Aschenwelt
zu einem Schrillen. Die Teufel waren da. Ich schrie und trat und haute um mich. Ins Leere. Ich sprang auf und stehe mit einem Mal auf einer von dicker Asche bedeckten StraÃe im Dämmerlicht. Unzählige glotzende Teufelaugen sind auf mich gerichtet. Sie dringen auf mich ein, flüstern und fauchen. Und ich renne um mein Leben und versuche, jene abzuschütteln, die mich anspringen. Ich brülle und renne und weiÃ, dass ich verloren bin. Keine Steinchen, keine Waffen, keine Kraft, mich gegen diese Ãbermacht zu wehren. Die Teufel sind überall, und ihre Zahl nimmt stetig zu. Verzweifelt suche ich in den Ruinen auf beiden Seiten der StraÃe nach einem Unterschlupf, finde aber keinen. Plötzlich sehe ich Anne. Ich kann es kaum glauben und will zu ihr, da ging das Licht an und ich saà wieder auf der harten Pritsche in meinem engen und stickigen VerlieÃ.
Ich schrie Annes Namen. Immer und immer wieder. Ich schrie und ich heulte. Doch niemand antwortete mir.
Dann bewegten sich plötzlich die Wände, als wanden sich dort Millionen von Schlangen, geräuschlos und unnachgiebig. Ich sprang von meiner Pritsche und hämmerte mit den Fäusten gegen die rostige Tür. »Lasst mich raus!« Es blieb still. Noch einmal: »Lasst mich hier raus.« Totenstille.
Ich sank auf den Boden, kraftlos und verzweifelt. War das alles nur ein böser Traum? Oder wurde ich wahnsinnig? War ich es schon? Ich wusste nichts mehr. Wollte nichts mehr wissen. Einfach einschlafen und nie wieder aufwachen. Ich beobachtete die Schlangen an der Wand. Das Jucken brachte mich fast um den Verstand. Die Würmer fraÃen. Ich fror und ich hatte Durst. Aber es gab kein Wasser. Kein Waschbecken, kein Wasserhahn, nur der vollgekotzte Eimer. Das Licht ging wieder aus. Ich lieà meine Augen weit aufgerissen und lauschte in die Stille. Kein Flüstern, nur dumpfe Stille. Nein, da war etwas. Ein Kratzen und Scharren hinter der Tür. Ich wich zurück und hielt den Atem an. Das Kratzen wurde lauter und eiliger. Ich wich soweit zurück wie möglich, tastete mich in der Dunkelheit in die hinterste Ecke, fand die Pritsche, zog mich auf sie. Ein Schnappen ertönte, dann öffnete sich die Tür, langsam und leise quietschend. Schwaches Licht zwängte sich durch den schmalen Spalt, dehnte sich aus und wurde heller. Eine Taschenlampe tauchte auf, gehalten von einer schwarzen, schuppigen Hand, mit langen Krallen. Ich wimmerte und drückte mich noch fester gegen die Wand. Ein schuppiger Arm drückte sich durch den Türspalt und zog das Wesen, an dem er hing, mit sich. Ein Teufel. Viel gröÃer als jene in der Aschenwelt. Das Schreien gefror in meinem Hals. Der Lichtkegel der Lampe erfasste mich und kam näher. Er wollte mich holen. Und als der Teufel endlich bei mir war, fiel die Lähmung von mir ab und ich schrie und trat nach ihm. Der Teufel legte seine stinkende Hand auf meinen Mund, als wollte er mich ersticken. Er drückte fest zu, die Schmerzen machten mich fast besinnungslos. Er begann zu flüstern. Und ich konnte seine Worte hören, ich konnte sie verstehen, aber nicht begreifen.
»Sei still«, flüsterte er. »Wenn du nicht still bist, werden sie uns erwischen. Ich will dich hier rausholen. Ich binâs. Kevin!«
Er packte mich und schleifte mich mit sich. Ich lieà mich von dem Teufel, der sich als Kevin ausgab, willenlos durch ein dunkles Ganglabyrinth führen. Der Kevinteufel blieb an jeder Ecke stehen und lauschte, bedeutete mir immer wieder, still zu sein. Und irgendwann, ich weià nicht wie, standen wir auf der StraÃe und ich kam langsam wieder zu mir, begriff endlich, was hier vor sich ging. Der Morgen graute, der blaue Himmel war schon zu erahnen. Und Kevin war Kevin und kein Teufel mehr. Er zog mich eilig durch die StraÃen, möglichst weit weg von dem groÃen Haus, wo der Verrückte wohnte. An einem Kiosk, das zu so früher Stunde schon geöffnet hatte, kaufte er mir eine Cola, die ich gierig austrank. Währenddessen erzählte er mir, was geschehen war. Wie er beobachtet hatte, wie der Typ mit mir ins Haus ging und wie der dann alleine wieder raus kam, ohne mich, was ihm komisch vorkam, zumal der Typ sich gleich davon gestohlen hatte. Kevin erzählte mir, wie er es geschafft hatte, mich zu retten.
Ich hörte ihm zu, und doch nicht. Alles kam mir so unwirklich vor, wie durch einen milchigen Nebel nahm ich alles wahr. Ich nickte nur
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