Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Vorkehrungen getroffen.«
»Was für Vorkehrungen?«, wollte Ash wissen.
»Da, schau!« Lucky deutete nach vorne.
Am Flussufer vor ihnen standen zahlreiche Autos, deren Fahrer in Grüppchen plauderten und Zigaretten rauchten. Eine Frau in einem weißen Baumwollanzug dirigierte die Gäste in eine Flotte von Ruderbooten, die an einem klapprigen Steg vertäut waren. Ein Schwung Gäste nach dem anderen wurde ans gegenüberliegende Ufer gerudert, während Jungen mit Laternen hin und her rannten und ihnen leuchteten. Eddie parkte neben den übrigen Wagen.
Verdammt, tut das weh! Nachdem Ash aus dem Auto gestiegen war, streckte er sich erst einmal und bog die Wirbelsäule durch, in der Hoffnung, dass kein bleibender Schaden entstanden war. Sein Hintern fühlte sich an, als hätten die Sitzfedern dort tiefe Abdrücke hinterlassen.
In einem nahen Busch raschelte das trockene Laub. Etwas darin bewegte sich. Lucky griff erschrocken nach Ashs Arm, als ein dürrer Aasgeier seinen Kopf aus dem Gebüsch hob und sie anstarrte. Aus seinem Schnabel hing ein blutiges Stück Fleisch, das dem Vogel gut zu schmecken schien.
Ash trat näher, um sich das Festessen genauer anzusehen. In der matschigen Uferböschung lag ein toter Wasserbüffel, dessen Hinterläufe fehlten. Seine weit aufgerissenen Augen schimmerten schwarz. Der Geier pickte mit dem Schnabel hinein und riss den Augapfel aus seiner Höhle.
»Das ist so eklig.« Angewidert verzog Lucky das Gesicht und schaute weg.
»Professor Mistry?«
Die Frau in Weiß kam nun auf sie zu und lächelte zur Begrüßung. Sie war eine Europäerin, aber ziemlich sonnengebräunt, und trotz der aufziehenden Dämmerung trug sie eine schicke Sonnenbrille. Ihr dickes, ungekämmtes Haar wurde nur lose von Haarnadeln aus Elfenbein zusammengehalten. Sie legte die Handflächen aufeinander. » Namaste . Ich bin Jackie, die persönliche Assistentin von Lord Savage.« Sie hatte einen britischen Akzent und sprach ganz schön geschwollen.
»Vikram Mistry, zu Ihren Diensten.« Ashs Onkel nahm Tante Anita an der Hand. »Und das hier ist meine Frau.«
» Namaste , Mrs Mistry«, begrüßte Jackie auch sie.
»Nennen Sie mich doch Anita«, antwortete Ashs Tante, während sie sich die Falten aus ihrem Seidensari strich, dessen Stoff die Farbe von schimmernden Silberperlen hatte und mit Goldfaden bestickt war. Diesen Sari trug Tante Anita nur zu besonderen Anlässen. Also zum Beispiel, wenn sie reiche Adelige besuchen ging.
»Was für ein bildschönes Kind«, schwärmte Jackie, als sie Lucky entdeckte. Sie kniete sich hin und streichelte Lucky mit einem langen Fingernagel über die Wange, während ihr Lächeln noch breiter wurde. »Du siehst ja wirklich zum Anbeißen aus.«
Lucky zuckte erschrocken zusammen und versteckte sich hinter Ash. Jackies Lächeln schrumpfte nahezu unmerklich, dann stand sie auf und wandte sich an Onkel Vik.
»Lord Savage freut sich schon sehr, Sie kennenzulernen«, berichtete sie. »Er ist ein großer Bewunderer Ihrer Arbeit.«
»Ich fühle mich geschmeichelt.«
Jackie wies auf die Boote. »Es tut mir so leid, Ihnen diese Umstände machen zu müssen, aber ich hoffe, dass Sie es uns nicht zu übel nehmen. In letzter Zeit wurde die Brücke wegen der Ausgrabungen von den vielen schweren Lkw, die am Tag mehrmals hin- und herfahren, stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute Morgen schließlich ist ein Wagen seitlich eingebrochen und abgestürzt. Keine schöne Sache.« Sie schnippte mit den Fingern und auf der Stelle erschien ein einheimischer Junge mit einer Kerosinlampe in der Hand. »Bis die Brücke repariert ist, wird es wohl eine Weile dauern.«
»Ausgrabungen?«, hakte Vik nach. »Ich wusste gar nicht, dass man in Varanasi gräbt.«
»Nicht nur in Varanasi«, erklärte Jackie. »Die Familie Savage setzt sich schon seit Jahrhunderten stark für indische Archäologie ein. Die Waffensammlung von Lord Savage gehört zu den größten der Welt.«
Waffensammlung? , dachte Ash. Vielleicht würde der Abend doch kein totaler Reinfall werden.
»Will Lord Savage sich deshalb mit mir treffen?«, fragte sein Onkel.
»Eins nach dem anderen, Professor.«
»Was ist denn da passiert?«, wollte Ash wissen und zeigte auf den halb aufgefressenen Büffel.
»Sumpfkrokodile. In diesem Fluss gibt es einige davon«, klärte Jackie ihn auf. »Kein guter Platz, um schwimmen zu gehen.«
Ash fiel auf, dass ihr Blick ungewöhnlich lange auf dem toten Tier hängen blieb. Und leckte sie sich etwa über
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