Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
ihr.
»Aua!«
Ein Splitter bohrte sich in seinen Daumen und es tat höllisch weh. Die oberste Spitze des Pfeilkopfes, nur ein paar Millimeter Metall, war abgebrochen und hatte sich tief in Ashs Haut gegraben. Verdammt, das brannte wie ein Skorpionstich.
Wie konnte das nur dermaßen wehtun? Ashs Herz hämmerte so laut, als schlüge jemand in seinem Kopf auf eine gewaltige Trommel. Die Statue schien zu schwanken und lebendig zu werden. Ramas Brust hob und senkte sich, als er tief einatmete und sich die Spinnweben aus dem Gesicht wischte.
Ash gefror das Blut in den Adern – er blickte in sein eigenes Antlitz.
Bumm. Bumm. Bumm. Jeder Schlag schien ihn in Stücke zu reißen. Ash sank auf die Knie und umklammerte seinen Kopf, während Übelkeit in ihm aufstieg. Das Trommeln wurde immer lauter, bis es das Einzige war, was Ash noch wahrnahm. Er schloss die Augen und brüllte, doch seine Schreie gingen im Dröhnen der Schläge unter.
Kapitel 7
»Rama!«
Er blinzelt. Der Schmerz in seinem Kopf lässt nach, doch sein Blick ist noch immer vernebelt. Alles, was er sieht, sind unscharfe Schatten über ihm.
Rama? Warum nennen sie ihn Rama? Sein Name ist nicht Rama, sondern …
Er schüttelt den Kopf. Sein Geist ist voller Sand, der seine Gedanken und Erinnerungen verhüllt. Wie heißt er? Er liegt auf dem Boden, über ihm ragen bewaffnete Soldaten auf, deren beschattete Gesichter von Angst und Besorgnis gezeichnet sind. Er will aufstehen und fährt mit den Fingern über die harte, staubige Erde. Nein, es ist nicht Staub, der den Boden bedeckt. Sondern Asche.
»Ash …«, murmelt er. Warum kommt ihm das so vertraut vor? Das Wort schallt ihm wie von einem weit entfernten Ort entgegen. Ist es eine verlorene Erinnerung?
Ash. Ist er Ash? Oder …
»Rama.« Eine Hand legt sich auf seine Schulter. »Mein Bruder.«
Bruder? Er hat keinen Bruder, oder etwa doch? Er wendet sich dem Mann über ihm zu. Sein Gesicht ist schmal, gut aussehend, aber verhärmt. Er trägt eine Rüstung, reich geschmückt und fürstlich, jedoch voller Dellen und Schrammen, außerdem bedeckt mit Blutspritzern. In den braunen Augen des Mannes schimmern Liebe und Sorge. Dieses Gesicht ist ihm vertraut.
»Lakshmana, bist du das?«
»Ja, Bruder.« Lakshmana verstärkt seinen Griff und zieht ihn auf die Füße.
Rama steht auf. Kurz schwankt er, fängt sich aber bald. Neben ihm stehen einige seiner Generäle, denen er zulächelt. Ihre Erleichterung ist überdeutlich zu erkennen. Wäre Rama gestorben, hätten sie alle Hoffnung verloren.
»Ihr seid gefallen, mein Prinz«, sagt Neela, sein ergebenster General. Der alte Krieger reicht ihm einen Lederbeutel mit lauwarmem Wasser. Rama trinkt hastig und schüttet sich den Rest über Kopf und Oberkörper. Als das Wasser auf den glühenden Metallplatten verdunstet, steigt Dunst von der Rüstung auf.
»Du hast sieben Tage lang gekämpft, ohne zu schlafen. Du musst dich ausruhen«, sagt Lakshmana.
Rama – ja, er ist Rama – atmet tief durch und beruhigt den Wirrwarr in seinem Kopf.
Da war eine Grube und dahinter eine Kammer. Er konnte nicht deutlich sehen, es war dunkel. Mit geschlossenen Augen versucht er, sich die Details in Erinnerung zu rufen, aber je mehr er sich bemüht, desto verschwommener wird das Bild. Alles, woran er sich erinnert, ist der Schmerz in seinem Daumen.
Nun blickt er auf diesen Finger, sieht jedoch nichts. Was war das für ein Name? Schon hat er ihn vergessen, während er die Asche von seinen Fingerspitzen wischt. Es spielt keine Rolle, denn er ist Rama, Prinz von Ayodhya, und nun ist er hier.
Im Krieg.
Der Himmel leuchtet rot, als stünden die Wolken in Flammen. Die vier Winde heulen über endlose Schlachtfelder und vermischen sich mit den Schreien von Millionen von Soldaten, dem Lärm aufeinanderkrachender Schwerter und in Mitleidenschaft gezogener Schilde, dem Kreischen der Rakshasas.
Die Welt brennt und mitten im Herzen des Infernos steht Rama.
»Schaut!«, ruft Neela. In unzähligen Schlachten schon hat Neela an seiner Seite gekämpft, hat seinen Mut und seine Tapferkeit über tausendmal bewiesen. Doch nun sieht Rama Angst in den Augen des alten Kriegers und hört, wie seine Stimme zittert.
Ramas Herz schlägt schneller und sein Atem ist heißer als der Wüstenwind. Er späht über das Meer aus Blut und Tod zu dem Wesen, das selbst den heldenhaften Neela in Angst und Schrecken versetzt.
Ein Riese, ganz aus Gold, walzt durch Ramas Armee. In jeder Hand hält er ein Schwert
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