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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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unangekündigt komme«, sagte Fredrika mit leiser, aber fester Stimme. » Ich muss mit Ihnen reden.«
    Sara Sebastiansson trat einen Schritt zurück, sodass Fredrika hereinkommen konnte. Sie gingen ins Wohnzimmer. Es sah aus, als hätten mehrere Personen auf dem Fußboden geschlafen– Teile der Bodenfläche waren von Matratzen bedeckt. Offensichtlich waren ihre Eltern noch immer nicht wieder heimgefahren. Doch zu Fredrikas Erleichterung waren sie nicht da.
    » Sind Sie allein?«, fragte Fredrika, um sicherzugehen.
    Sara nickte langsam. » Mama und Papa sind einkaufen«, antwortete sie mit schwacher Stimme. » Sie kommen gleich zurück.«
    Fredrika holte ihren Block aus der Tasche.
    » Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Sara unvermittelt.
    » Sie meinen…«
    » Ich meine Gabriel«, antwortete Sara, und als Fredrika ihrem Blick begegnete, schauderte es sie. Er war von reinem Hass erfüllt.
    » Nein«, sagte Fredrika, » wir haben ihn nicht gefunden. Aber es wird landesweit nach ihm gefahndet, und es besteht ein Haftbefehl.«
    Sie machte eine kleine Pause.
    » Aber wir haben Gabriel als Tatverdächtigen für die Entführung und den Tod von Lilian aufgegeben. Es ist praktisch unmöglich, dass er es gewesen ist.«
    Sara sah Fredrika unbewegt an.
    » Ich glaube auch nicht, dass er unsere Tochter ermordet hat«, sagte sie schließlich. » Aber nun, da ich weiß, dass er Kinderpornos auf seinem Computer gehabt hat, da will ich wirklich, dass Sie ihn finden und bis ans Ende seiner Tage wegsperren.«
    Fredrika war klar, dass es keinen Sinn hatte, hier die Strafsätze zu diskutieren, die für Gabriel Sebastiansson infrage kämen, so sie denn seiner habhaft werden würden.
    » Es deutet nichts darauf hin, dass er Lilian missbraucht hat.«
    Sara starrte mit leerem Blick vor sich hin, und dann sagte sie mit lauterer Stimme: » Das habe ich auch schon gehört. Aber das ist ja wohl keine Garantie, dass er sie nicht angerührt hat, der verdammte Mistkerl.«
    Die letzten Worte brüllte sie so laut, dass Fredrika sich fragte, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, allein und unangemeldet zu kommen. Aber ihr Anliegen war für die Ermittlung sehr wichtig.
    » Sara«, sagte sie bestimmt, » wir müssen über Umeå reden.«
    Sara wischte sich ein paar Tränen ab, die sich auf ihre Wangen verirrt hatten.
    » Über Umeå ist alles gesagt.«
    » Aber ich wüsste doch gern, ob Sie eine Ahnung haben, warum Lilian ausgerechnet vor dem Krankenhaus abgelegt worden ist«, beharrte Fredrika.
    » Nein, keine Ahnung«, antwortete Sara, sah Fredrika aber nicht an.
    » Wir glauben, dass sie aus einem bestimmten Grund dort abgelegt worden ist«, fuhr Fredrika unbeirrt fort. » Wir glauben, dass Sie eine Verbindung dorthin haben, dass der Mörder diese Verbindung kannte und dass Lilian deshalb genau dort und nirgendwo anders gefunden wurde.«
    Sara starrte Fredrika ungläubig an.
    » Gibt es irgendetwas, das Sie uns nicht erzählt haben?«, fragte Fredrika. » Etwas, das Ihnen vielleicht nicht wichtig vorkam, wovon Sie meinten, dass es für die Ermittlungen keine Rolle spielen würde, und das Sie deshalb nicht erwähnt haben? Irgendetwas Privates, worüber Sie lieber nicht sprechen wollten?«
    Sara senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Fredrika unterdrückte ein Seufzen.
    » Sara, in der Uniklinik in Umeå gibt es eine Krankenakte über Sie«, sagte sie mit Nachdruck, » und wir sind ganz sicher, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Ihrem Besuch dort und der Tatsache, dass Lilian genau da abgelegt wurde.«
    Schweigen. Und dann flüsterte Sara: » Ich habe dort eine Abtreibung machen lassen.«
    Fredrika sah sie unverwandt an. Genau das hatte sie vermutet, aber eine Bestätigung gebraucht.
    » Als mein Freund und ich in dem Frühjahr Schluss gemacht hatten, war ich schwanger. Ich konnte das zu Hause einfach nicht erzählen. Also habe ich beschlossen, es wegmachen zu lassen, wenn ich in Umeå auf dem Schreibkurs sein würde. Das war nicht sonderlich schwer zu organisieren. Ich habe zu dem Schreiblehrer gesagt, dass ich einen freien Tag bräuchte, um einen Bekannten zu treffen, und dann bin ich stattdessen ins Krankenhaus gegangen.«
    Die größte, die reinste, die schiere Einsamkeit, dachte Fredrika. Wie oft geschah es wohl, dass eine Abtreibung in aller Heimlichkeit vorgenommen wurde? War dies vielleicht der Grund dafür, dass Sara so hart bestraft wurde?
    » Es tut mir wirklich leid, dass wir diese alte Geschichte wieder hervorzerren

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