Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
war ihre Stimme von eiskaltem Hass erfüllt. »Er war böse, Ashoka. Das pure Böse. Meine Mutter war eine menschliche Prinzessin. Er hat sie geraubt und viele Jahre lang gefangen gehalten. Er … hat sie verwandelt, sodass man sie kaum mehr als Mensch erkennen konnte, als ich geboren wurde, geschweige denn als die Prinzessin, die sie einst war. Früher oder später hat er das mit allen Gefangenen gemacht. Er hatte Spaß daran, Adelige zu entführen und Lösegeld zu erpressen. Sobald der Preis gezahlt war, schickte er sie zurück – so hässlich, dass man es nicht in Worte fassen kann, verkrümmt und entstellt. Der einzige glückliche Tag meiner Mutter war der, an dem sie sich das Leben nahm. Es war die einzige Möglichkeit, Ravana und seinem Irrsinn zu entkommen.«
Ash stützte die Ellbogen auf das Geländer und schaute auf den dunklen Fluss. Ein Zug brennender Kerzen trieb auf der glitzernden Wasseroberfläche, hundert leuchtende Seelen. Er warf Parvati einen Blick von der Seite zu. Sie war zu gedankenverloren, um es zu bemerken.
In ihr tobte unfassbar große Wut. Einerseits war das ziemlich gruselig, aber andererseits, musste er zugeben, auch ganz schön cool. Zu seinen Freunden zählten nicht besonders viele Mädchen. Und Mädchen, auf die er stand, so wie Gemma, waren für ihn völlig unerreichbar – so unerreichbar, dass er einen Knoten in der Zunge bekam, sobald sie auch nur in seine Nähe kamen. Trotzdem stand er jetzt hier mit einer Dämonenprinzessin. Als er zusah, wie ihr langes Haar im Wind wehte, schlug sein Herz schneller. Wieder berührte sie das Medaillon und streichelte sanft darüber. Prachtvolle Gravuren zierten die Oberfläche und Ash vermutete, dass es alt und ziemlich wichtig für sie sein musste.
Ein Boot glitt aus der Finsternis und ein paar der Kinder am Ufer rannten darauf zu. Unter Ash flutete Licht den Weg, als die Tür des Lalgur sich öffnete und Rishi heraustrat.
»Wo will er hin?«, fragte Ash. Warum ging er? Das konnte er nicht machen, er musste doch hier, bei ihnen, bleiben. Ashs Stimme zitterte vor Beklemmung. »Er darf nicht gehen.«
Parvati nahm seine Hand. Es war eine so merkwürdige und unerwartete Geste, dass er nur blinzelnd darauf starren konnte.
»Ich werde dich beschützen«, sagte sie, während sie seine Finger drückte und ihm in die Augen blickte. Ash hätte in ihren versinken können, so tief und dunkel und hypnotisierend waren sie. Langsam schloss sie sie, schüttelte den Kopf – und ging.
Was sollte das denn?
»Ash und Parvati, verliebt, verlobt …«, sang Lucky, die durch die steinerne Ornamentwand ihres Zimmers lugte, »… VER-HEI-RA-TET.«
»Halt die Klappe, Lucks.«
Kapitel 14
Die Tage vergingen und nach einer Weile kehrte eine gewisse Routine ein. Zum Frühstück wurde Ash von Hakims Freund Monk verprügelt. Hakims zweiter Kumpel, Rajiv, übernahm den Job dann um die Mittagszeit und Hakim persönlich erwies Ash kurz vor dem Schlafengehen die Ehre.
Ujba unternahm nichts, sondern stellte nur sicher, dass sie ihn nicht wirklich umbrachten.
Jeder Millimeter von Ashs Körper war von blauen Flecken übersät und zerschunden. Doch nach und nach fand Ash etwas über sich selbst heraus: Er kam damit klar. Er konnte nicht Kontra geben, noch nicht – bisher war ihm kein einziger Treffer geglückt. Aber er stemmte die Füße fest auf den Boden, spannte die Muskeln an und ging immer seltener zu Boden, auch wenn die Schläge nach wie vor schmerzten. Und wenn er doch einmal niedergeschlagen wurde, stand er immer wieder auf.
Parvati lungerte derweilen in den Schatten und Türstöcken und hatte ein Auge auf ihn. Urplötzlich tauchte sie wie aus dem Nichts auf, wenn Ash sich zum Essen hinsetzte, und verschwand genauso unvermittelt wieder. Aber selbst, wenn er sie nicht sehen konnte, spürte Ash ihre wachsamen Blicke auf sich. Der einzige Ort, an dem sie nicht geduldet wurde, war die Trainingskammer im Keller.
Dort unten war es drückend und stickig. Der unterirdische Raum hatte keine richtige Lüftung, abgesehen von ein paar herausgefallenen Ziegeln hoch oben in den Wänden. Mit über dreißig Jungs, die jeden Tag rund um die Uhr schwitzten, war es hier wie in einer Sauna. Am Anfang hatte Ash in Hose und T-Shirt gekämpft, doch schon am zweiten Tag überwand er seine Verlegenheit und zog sich wie die anderen bis auf die Unterhose aus.
Eben war Ash nach einem saftigen Boxhieb in den Bauch, den Monk ihm mit unverhohlener Schadenfreude zugefügt hatte, japsend
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