Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
seine linke Hand und der Daumen daran, den jemand in Säure versenkt zu haben schien. Es kam ihm so vor, als würde sich der Splitter immer tiefer in sein Fleisch graben.
Ash sah, wie sein Onkel blass vor Angst zu ihm hinunterkletterte. Dann wurde er vom Licht einer Taschenlampe geblendet.
»Leuchten Sie ihm doch nicht direkt in die Augen!«, schimpfte Onkel Vik, während er Ash den Staub vom Gesicht wischte. »Bist du verletzt, Ash?«
Ash hatte nicht den Eindruck, als sei etwas gebrochen, außerdem konnte er noch immer mit den Zehen wackeln. Das war ein gutes Zeichen. Vermutlich. »Mir geht’s gut. Glaube ich.«
»Ihr Männer hebt die Deckenplatte an. Auf drei!« Jemand huschte durch den Lichtkegel und gab Befehle. Ash bemerkte ein Paar auf Hochglanz polierte schwarze Schuhe. Dann legte Lord Savage eine Hand auf Onkel Viks Schulter. »Sobald wir das hochhalten, Professor, ziehen Sie den Jungen raus.«
Onkel Vik nickte und umschlang Ashs Handgelenke.
»Eins. Zwei.« Von der Platte, unter der Ash gefangen war, rieselten lose Erde und Sand. »Drei!«
Mehrere Männer stöhnten, Stein wetzte gegen Stein. Ash holte tief Luft und stieß sich mit den Füßen ab, während sein Onkel kräftig an seinen Armen zog. Ash schürfte sich auf dem harten Lehmboden die Knie auf, doch das war ihm egal. Noch einmal stieß er sich ab und kam endlich frei.
»Fallen lassen!«
Onkel Vik schloss Ash in die Arme, als die drei anderen Männer den schweren Stein losließen, der daraufhin in vier große Stücke zerbrach.
»Ash …«
Vik drückte ihn noch fester als zuvor die eingestürzte Decke. Dann trat sein Onkel einen Schritt zurück und musterte ihn.
»Ash, geht es dir gut? Irgendwas gebrochen? Tut dir was weh?«
»Ich bin okay.« Als Ash erneut hustete, reichte ihm jemand eine Wasserflasche. Die Hälfte des lauwarmen Inhalts trank er in einem Zug, den Rest goss er sich über den Kopf.
Überall um ihn herum versammelten sich Menschen mit Taschenlampen. Halb zog, halb trug man ihn aus der eingestürzten Grube. Mit noch immer schwirrendem Kopf sah Ash, dass die Kammer, die er gefunden hatte, in sich zusammengefallen war. War vielleicht keine so gute Idee gewesen, ein Loch in eine Stützmauer zu schlagen.
Ash kletterte eine kurze Leiter hinauf und fand sich in einem Halbkreis von Menschen wieder, die wenig mehr als dunkle Schemen waren, bis einer von ihnen vor- und ins Licht der Lampen trat.
»Wenn Sie mich fragen, sieht der Junge unverletzt aus«, meinte Lord Savage.
Ash wandte sich ab. Wo war sein Onkel? Im trüben Licht wirkten die versammelten Männer unmenschlich, wie groteske Zerrbilder, teils Mensch, teils Tier und teils … etwas anderes. Ihre Zähne waren zu lang, die Augen zu groß, das Lächeln auf ihren Lippen zu gierig. Ash stolperte mit vor Panik klopfendem Herzen rückwärts. Träumte er noch immer?
Nein, nein, nein. Er verbarg sein Gesicht. Rakshasas gab es nicht in echt. Dennoch – er konnte sie zwar nicht mehr sehen, aber ein komischer Gestank war noch immer allgegenwärtig und verklebte seine Nase. Der Geruch nach Schweiß und Blut.
»Vielleicht sollten wir ihn zum Schloss bringen.« Mayar trat vor, auf der Nase eine neue Sonnenbrille. »Wir könnten uns um ihn kümmern.«
»Onkel?«, sagte Ash.
Plötzlich schlug sein Herz doppelt so schnell, als Jackie, die Engländerin, ihm den Weg versperrte. Im Zwielicht wirkte ihr Haar dichter, wie Mähne oder Fell. »Armer Junge«, hauchte sie mit aufgesetztem Mitleid. »Er sieht zu Tode verschreckt aus.«
»Onkel?« Wo steckt er?
»Ja, Lord Savage«, sagte der hochgewachsene Mann mit der Hakennase und schlug die Fingernägel aufeinander. »Lassen Sie uns den Jungen versorgen.« Es war Jat. Gaukelte Ash seine Fantasie etwas vor oder waren diese Nägel gewachsen? Sie erinnerten ihn an die langen, gebogenen Krallen eines hässlichen Vogels.
Jemand packte Ash an der Schulter, sodass er um ein Haar aufgeschrien hätte. Doch es war nur Onkel Vik, der Ash anlächelte und ihn dicht zu sich zog.
»Ich glaube, wir sollten jetzt heimgehen«, sagte Onkel Vik.
»Wirklich, Professor Mistry, ich glaube nicht, dass das nötig ist.« Savage schnippte mit den Fingern. »Ich werde mein Personal veranlassen, dem Jungen hier ein Quartier herzurichten, wo er sich ausruhen und einer meiner Ärzte ihn untersuchen kann. Viel einfacher, als den ganzen Weg nach Varanasi auf sich zu nehmen.«
»Mr Savage, ich bin durchaus imstande, meinen Neffen selbst zu versorgen.«
» Lord
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