ich glaube nicht«, sagte er skeptisch. » Fredrika weiß da sicher Genaueres. Aber sie hat sich in solchen Kreisen bewegt, sodass auch sie ihn wahrscheinlich auf der Straße kennengelernt hat.«
» Aber was sollte sie auf der Straße zu suchen haben, wenn sie nicht Prostituierte war?«
» Ja, Scheiße.« Alex war genervt. » Woher soll ich das denn wissen? Ihre Großmutter hat gesagt, dass es nicht so war. Und wenn Großmütterchen die Wahrheit beschönigen will, dann darf sie das. Aber trotzdem kann es sein, dass sie recht hat. Immerhin taucht Nora in keinem unserer Register auf.«
» Aber wie passt sie dann in all das rein?«, fragte Peder. » Ich begreife nicht, warum er mitten in einer gelinde gesagt angespannten Situation nach Jönköping rauscht und seine Ex um die Ecke bringt.«
» Eine Ex, die vor Ewigkeiten einmal in seine Pläne eingeweiht war«, gab Alex zu bedenken.
» Stimmt. Das stimmt, aber trotzdem… Wozu sollte das gut sein?«
» Das frage ich mich auch… Ich habe übrigens mit der Polizei in Jönköping gesprochen. Sie haben außer dem Abdruck von einem Ecco-Schuh nicht eine einzige Spur des Täters finden können. Jönköping bringt uns also im Augenblick keinen Schritt weiter.«
» Aber eine Zeit lang dachten wir doch, er wüsste, wie weit wir mit unseren Ermittlungen gekommen wären«, begann Peder.
» Das muss Zufall gewesen sein. Damals war uns ja selbst nicht klar, dass diese Frau hier angerufen und uns einen Hinweis auf ihn gegeben hatte.«
Peder schwieg. Und dann sagte er: » Sie finden nichts, weil er seine Finger verbrannt hat.«
Alex starrte ihn an. » Machst du Witze?«
Peder schüttelte den Kopf.
» Oh, zum Teufel«, stöhnte Alex. » Was ist das eigentlich für ein kranker Typ?«
» Könnte er nicht Zuhälter sein?«
Alex hielt inne. » Zuhälter?«
» So trifft er seine Mädchen.«
Alex legte den Kopf schief. » Möglich«, sagte er bedächtig. » Zuhälter kommen schließlich, wie wir alle wissen, aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten.«
» Ich fange einfach mal an zu suchen«, entschied Peder.
» Tu das«, sagte Alex im selben entschlossenen Tonfall und fügte dann hinzu: » Und suche nach Männern, die wegen Freiheitsberaubung von Frauen oder ganz allgemein wegen Gewaltdelikten gegen Frauen verurteilt worden sind. Bestimmt ist es nicht das erste Mal, dass er die Hand gegen eine Frau erhoben hat.«
Peder nickte. Eine Weile sagten sie nichts, und es fiel ihnen schwer, sich aufzuraffen und mit der anstehenden Arbeit anzufangen.
» Sie hat gesagt, er würde sie › Puppe‹ nennen«, sagte Peder schließlich.
» Puppe?«, echote Alex.
Alle Trauer ist schwer zu tragen.
Doch Trauer um ein Kind ist nicht nur schwer, sie ist nachtschwarz.
Fredrika bemühte sich, das im Bewusstsein zu behalten, als sie vor der Wohnung von Sara Sebastiansson aus dem Auto stieg. Doch nach dem Gespräch mit Umeå hatte sie nicht länger warten können, und sie war sofort zu Sara gefahren. Überschritt sie eine Grenze, wenn sie die Frau an einem Samstagabend aufsuchte? Nein, unter den gegebenen Umständen war das absolut legitim.
Fredrika bemühte sich, keinen Ärger zu empfinden. Sie versuchte zu verstehen, und vor allem versuchte sie, sich selbst davon zu überzeugen, dass es einen plausiblen Grund gab, warum Sara sich so verhalten hatte, wie sie es getan hatte.
Und dennoch kochte Zorn in ihr. Die ganze Zeit über hatte ihnen ein wichtiges Puzzlestückchen gefehlt, doch Sara hatte nur dagesessen und es in der Hand gehalten. Nicht genug, dass sie die Ermittlungen um den Mord an ihrer Tochter erschwert hatte. Sie hatte auch die Suche nach dem Mörder von Natalie Gregersdotter behindert.
Insgeheim wünschte Fredrika sich von ganzem Herzen, dass Sara allein wäre, wenn sie jetzt klingelte. Andernfalls würde sie die Eltern bitten müssen zu gehen.
Sara öffnete die Tür nach dem zweiten Klingeln. Sie war blass und sah mitgenommen aus. Dunkle Ringe lagen unter den rotgeweinten Augen. Fredrikas Wut und Ärger verflogen mit einem Schlag. Vor ihr stand eine Frau, die gerade einen Albtraum in der Wirklichkeit durchmachte, und es gab nur wenig Rechtfertigung, sie in dieser Situation zu tadeln.
» Entschuldigen Sie bitte, dass ich
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