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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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begann, meine Sachen zu durchwühlen.
    »Ich? Wieso ich?«
    »Du hast dir doch gestern den von Indi geliehen.«
    »Na und?«
    »Na und?«, äffte Trixie mich nach.
    »Ich habe ihn zurückgegeben.«
    »Außer dir hat hier jeder einen iPod.« Pinks Stimme war nun ruhig. Gefährlich ruhig. Mir wurde erst warm, dann heiß...Eswar dieselbe Stimme, die Fledermaus ständig demütigt.
    »Warum wirst du rot?«
    »Werde ich gar nicht!«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Megs Kopf sich hob und zu uns herüberstarrte. Sie griff nicht ein, ließ die Dinge einfach laufen. Auch als die beiden meine Schranktüren aufrissen, darin herumwühlten und die Sachen auf dem Boden verstreuten, sagte sie kein Wort. Meg hatte ihr Leben lang niemanden gehabt und brauchte auch niemanden.
    Meine Hosen, Pullis, alles flog auf den Boden und sie trampelten darüber hinweg. Jetzt wühlten ihre Hände in meiner Unterwäsche.
    »Mann«, murmelte Trixie, »was trägt die denn für Assiwäsche?« Sie drehte sich um und hielt eine meiner Unterhosen in die Höhe. Sechs Stück: 12,99 bei Otto. Reine Baumwolle. Nein, das sind nicht meine Worte, sondern die meiner Oma. Die hat sie bestellt.
    Pink zog ein angewidertes Gesicht. »Ist die aus der Kleiderkammer vom Roten Kreuz? Mann, ist das eklig, weiß der Geier, wer diese Unterhosen schon anhatte.«
    »Stell dir vor, das erzählen wir ihrem Schwarm. Dem vergeht bei dem Gedanken alles. He, bei der holst du dir die Krätze.«
    »Krätze?«, wiederholte Pink. »Die Syphilis holst du dir.«
    Es war nicht das Schlimmste, dass sie angewidert meine Unterhosen betrachteten. So angewidert wäre ihnen der Speichel von den Lippen getropft, ehrlich, ich hätte mich nicht gewundert. Nein, ER stand plötzlich in der Tür. Ja, ER höchstpersönlich. Morgens um sieben. Sie hatten es geplant. Ich war mir sicher. Er lächelte mir zu und sagte: »Hi.« Er ahnte noch nichts.
    In dem Moment wurde ich wirklich rot. Das Feuer der Hölle brannte in mir. Ich büßte für Sünden, die andere begangen hatten, aber mach das mal dem Teufel klar. Den Teufel interessieren Wahrheit und Gerechtigkeit einen Scheiß.
    Er starrte mich an. Mein Nachthemd hing auf halbmast. Dann auf Trixie, die noch immer eine meiner Unterhosen in die Luft hielt.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er.
    »Die hat meinen iPod geklaut.«
    Nun mischte sich Meg ein. »Ihr habt ihn nicht gefunden, also verschwindet aus meinem Zimmer.«
    »Ich hab ihn nicht.« Na ja, ich sah ihn dabei an und ich glaube, meine Stimme zitterte, was vermutlich schlecht ist, wenn man keinen Rechtsanwalt hat, sondern sich selbst verteidigt.
    »Ehrlich, Leute«, sagte er tatsächlich, wenn auch nicht besonders laut, aber immerhin, »ihr könnt nicht einfach in fremden Sachen herumwühlen.«
    »Siehst doch, was wir können.«
    Trixie hatte meinen Sportbeutel gepackt. Ach, scheiße, ich hatte vergessen, die Schwimmsachen herauszunehmen.
    »Boah, das stinkt vielleicht.« Angewidert wandte sie das Gesicht ab.
    »So lebt er eben«, erklärte Pink, lachte hämisch, riss Trixie den Beutel aus der Hand, drehte ihn um und leerte alles auf den Boden. »So existiert er, der gemeine Assi.«
    Etwas klapperte.
    Für einen Moment herrschte Stille. Zwei, drei Sekunden? Viel leicht länger. Die Zeit war wie eine dieser langen schweigenden Linien auf dem Monitor, wenn das Herz stehen bleibt und man nur ganz langsam begreift: Das ist dein Ende.
    Noch jetzt, während ich das alles in die Tastatur hacke, als säße hinter diesem Bildschirm der Richter, der das Urteil über mich fällen wird, beiße ich mir vor Scham und Angst die Lippen blutig.
    Ich stammelte irgendetwas von »Keine Ahnung, das muss ein Versehen sein...«
    Meg zog eine ungläubige Grimasse und ER? ER starrte mich einfach nur an. Nein, er konnte doch nicht glauben, dass ich tatsächlich...ja, was eigentlich? Den iPod geklaut hatte? Wozu?
    In diesem Moment hörten wir energische Schritte auf dem Flur. Big Mama war im Anmarsch.
    Okay, definitiv, das war mein Ende. Ich würde von der Schule fliegen, würde wieder bei meiner Oma leben, alles umsonst. He, meine Schule hatte mich empfohlen, hatte alles in Bewegung gesetzt, dass ich auf dieses Internat gehen konnte. Ich konnte doch nicht zurückkommen mit dem Ruf einer Diebin?
    ER wandte den Kopf. »Big Mama schleicht den Flur entlang . . .«
    »Super«, zischte Pink, »der werde ich das gleich auftischen, dass ihr Liebling nichts anderes ist als eine Diebin.«
    »Ich habe nicht...«
    »Ruhe«,

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