Aschenwelt
sagte ich.
»Bin ich denn nicht dein Freund?«, fragte der Mann.
»Das weià ich nicht. Ich kenne sie ja erst seit ein paar Minuten.«
»Dann lass mich dir versichern, dass ich dein Freund sein werde«, sagte der Mann. »Ich mag dich nämlich. Du scheinst ein intelligentes Mädchen zu sein, das sich nicht so leicht verschaukeln lässt.«
»Das bin ich«, sagte ich.
Der Mann lachte. »Sehr schön! Sehr schön!«
»Klappt das also?«, fragte der Typ.
»Das klappt.« Der Mann war überaus gut gelaunt.
»Zehntausend?«, fragte der Typ.
»Gebongt.« Der Mann schlug mit dem Typ ein.
»Zehntausend was?« Ich musste tief durchatmen, weil mir plötzlich schwindelig war.
»Er gibt uns zehntausend Scheine, womit deine Schulden bei mir gedeckt wären und du sogar noch etwas über hast.«
Ich war sprachlos. »Und was muss ich dafür tun?« Mir wurde immer schwindeliger und trank noch einen Schluck aus meinem Glas.
»Nichts.« Der Mann breitete seine Arme aus und lächelte.
Ich konnte es kaum glauben.
Der Typ wollte gehen und bat mich, mitzukommen. Doch da sagte der Mann, dass er noch eine spontane Idee hätte. Für mich. Das ginge den Typ aber nichts an. Er solle schon mal vorgehen, ich käme dann in fünf Minuten nach.
Der Typ verschwand im Aufzug, die Tür schloss sich hinter ihm und ich war mit dem Mann alleine in seiner Luxuswohnung. Ich fragte mich, was er noch von mir wollte und bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er wollte mir allerdings zuerst seine Devotionaliensammlung zeigen: Eine EGitarre original von den Beatles gespielt, oder einen Schuh von Jimi Hendrix, auch die Haschpfeife von diesem Musiker befand sich in seinem Besitz. Besonders stolz war er jedoch auf das Heroinbesteck von Keith Richards von den Rolling Stones. Einer seltsamen Sammelleidenschaft frönte dieser Mann, fand ich.
Und dann fragte er mich ohne Umschweife, für wie viel Kohle ich für ihn arbeiten würde, pro Monat. Ich wusste für ein paar Augenblicke nicht, was ich sagen sollte, nachdem er mich so überrumpelte.
»Kommt drauf an, was«, brachte ich schlieÃlich heraus.
»Das ist jetzt mal egal. Es ist nichts schlimmes, keine Sorge. Ich will nur wissen, was du monatlich verdienen wollen würdest. Ich hätte da nämlich was echt Interessantes für dich.«
»Was im Showbusiness?«
Er winkte ab. »Erst der Betrag!«
»Zehntausend Euro«, sagte ich.
Der Mann lachte und sagte, dass ihm das gefalle, eine Frau, die wisse, was sie wert sei. Er lachte noch einmal und fragte dann: »WeiÃt du, was witzig ist?«
»Nein, wenn Sie es mir nicht sagen.« Ich war etwas verwirrt. Was sollte die Frage? Mir wurde immer schwindeliger. Seltsam.
»Du wirst ab sofort für mich arbeiten, mir sogar viel Geld bringen«, sagte der Mann. »Aber umsonst!« Darauf lachte er noch lauter als ohnehin schon.
Mein flaues Gefühl im Magen vervielfachte sich in Sekundenbruchteilen, und die Luxuswohnung begann, sich um mich herum zu drehen.
»Was soll das heiÃen?« Ich fluchte innerlich, weil meine Stimme zitterte und ich zudem fürchtete, gleich hinzufallen. Was war nur los! Ich schaute mein Glas an. Sollte der Kerl mir da etwas hineingemischt haben?
»WeiÃt du, was dein Freund gerade gemacht hat?« Er zeigte zum Aufzug.
»Er ist nicht mein Freund.«
»Das hätte mich auch sehr verwundert. Denn dieser Nichtsnutz hat dich eben gerade an mich verkauft. Für lächerliche zehntausend Euro.«
Ich blieb nach dieser Nachricht äuÃerlich ruhig, doch innerlich zerfloss ich vor Panik. Meine Gedärme kochten und schmolzen und sickerten in meine Knie.
»Das kann nicht sein«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Ich bin nicht verkäuflich.«
»Doch, bist du.« Der Mann blickte mich ernst und ruhig an. Er entblöste nun sein wahres Ich, es blitzte mir entgegen wie tausend Scheinwerfer. »Du hattest bei ihm Schulden, eine ganze Menge sogar. Die bist du nun los. Eigentlich hattest du die Schulden ja bei mir. Aber lassen wir das. Solche Schlampen wie du dürfen nicht frei herumlaufen, wie ich meine. Du bist eine Gefahr für die Gesellschaft! Und das werde ich zu verhindern wissen.«
Ich war kurz davor, mich übergeben zu müssen und suchte überall nach einer Möglichkeit, wie ich diesem Wahnsinn entfliehen konnte. Aber es gab als Eingang
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