Ash Grey
hektisch.
Ich würde am liebsten im Kreis laufen, weil ich mich irgendwie gefangen fühle, eingekreist.
>> Echt jetzt Kim! Du hast furchtbar ausgesehen! Total verheult und fertig! Felix hat das nicht mitbekommen. Er denkt, er wäre dir nur auf die Nerven gegangen. Er hat dich nicht gesehen als du zurück ins Bett bist, ich schon! Ich wollte dich deswegen schon anrufen, aber Felix tickt aus wenn ich ihm erzähle wie du ausgesehen hast! Ging es um Clara? Hat sie dir doch wehgetan? Hat sie dir irgendeinen Scheiß über Felix erzählt? <<
Ich taste unbewusst nach meiner Hüfte. Darauf prangt ein riesiger Bluterguss. Ich weiß nicht ob ich ihn mir zugezogen habe als ich hingefallen bin, oder ob Clara mich getreten hat. Felix hat ihn noch nicht gesehen. Wir hatten in München das letzte Mal Sex, seitdem ist er krank.
>> Hatte er mal was mit ihr? <<
Yoshi schüttelt sofort den Kopf.
>> Felix und Clara? Nein! Er steht überhaupt nicht auf aufgedonnerte Blondinen und Psychos! Sie ist beides! <<
>> Auf was steht er denn? Sie ist schon hübsch. <<
Ich denke ich komme mit diesem vorsichtigen Themenwechsel durch.
>> In erster Linie steht er auf dich! << , meint Yoshi.
>> Also hast du wegen Clara geheult? << , legt er nach, diesmal noch fragender.
Ich zucke mit den Schultern. Soll ich lügen? Soll ich gehen? Mir ist schlecht.
>> Ich bin übersensibel! Und manchmal hysterisch! Nichts weiter! <<
Genau das hat Jens zu mir gesagt, am Morgen danach. Übersensibel und hysterisch, diese Wörter haben mir so wehgetan und jetzt benutze ich sie selbst. Ich muss weinen.
>> Siehst du? << , schluchze ich.
>> Vielleicht bin ich auch ein Psycho, genau wie Clara! <<
Yoshi hält mich fest als ich weggehen will. Er zieht mich zu sich und nimmt mich in den Arm. Eigentlich wollte ich nur Hallo sagen. Ich wollte ihm nur mitteilen, dass es Felix ein bisschen besser geht und jetzt stehe ich hier und heule. Ich fühle mich elend und ängstlich. Ich habe Angst, dass er mich abstoßend findet, oder dass Felix mich abstoßend findet.
>> Hey! Ganz ruhig, Kleine! Was ist denn los? <<
Er klingt nicht neugierig, nur einfühlsam und ein wenig hilflos.
>> Du darfst es Felix nichts erzählen! Okay?! Ich…ich… << , ich bringe kaum etwas heraus, weil ich zu aufgebracht bin.
>> Schon gut! Beruhig dich! Was es auch ist, du kannst es mir sagen! <<
Yoshi läuft rüber zur Tür und schließt ab. Er lässt die Rollläden herunter. Es wird ein wenig dunkler im Geschäft und ich kann wieder Luft holen.
>> Ich will nicht dass er mich rauswirft. Ich will ihn nicht verlieren. Ich will nicht mehr alleine sein. Ich will nicht in irgendein scheiß Heim! <<
Meine Stimme ist ganz monoton und wie immer viel zu leise. Yoshi kommt zu mir und legt mir die Hand auf die Wange.
>> Nein! Nein! Sicher nicht! Felix verlässt dich nicht! Da müsstest du schon einen Mord begangen haben! Hast du doch nicht, oder? <<
Yoshi grinst mich an. Ich kann nicht zurückgrinsen weil mir eiskalt ist und ich nach Worten suche.
>> Selbst wenn er dich verlässt… << , meint Yoshi vorsichtig.
Mein Herz setzt einen Schlag lang aus.
>> …du kommst in kein Heim, oder in irgendeine Einrichtung! Das verspreche ich dir! Egal was du gemacht hast, ich lass dich nicht hängen, okay? <<
Ich starre Yoshi an. Er meint es ernst. Ich glaube ihm. Der Gedanke, dass Felix nicht damit umgehen kann, macht mich trotzdem wahnsinnig.
>> Schwör es! << verlange ich.
>> Was denn? << , fragt er verunsichert leise.
Über seinem Kopf schwebt ein riesiges imaginäres Fragezeichen. Er hat keine Ahnung warum ich so aufgebracht bin, aber er gibt sich trotzdem die größte Mühe nicht ungeduldig zu werden.
>> Schwör, dass du Felix nichts erzählst! Ich will nicht, dass er es weiß! Es wissen schon zu viele. Alle wissen es. <<
>> Was wissen alle? <<
>> Schwör es! <<
>> Ich schwöre auf das Grab von Jimi Hendrix , dass ich Felix nichts erzähle! <<
Ich nicke und versuche ruhiger zu werden. Yoshi lässt mir Zeit, er drängt mich nicht. Es ist mir furchtbar peinlich, dass ich so aufgebracht reagiere, fast noch peinlicher als das was passiert ist.
>> Eigentlich ist es eine dumme Geschichte << , meine ich schließlich.
>> Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen dürfen, aber ich war nicht ich. <<
>> Willst du ein Glas Wasser? <<
Ich schüttle den Kopf und räuspere mich. Meine Stimme klingt nur so beschlagen weil ich vorhin geheult habe.
>> Ich war mit Jens und dem Rest der Band auf einer
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