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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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»Sorry, meine erste große Liebe.«
    Â»Die dich verlassen hat.«
    Jo nickte. »Erinnere mich bitte nicht daran.« Sie spürte, wie sich der unvermeidliche Kloß in ihrem Hals bildete.
    Â»Wow.« Nadeschdas Blicke wanderten über Jos Wandgemälde. »Die sieht aus wie ein Engel. Der Hammer. Sie hat dir wohl viel bedeutet.«
    Â»Alles.« Jo schluckte. »Komm, ich zeig dir unseren Garten.« Sie musste hier weg, so schnell wie möglich.
    Sie packte Nadeschda an der Hand und eilte mit ihr die Treppe hinab, hinaus in den Garten. Dort stand ihre Mutter gerade auf einer Leiter und schnippelte an einem Baum herum.
    Â»Geiler Scheiß!«, rief Nadeschda aus, als sie den Garten erblickte. »Das ist ja ein Park!«
    Â»Sag ich auch«, meinte Jo. »Aber …«
    Â»Nein, das ist ein Garten!«, rief Jos Mutter von der Leiter herab.
    Jo zuckte die Achseln. »Das behauptet sie immer …«
    Â»Weil es stimmt!«, kam von der Leiter.
    Â» … aber es ist ein Park. Geht runter bis zur Elbe. Soll ich dir’s zeigen?«
    Â»Ja, gerne. Aber erst würd ich gerne deiner Mutter helfen. Die freut sich bestimmt über ein wenig Hilfe, wie es scheint.«
    Â»Willst du dich einschleimen?«
    Nadeschda zwinkerte ihr zu und ging zur Leiter, auf deren oberster Sprosse Jos Mutter stand und einem Ast mit einer Heckenschere zu Leibe rückte.
    Â»Können wir dir irgendwie helfen, Margarita?«, rief Nadeschda.
    Â»Sehr gerne sogar!«, kam als Antwort.
    Na prima, dachte Jo.
    Und so verbrachten sie den Rest des Nachmittags damit, an den Bäumen herumzuschneiden, wovon es immens viele gab, um sie fit für den Winter zu machen, wie Jos Mutter erklärte, damit sie im nächsten Frühling wieder blühen konnten und dann möglichst viele Früchte trugen, weil sie doch so gerne Saft und Marmelade einkochte. Ein Thema, bei dem sich Nadeschda auszukennen schien, ganz im Gegensatz zu Jo, die sich daher damit begnügte, ihre Mutter und ihre Freundin bei ihren Diskussionen und Rezeptaustauschereien zuzuhören und zu beobachten. Insgeheim freute sie sich darüber, dass sich die beiden anscheinend ausnehmend gut verstanden.
    Sie arbeiteten bis weit in den Abend hinein, und ihre Mutter lud sie spontan noch zum Abendessen ein. Da sie keine Lust hatte, etwas zu kochen, und auch nicht, irgendwo hinzugehen, da sie allesamt ziemlich durchgeschwitzt waren und keine Lust auf Duschen hatten, bestellte sie kurzerhand ein üppiges Menü beim Edelitaliener um die Ecke, der prompt lieferte und den drei Frauen ein Festmahl bescherte, das sie heißhungrig und unter großem Gelächter verzehrten. Zu trinken gab es selbstgemachten Holundersirup.
    Als sie sich schließlich verabschiedeten, hielt Jos Mutter ihre Tochter noch am Arm fest und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich mag Nadeschda. Die darfst ruhig öfter mitbringen. Sehr sehr gerne sogar.« Sie seufzte. »Die gefällt mir wirklich sehr.«
    Â»Ja, Mama.«
    Â»Ich hoffe, das wird richtig gut mit euch. Ich wünsche es dir jedenfalls von ganzem Herzen.«
    Liebe Anne!
    Es läuft gut mit Nadeschda und mir! So richtig gut. Fast schon zu gut, fürchte ich manchmal. Aber »zu gut« gibt es ja nicht, hast Du mir immer wieder gesagt.
    Deschda und ich unternehmen viel gemeinsam, gehen auf Konzerte, auf Partys (ja, Partys!), wir lachen viel, wir reden viel und wir lieben viel. Und immer dann, wenn ich mal wieder in einem Tief hänge, ist Deschda da und hält mich fest, so lange, bis ich wieder aus meinem Loch geklettert bin. Eine unglaubliche Frau. Mein Leben schwebt in ganz neuen Höhen, in so großen, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten habe. Und sie versteht sich sogar gut mit meiner Mutter! Vor einigen Tagen haben wir einen halben Tag lang in ihrem Garten gearbeitet (ja, ich auch! Das musst Du Dir mal vorstellen.) Ich hoffe, ich verliere sie nie!
    Ich vertraue Deschda, voll und ganz. Sie versteht mich und ich kann bei ihr so sein wie ich eben bin, launisch bis zum Gehtnichtmehr. Vielleicht liegt es daran, dass Deschda auch irgendetwas schreckliches erlebt hat. Ich vermute das jedenfalls, sicher weiß ich es nicht. Ich hab Dir von der Traurigkeit in ihren Augen erzählt. Die ist immer da, mal schwächer, mal stärker. Sie wollte mir, glaube ich, schon mal davon erzählen, wenigstens kam es mir vor, als hätte sie einen Anlauf dazu gewagt. Aber ich will das

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