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Ash Grey

Ash Grey

Titel: Ash Grey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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weinen. Ich unterdrücke es drei Häuserblöcke lang, dann platzt es aus mir heraus. Er weiß es, sie wissen es alle. Ich stehe alleine da und sie können mich alle mitleidig mustern. Dass ich selbst Schuld bin, werden sie sagen. Hätte ich Jens nicht verlassen, hätte ich jetzt ein Dach über den Kopf. Ich hätte ein Bett, aber ich konnte nicht bleiben, keine Sekunde länger. Er hat seither nicht mehr mit mir geredet, er hat nur versucht mich anzurufen und ein paar SMS geschrieben. Es ist fast drei Monate her und jetzt will er wissen wie es mir geht. Heute bin ich noch schwächer und verletzlicher als ich es damals war. Es ist ein guter Zeitpunkt für ihn. So kann er Märtyrer spielen. Er kann mit dem Finger auf mich zeigen und mir meinen Absturz prophezeien. Mit ihm wäre ich besser dran gewesen, das denkt er bestimmt.
    Ich laufe bis zum Moon und beruhige mich dort endlich. Es ist nicht so viel los wie gestern, aber die Musik ist gut. Sie spielen deutschen Rock , In Extremo, die Hosen und Jennifer Rostock .
    Ich stelle mich an die Bar und lasse meinen Blick schweifen. Das Publikum hier ist anders, reifer. Ich frage mich wie viele von ihnen Musiker sind. Ein paar kommen mir bekannt vor. Der Schwarzhaarige am Tisch gegenüber ist Leadsänger einer Band. Sie spielen Soft Metal und heißen Nova. Ich habe sie schon öfter gesehen. Er hat stahlblaue Augen, die ich von hier aus nicht sehen kann, aber ich weiß es. Es gibt kaum eine Independent Band die mehr Mädchen abschleppt und härter feiert. Sie würden besser spielen, wenn sie sich mehr auf ihre Musik konzentrieren würden, aber sie haben Talent. Er ist mit drei Mädchen und einem Freund hier. Als er zu mir rüber schaut, drehe ich mich um. Ich denke er mustert die Kellnerin hinter mir, aber hinter mir steht nur ein Kellner. Vielleicht ist er schwul. Dafür habe ich ihn schon mit zu vielen Mädchen gesehen. Als ich wieder nach vorne schaue, kommt er auf mich zu. Er stützt sich neben mir an der Bar ab und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sieht genauso aus wie Jared Leto.
    >> Ich hab dich schon mal gesehen << , sagt er und mustert mich.
    Ich nicke.
    >> Ja, kann sein. <<
    >> Hatten wir mal was miteinander? <<
    Es wundert mich nicht, dass er fragt. Er muss irgendwann den Überblick verloren haben.
    >> Nein. <<
    >> Okay, dann sollten wir das ändern. <<
    Er präsentiert ein schneeweißes Lächeln, lässt die unwirklich blauen Augen aufblitzen.
    >> Was trinkst du? <<
    >> Nichts! Nur Cola. <<
    Er schaut mich an, als hätte ich ihm gesagt, dass ich Chloroform trinke.
    >> Bist du schwanger? <<
    >> Ehm…nein. <<
    >> Wieso dann kein Alkohol? <<
    >> Ich will einfach nicht. <<
    >> Bist du prüde? <<
    >> Prüde? << , wiederhole ich.
    Ich weiß nicht. Das hört sich negativ an.
    >> Du siehst unschuldig aus. Unverbraucht, das mag ich. <<  
    >> So unschuldig bin ich gar nicht << , erwidere ich leise.
    Ich drehe immer die Lautstärke runter, wenn mir ein Gespräch unangenehm wird. Man versteht mich dann kaum noch.
    >> Willst du zu uns rüberkommen? <<
    Ich will Luft holen, etwas sagen, aber ich werde abgelenkt.
    >> Achtung Kleine! Du hast das was…Böses! << , meint Yoshi und zeigt auf den schwarzhaarigen Leadsänger.
    Neben ihm steht Joko. Sie müssen gerade erst gekommen sein.
    >> Sieh an, der Schwule und der Zwerg. <<
    Yoshi greift sich gespielt theatralisch an die Brust.
    >> Also jetzt hast du unsere Gefühle verletzt! Geht es Joko? Ich
    weiß du gibst viel auf die Meinung von zweitklassigen Sängern mit Drogenproblemen. <<
    >> Mein Ego kann das gerade noch so ab. Ich denke ich komm drüber hinweg << , erwidert der Bassist.
    Man braucht nicht sonderlich feinfühlig zu sein, um mitzubekommen, dass hier alte Rivalitäten ausgetragen werden.
    >> Am besten du setzt dich wieder zu deinen zugedröhnten Groupie Schlampen. Hier will keiner in den Genuss deiner psychologisch bedenklichen Sexpraktiken kommen << , meint Yoshi und stellt sich zwischen mich und die stahlblauen Augen.
    >> Fickt euch! Wir sprechen uns schon noch! <<
    Seine Drohung klingt nicht leer, aber Yoshi und Joko zeigen sich unbeeindruckt und lachen als der Nova Frontmann einen Abgang macht. Yoshi legt einen Arm um mich.
    >> Wow, ich wusste gar nicht, dass du eine Satansanbeterin bist! <<
    >> Ich kenne ihn nicht persönlich…er ist nur rübergekommen und… <<
    >> Und hat dich angegraben, wir habens gesehen! << , ergänzt er und bestellt etwas zu trinken. Ich bekomme ein Cola.
    >> Neo ist ein Freak,

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