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Ash Grey

Ash Grey

Titel: Ash Grey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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Stimmbänder beim Arzt durchchecken lässt, aber Felix bleibt stur. Während ich versuche ein bisschen etwas hinunterzubekommen, schweift mein Blick auf das Foto im Regal links von mir. Ich bin mir sicher, dass es Felix‘ Mutter zeigt. Sie sieht ihm zum Verwechseln ähnlich, ist genauso schön. Es wundert mich nicht, dass Felix so gut aussieht. Bei solchen Eltern kann man nur gute Gene abgreifen. Außerdem weiß ich jetzt von wem er das freundliche Wesen hat. Michael ist ein toller Mensch. Ich wünschte er wäre mein Vater, aber dann wäre Felix mein Bruder und das wäre seltsam. Ich bin wirklich neidisch auf ihn weil er in einem Haus voller Musik großgeworden ist in dem er immer willkommen sein wird. Ich frage mich wie das ist und wie es sich anfühlt. Wahrscheinlich weiß man ein Zuhause nicht zu schätzen, solange es selbstverständlich ist. Für mich ist es das nicht.
    >> Alles klar? Hast du keinen Hunger? << , fragt Felix.
    Ich fühle mich ertappt.
    >> Doch! Ich war nur in Gedanken! Wie viele CDs und Vinylplatten stehen hier? <<
    Der Themenwechsel gelingt mir. Ich will nicht, dass Felix schon wieder darüber nachdenkt warum ich so wenig esse. Michael lacht leise und überlegt dann.
    >> Ich weiß nicht, ich habe sie nie gezählt, aber es dürften schon an die tausend sein. <<
    Ich nicke beeindruckt und entdecke eine CD in der Glasvitrine die Felix auch zuhause stehen hat. Vorne drauf steht „Ash Grey“. Michael ist stolz auf ihn, das merkt man. Überall hängen Fotos von Felix. Auf den meisten steht er auf der Bühne - dort gehört er auch hin.
    Ich mag das Haus, die Atmosphäre und Michael, aber ich komme mir klein vor. Er gibt mir nicht das Gefühl nicht hierher zu passen, aber ich rede es mir trotzdem ein, schließlich ist es so. Jens hat kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Ich habe sie nie kennengelernt, weil sie sich auch nicht um ihn kümmern. Der Gedanke der mir gerade kommt tut mir im Herzen weh. Ich passe besser zu Jens. Ich verdränge die Erkenntnis. Ich liebe Felix, ich will ihn nicht verlieren. Diese Angst lähmt mich manchmal. Seit ich sie zugelassen habe, wird sie immer stärker. Ich muss irgendwie selbstbewusster werden, aber das ist schwer bei meiner Vergangenheit.
    >> Wollt ihr noch Café? << , fragt Michael.
    Ich schaue rüber zu Felix der mich schon die längste Zeit mustert. Ich lächle ihn an weil ich Angst habe, dass er mitbekommen hat worüber ich nachgedacht habe.
    >> Ein anderes Mal, ja? Wir gehen heute noch ins Moon und ich will mich vorher eine Stunde hinlegen. Ich bin müde vom Arbeiten. <<
    Felix‘ Einwand klingt gelogen. Er legt sich nie nach dem Arbeiten hin, außer er ist krank. Sein Vater nickt und lächelt.
    >> Ja, mach das. Wir haben ein noch genug Zeit zum Café trinken! Kommt vorbei wann ihr wollt, aber sagt früh genug Bescheid, damit ich aufräumen kann, sonst ruft Felix noch beim Fernsehen an! <<
    Michael zwinkert mir zu. Er begleitet uns zur Tür und steckt Felix Geld zu. Ich weiß nicht wie viel er bekommt, aber er murrt ein wenig.
    >> Ich bin einundzwanzig! Du musst mir nicht jedes Mal etwas geben wenn ich hier bin! <<
    >> Ich bin ein chaotischer, verrückter Musiklehrer! Was soll ich denn bitte sonst mit meinem Geld machen? <<
    Felix grinst und umarmt seinen Vater.
    >> Grüß Yoshi, ja? <<
    >> Mach ich. <<
    Mir fällt wieder ein, dass Felix und Yoshi schon in der Grundschule Freunde waren. Wahrscheinlich war er früher oft hier.
    >> Hat mich gefreut Kim. Kommt bald mal wieder vorbei. <<
    Ich nicke.
    >> Ja, gerne! Hat mich auch gefreut! <<
    Meine Stimme klingt seltsam. Ich bin noch immer nervös, oder schon wieder. Felix nimmt meine Hand und wir gehen.
     
    Ich will unbedingt etwas sagen, ein Gespräch anfangen um sicher zu gehen, dass er nicht wütend auf mich ist. Ich habe mich nicht besonders gut angestellt. Felix ist bestimmt enttäuscht. Als wir im Bus sitzen, starrt er den Sitz vor ihm an.
    >> Dein Vater ist echt nett. <<
    Er sieht mich an, als hätte ich gesagt, dass ich den Bus in die Luft jagen will. Erst nach ein paar Sekunden wird sein Blick weicher.
    >> Ja, ist er. <<
    >> Er ist ziemlich stolz auf dich. <<
    >> Tut mir leid Kim. <<
    Ich denke er sagt mir jetzt, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein kann. Ich darf nicht weinen, nicht hier. Der Bus hält und wir steigen aus.
    >> Das war gerade ziemlich unangenehm für dich, oder? <<
    Ich schüttle den Kopf.
    >> Nein! Ich bin nur nicht gewohnt, dass…es ist ungewohnt, dass… <<
    Auch wenn ich

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