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Ash Grey

Ash Grey

Titel: Ash Grey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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Tablette ein und will dann duschen gehen. Er fragt mich ob ich mitkomme, ganz vorsichtig. Das gestern hat ihn verunsichert, das wollte ich nicht. Ich versuche es irgendwie wieder gut zu machen. Er hat gerne Sex unter der Dusche. Wir bleiben bis das Wasser kalt wird. Auf der Heimfahrt schläft er. Entweder macht ihm der Wodka von gestern noch zu schaffen, oder es hat ihn ziemlich schlimm erwischt. Kai meint ich soll mir keine Sorgen machen, Felix hat so etwas öfter. In ein paar Tagen ist er angeblich wieder fit. Yoshi grinst mich die ganze Autofahrt über an, wenn ich ihn ansehe, so als hätte er ein schlechtes Gewissen. Ich will ihm sagen, dass er das lassen soll, weil es meine Schuld war, dass die Nacht gestern so seltsam ausgeklungen ist, aber ich will nicht vor allen anderen darüber reden. Felix liegt mit dem Kopf auf meinem Schoß. Ich streichle ihm über die Wange. Er schmunzelt ab und zu. Wenn er aufwacht blinzelt er zweimal und räuspert sich. Ich denke der Hals tut ihm weh, aber er jammert nicht. Ich würde ihn am liebsten die ganze Zeit küssen, weil sein Mund leicht geöffnet ist. Er hat den schönsten Mund der Welt. Ich bin so dankbar, dass ich hier sein darf. Es hätte alles so viel schlimmer kommen können. Ich denke oft darüber nach, was gewesen wäre, wenn ich Felix nicht begegnet wäre, aber nie genau. Irgendwie will ich mir keines dieser Szenarien ausmalen, aber ich weiß, dass ich unwirklich viel Glück gehabt habe.

MEIN GEHEIMNIS
    Felix ist krank. Nachts hat er Fieber, tagsüber hat er Halsschmerzen. Er trägt jetzt immer einen grauen Schal und flucht viel. Niemand ist gerne krank, aber Felix beschimpft sich ständig selbst. Als ob er etwas dafür könnte, dass sein Körper auf das viele Proben und den Stress reagiert. Er ist irgendwie süß wenn er vor sich hin grummelt. Ich versuche mich daran zu gewöhnen, dass er unglaublich selbstkritisch ist. Er sagt, er hätte das von seiner Mutter, zumindest hat ihm sein Vater das mal erzählt. Er erwähnt nur am Rande, dass sie tot ist. Das ist das erste Mal, dass er überhaupt über sie spricht – er tut es nur kurz, dann wechselt er das Thema. Er soll selbst entscheiden wie viel er mir erzählen will, also hake ich nicht nach.
    Als Felix der Hustensaft ausgeht, muss ich einkaufen gehen. Er trinkt zu viel von dem Zeug, aber so kann er wenigstens schlafen. Er döst auf der Couch vor sich hin und bekommt gar nicht mit, dass ich gehe. Die Apotheke ist gleich um die Ecke. Ich finde es gemein, dass Medizin so teuer ist. Die Apothekerin rät, dass Felix zum Arzt gehen soll, wenn der Husten in den nächsten Tagen nicht besser wird. Er geht nicht zum Arzt, dafür ist er viel zu eigensinnig.
    Yoshis Laden ist noch offen. Ich will kurz vorbeischauen um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Er packt gerade Ware aus als ich reinkomme.
    >> Hey! <<
    Wir haben uns seit der Rückreise von München nicht mehr gesehen. Er lässt die Kartons links liegen und umarmt mich.
    >> Alles klar? Wie geht’s Felix? Gibt er wieder Töne von sich, oder hört er sich noch immer an wie eine besoffene Kröte? <<
    Ich muss lachen.
    >> Es geht ihm ein bisschen besser, aber er schläft noch viel. <<
    >> Und dir? Wie geht’s dir? <<
    Irgendwie klingt er seltsam besorgt, so als wäre ich krank. Er sieht mich auch komisch an. Ich weiß nicht was er hören will.
    >> Es geht mir…gut? <<
    Ich klinge fragend, weil Yoshis Blick mich verunsichert.
    >> Ich fühle mich irgendwie scheiße, seit der Nacht in München << , meint er und lehnt sich gegen den Tresen.
    Ich hatte das schon verdrängt. Dass Yoshi sich noch immer Gedanken darüber macht, fühlt sich ungut an. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen.
    >> Ich hätte mich nicht zu euch legen dürfen. <<  
    Ich schüttle den Kopf.
    >> Nein! Das war schon okay! Da ist doch nichts dabei gewesen, oder? <<
    Mein Satz klingt unlogisch fragend und viel zu aufgebracht. Wahrscheinlich hätte das niemand außer mir so formuliert. Ich werde furchtbar nervös und will es verstecken. Ich fange mal wieder an mich am Oberarm zu kratzen obwohl es nicht juckt.
    >> Wenn es nicht wegen mir war, dann hast du wegen Felix geheult? Was hat er denn gemacht? Wollte er irgendeine abartige Sexpraxis mit dir abziehen, oder… <<
    Yoshi versucht die Stimmung ein wenig aufzulockern, indem er scherzt. Er weiß, dass Felix nichts Abartiges mit mir machen würde, nichts was mich zum Weinen bringen würde.
    >> Es war nicht wegen Felix! Oder dir! << , versichere ich

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