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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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viel zu viel gearbeitet. Und dann war es irgendwann zu spät.« Sie machte ein bedauerndes Gesicht. »Naja. So ist das Leben.« Sie lächelte und fuhr mit ihren Fragen fort: »Auf welche Schule bist du damals gegangen?«
    Â»Mama. Jetzt sei doch nicht so neugierig«, beschwerte sich Jo.
    Â»Schon ok«, sagte Nadeschda. »Ich war auf der SophieBaratSchule, meine Eltern sind streng katholisch und mussten ihr Töchterchen unbedingt auf diese Schule schicken.«
    Jos Mutter hob interessiert die Augenbrauen. »Eine gute Schule«, sagte sie.
    Nadeschda zuckte mit den Achseln.
    Plötzlich kicherte Jos Mutter. »Das wär doch spannend gewesen, wenn ihr beide auf die gleiche Schule gegangen wärt und euch erst jetzt kennengelernt hättet. Johanna war nämlich auf der …«
    Â»Mama! Jetzt reichts«, fuhr Jo dazwischen. »Nadeschda kommt sich womöglich noch wie in einem Verhör vor. Lass uns doch endlich mal in Ruhe deinen Kuchen genießen, der ist nämlich echt wieder lecker.« Zum Beweis schob sie sich ein extra großes Stück in den Mund.
    Â»Hast ja recht.« Ihre Mutter kniff ihr in die Wange, was sie schon gerne getan hatte, als Jo noch ein kleines Kind gewesen war. Nur, dass sie damals noch ein Kind war … Jo verzichtete, ihre Mutter darauf hinzuweisen.
    Sie aßen den Kuchen, tranken ihren Kaffee und Jo war froh, dass ihre Mutter das Verhör eingestellt hatte, und sich nun darauf verlegte, von ihrer Arbeit in der Drogenberatung zu erzählen, wobei Nadeschda aufmerksam zuhörte, Jo hingegen überhaupt nicht. Sie hatte nur Augen für ihren Käsekuchen und für Nadeschda, die sie sich ungeschickterweise gerade jetzt nackt vorstellte.
    Â»Komm, ich zeig dir mein altes Zimmer«, sagte Jo, als sie fertig gegessen hatten.
    Â»Sollen wir nicht erst Margarita beim Abwasch helfen?«
    Margarita, wiederholte Jo in Gedanken. Das klang seltsam, wenn ihre Freundin ihre Mutter so nannte.
    Â»Nein, nein. Das mach ich schon«, winkte Jos Mutter ab. »Geht ihr nur hoch und schaut euch das Haus an. Fühlt sich sowieso in letzter Zeit viel zu einsam, das alte Ding.«
    Jo wusste, dass sie damit sich selbst meinte und nicht unbedingt das Haus. Es tat ihr leid, aber sowohl sie als auch ihre Mutter wussten, dass Jo nur dann wirklich auf eigenen Beinen zu stehen lernte, wenn sie alleine lebte und Abstand zu ihrem Elternhaus gewann.
    Auf halbem Weg das Treppenhaus hinauf, sprach Nadeschda sie genau auf dieses Thema an. »Warum wohnst du denn nicht mehr hier in diesem geilen Haus?«
    Â»Ich will mein Leben selbstständig leben können«, antwortete Jo. »Und das kann ich hier nicht.«
    Â»Aber warum musstest du dann gleich auf den Kiez ziehen! Ist das nicht zu gefährlich?«
    Â»Du meinst wegen den Drogen?«
    Nadeschda nickte.
    Â»Die gleichen Sorgen macht sich meine Mutter auch. Ich aber nicht. Ich kenne mich dort aus, weiß, was ich machen kann, wo ich getrost hingehen darf und wo nicht. Konfrontation mit den eigenen Schwächen, weißt du?« Sie zwinkerte Nadeschda zu. »Nein, im Ernst. Kiez ist nicht sooo schlimm. Ich mags da.«
    Nadeschda schwieg und Jo seufzte.
    Â»Ich weiß«, sagte sie. »Das ist alles sehr widersprüchlich. Weil ich dir erst gesagt hab, dass ich alles meide, was mich an früher erinnert. Und du denkst bestimmt, dass mich einiges auf dem Kiez an damals erinnert, mit den Drogen und so. Das ist auch so, aber das macht mir nichts aus. Ich weiß, das klingt doof. Aber so ists nun mal. Ich kanns selbst kaum erklären.«
    Sie waren inzwischen im ersten Stock und vor Jos altem Zimmer angelangt. »Tataaa!«, machte sie, als sie die Tür aufstieß und ihr Zimmer zum Vorschein kam, das immer noch so aussah wie an jenem Tag, als sie ausgezogen war, was nicht allzu lange her war, wie sie zugeben musste. Einzig ihr Schreibtisch fehlte, der stand in ihrer neuen Wohnung.
    Â»Wow«, sagte Nadeschda. »Cool. Sieht gemütlich aus. Und die Gemälde da, an der Wand. Wahnsinn!« Sie schaute sich ganz genau um. »Hast du die gemalt?«
    Â»Jep.«
    Â»Die Fluggeräte da, abgefahren. Sehen aus wie von einem Jules Verne der Neuzeit erfunden, oder so. Und so viele davon. Haben die eine besondere Bewandnis?«
    Â»Lange Geschichte«, sagte Jo.
    Â»Und wer ist dieses wunderschöne Mädchen, das da überall abgebildet ist?«
    Â»Das ist Anne«, sagte Jo.

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