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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timon Schlichen Majer
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Regal. Der Schrank wurde von zwei Bücherregalen flankiert, in Reih und Glied mit Fachbüchern und Romanen gefüllt, Klassiker zumeist, soweit Jo das beurteilen konnte, sie war auf diesem Gebiet nicht unbedingt eine Expertin. Die einzigen Bücher, die sie zuhause hatte, waren jene Fachbücher, die für ihr Studium zwingend erforderlich waren, und selbst diese Sammlung wies klaffende Lücken auf. Sie brauchte keine Bücher. Ihr Leben war ohnehin so übervoll mit Erlebnissen und Erfahrungen, dass sie diese nicht auch noch in irgendwelchen Geschichten suchen musste. Außerdem wüsste sie nicht, wohin sie die Bücher hätte stellen sollen, um nicht die Flächen, die sie für ihre Wandmalerei benötigte zu verdecken.
    Nadeschda klapperte immer noch in der Küche, und Jo ließ ihren Blick weiter durch das Zimmer gleiten. Der Schreibtisch war blitzblank und fast leer, abgesehen von einem Notebook und zwei Büchern, die sie wohl gerade brauchte. Er war ein Spiegelbild von Nadeschdas restlichem Zimmer, alles hatte seinen Platz und war penibel geordnet. Auf dem Nachttisch lag unter einer Designerlampe ein einziges Buch, woraus ein Lesezeichen hervorlugte. Und auf dem Boden konnte Jo nicht ein Kleidungsstück entdecken, außer ihrer eigenen. Nadeschdas Klamotten, die sie gestern auf dem Konzert getragen hatte, hingen sauber gefaltet über der Lehne ihres Schreibtischstuhls. Eigentlich hätte Jo unter normalen Umständen ein solches Zimmer nie betreten. Der Bewohner musste der größte Langweiler sein. Vielleicht kannte sie Nadeschda noch nicht gut genug.
    Nadeschda kam mit einem Tablett, so groß, dass sie es gerade noch halten konnte, ins Zimmer. Das Tablett war vollgeladen mit einem fürstlichen Frühstück. Der Kaffeeduft vermengte sich mit dem frisch aufgebackener Brötchen. Jo setzte sich auf und strich einen Teil der Decke glatt, worauf Nadeschda ächzend das Tablett abstellte.
    Â»Ich hoffe, du hast inzwischen Hunger«, sagte Nadeschda mit einem Zwinkern.
    Jo betrachtete staunend das üppige Frühstück. So etwas hatte ihr noch nie jemand serviert.
    Â»Wenn ich das alles seh, krieg ich Hunger«, sagte sie.
    Aus zwei übergroßen Bechern dampfte der Kaffee, die Brötchen in der Schale waren noch warm, auf einem Teller lagen sternförmig angeordnet zusammengerollte Käse und Wurstscheiben, dann gab es noch kleine Schälchen mit verschiedenfarbenen Marmeladen, Nutella und Honig. Jo wusste nicht, wo sie anfangen sollte und schnappte sich erst einmal ihren Kaffeebecher.
    Â»Danke.« Sie blies in ihren Becher.
    Â»Kein Ding«, erwiderte Nadeschda. »Mach ich jeden Morgen so.«
    Jo blickte sie über ihren Becher mit einer hochgezogenen Augenbraue an, worauf Nadeschda in Gelächter ausbrach.
    Â»Scherz!«, rief sie. »Normalerweise frühstücke ich gar nicht. Das hier gehört alles meinem Mitbewohner. Aber der ist eh zu fett. Also können wir uns ruhig daran gütlich tun.«
    Â»Meiner ist auch zu fett.«
    Â»Wer jetzt?«
    Â»Mein Mitbewohner«, sagte Jo. »Können wir also gerne auch mal bei mir machen.«
    Â»Sehr gerne.« Nadeschda lächelte, glücklich, wie es schien.
    Â»Nur siehts bei mir nicht so ordentlich aus«, warnte Jo.
    Â»Ich hab gestern aufgeräumt«, sagte Nadeschda. »Ich wusste ja nicht, wie du so drauf bist.«
    Â»Du hast geplant, mich zu dir nach Haus zu nehmen?«
    Â»Geplant nicht. Gehofft. – Schlimm?«
    Jo schüttelte den Kopf und trank einen weiteren Schluck Kaffee.
    Nadeschda biss mit weit aufgerissenen Augen in eine mit Honig bestrichene Brötchenhälfte. Dabei lief ihr der Honig über ihre Finger und an ihren Mundwinkeln hinab. Sogar das sieht gut aus bei ihr, dachte Jo. Nadeschda griff nach einer Serviette und wischte sich wieder sauber.
    Â»Magst du nichts essen?«, fragte sie.
    Â»Doch doch«, sagte Jo. »Ich weiß nur noch nicht, mit was ich anfangen soll.«
    Â»Darf ich dir was richten?«
    Jo zögerte. Ihre Mutter war die letzte, die ihr je ein Brötchen geschmiert hatte. Und das war eine Ewigkeit her.
    Â»Ja, gerne«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Â»Ich hab natürlich keine Ahnung, was du am liebsten magst …«
    Â»Ich …«
    Â»Nein, lass mich raten.« Nadeschda schaute Jo lange in die Augen und ließ ihren Blick dann über das Frühstückstablett gleiten. »Ich habs«,

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