Ash Grey
Party. Sie haben immer viel getrunken, aber ich denke es war an diesem Abend nicht nur Alkohol. Ich weiß es nicht. Ich hatte sie nicht immer im Auge, aber Jens war seltsam, als er dann nachhause wollte. Ich kenne ihn so gut, ich weiß, dass er ein Arsch ist, dass er mich nicht immer unbedingt gut behandelt hat, aber er hätte das nicht gemacht, wenn er nur betrunken gewesen wäre! Irgendwas war da noch… <<
Ich rede und Yoshi hört zu, zumindest bis zu einem gewissen Punkt in meiner Geschichte. Ab dort stellt er nur noch Fragen und wird wütend. Ich kann auf vieles nur mit den Schultern zucken, weil ich überfordert bin. Meine Reaktionen machen Yoshi nur noch wütender, aber ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Entweder bin ich zu emotional, oder ich bin zu ruhig. Ich weiß, dass das ein Problem ist. Ein stärkerer, reiferer Mensch würde anders damit umgehen, aber das bin ich eben nicht. Es dauert lange bis er sich beruhigt. Ich stelle mir Felix‘ Reaktion vor. Er wäre noch angewiderter.
Yoshi sitzt schon eine ganze Weile stumm neben mir am Fensterbrett. Er hat sich ein Bier aufgemacht und starrt konzentriert ins Leere.
>> Bitte verrat es niemanden! Wenn du willst, dass ich bei Felix ausziehe, dann sag es mir, aber nicht ihm, okay? <<
Er schüttelt den Kopf.
>> Wieso sollte ich das wollen? <<
>> Weil ich nicht gut genug für ihn bin. Stell dir vor ihr werdet berühmt und es kommt raus, dass ich… <<
>> Kim du hast echt einen Knall! <<
Ich zucke zusammen. Yoshi stellt sich vor mich und mustert mich.
>> Das ist doch nicht deine Schuld! Du hast diesem Idioten vertraut! Er hat dich ausgenutzt, weil du abhängig von ihm warst! Natürlich versucht er sich im Nachhinein rauszureden und das Ganze hinunterzuspielen! Ich sollte ihm die Zähne ausschlagen! Und diesem anderen Arsch auch! <<
>> Nein! Das bringt doch nichts! Ich will nicht, dass du dich meinetwegen schlägst! Ich will Jens und die Sache vergessen! Ich will vergessen, dass ich so dumm und feige war! Ich will nicht ständig daran denken müssen! <<
Yoshis Blick füllt sich mit Mitleid.
>> Felix hat erzählt, dass du manchmal Alpträume hast. <<
Ich zucke nur mit den Schultern. Yoshi und Felix reden viel über mich, das ist mir schon aufgefallen.
>> Er denkt, das mit deiner Mutter würde dich so fertig machen. << Yoshi seufzt laut und rauft sich die Haare.
>> Ach Kleine! Du hattest es bis jetzt echt nicht leicht! Du warst ja nur von selbstsüchtigen Arschlöchern abhängig! <<
Er nimmt mich in den Arm.
>> Und dann läuft dir Felix über den Weg und sein verrückter bisexueller Freund, macht dir das Leben schon wieder schwer! <<
Ich sehe zu Yoshi auf. Er grinst mich schief an.
>> Du macht mir das Leben doch nicht schwer! Wie kommst du darauf? <<
Er schüttelt den Kopf.
>> Vergiss es! Das ist mein Problem! Ich will dir helfen und für Felix ein guter Freund sein, nichts weiter… <<
>> Das bist du! <<
>> Hmmm... <<
Yoshi murrt, ich verstehe aber nicht wieso. Felix hat noch nie ein schlechtes Wort über ihn verloren. Sie stehen sich sehr nahe, ich weiß nicht warum er sich überhaupt darüber Gedanken macht.
>> Wir müssen zusehen, dass es dir ab jetzt gut geht, ja? <<
Sein Satz ist so süß, dass ich wieder glasige Augen bekomme.
>> Dir darf nicht mehr so viel Scheiß passieren! Damit wir das ganze wieder ausgleichen können, musst du ab jetzt dauerglücklich sein, am besten mit Felix! <<
Ich lächle und nicke.
>> Ich geb mir Mühe! <<
Er grinst kurz und wendet sich dann ab.
>> Du solltest sowieso wieder zu ihm gehen, sonst macht er sich Sorgen. <<
Ich war wirklich lange weg. Ich weiß nicht, ob Felix wach ist, aber wenn er es ist, fragt er sich bestimmt wo ich bin.
>> Danke Yoshi! <<
Er zuckt nur mit den Schultern. Ich gehe nochmal zu ihm und stelle mich auf die Zehenspitzen. Ich bin trotzdem zu klein um ihm ein Küsschen aufzudrücken, er muss sich ein Stückchen hinunterbeugen. Er lächelt schief und dreht sich dann wieder weg. Wahrscheinlich muss er das alles erst verdauen.
Mir geht es besser. Es fühlt sich an, als wäre ich eine Last losgeworden. Yoshi ist Balsam für meine Seele, genau wie Felix. Sie haben mich aufgefangen, aus freiem Fall.
EINE BENEIDENSWERTE KINDHEIT
Ich sitze mit Tweety bei den Umkleidekabinen und warte auf Felix. Er bedient noch eine Kundin. Während ich Gummibärchen esse, versuche ich nicht auf das Mädchen zu achten das ihn so offensichtlich anschmachtet.
>> Wenn sie noch einen Knopf
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