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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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in einer Ecke der Kammer zusammengesunken. John schenkte ihm einen Becher Wasser ein, den Ash in einem Zug leerte, bevor er ihn John zum Nachfüllen hinhielt. »Ich glaub, ich hab mir was gebrochen«, sagte er, als er seine Rippen abtastete.
    Doch John hörte nicht zu, sein Blick war gebannt auf Hakim gerichtet. Hakim bewegte sich mit der Anmut und der Leichtigkeit eines Tänzers und führte jeden Schritt mit maschinengleicher Präzision und überwältigender Kraft aus. Ujba tadelte und schlug ihn, aber Hakim zuckte selbst unter dem heftigsten Tritt nicht einmal mit der Wimper. Er schien immun gegen Angst zu sein. Sobald der Schweiß in Strömen rann und er von blutenden Schnitten übersät war, reagierte er nur noch schneller und kämpfte umso härter.
    Unter den Jungs machte das Gerücht die Runde, dass Ujba Hakim Marma-Adi lehrte, die 108   Tötungspunkte. Die Chinesen nennen diese Kunst Dim Mak , die Kunst der tödlichen Berührung. Dabei geht man davon aus, dass der menschliche Körper überall sogenannte Vitalpunkte hat, Stellen, an denen Kraft und Energie fließen. Es heißt, ein Meister dieser Kunst kann diese wie glühende Lichtpunkte sehen, die an den verletzlichsten Stellen am hellsten leuchten. Indem er diese attackiert, kann ein Krieger angeblich mit einer hauchzarten Berührung verheerende Schmerzen und sogar den Tod herbeiführen. Marma-Adi zu beherrschen, bedeutet, die Kunst des Tötens zu beherrschen.
    Ash hatte John danach gefragt, doch der hatte sich nur darüber lustig gemacht und gemeint, das sei nur eine uralte Legende und ein Märchen. Er habe Ujba schon oft beim Kämpfen zugesehen und sei zu dem Schluss gekommen, dass der Guru begabt darin war, blaue Flecken auszuteilen, aber sonst nichts.
    Schließlich füllte John den Becher voll. »Er testet dich.«
    »Hakim?«
    »Nein. Ujba. Sonst lässt er Anfänger nie gegen seine besten Männer antreten«, sagte John. »Du hast echt Schwein.«
    »Oh, und wie! Das sage ich mir auch jeden Morgen – was für ein Schwein ich doch habe!« Ash fuhr vorsichtig über die Prellung an seinem Kinn, die er Hakim zu verdanken hatte. »Warum hasst Hakim mich so?«
    John zuckte mit den Schultern. »Du bist der Neue. Er will klarstellen, wie die Dinge hier laufen und wer das Sagen hat. Und Engländer zu sein, ist sicher kein Vorteil.«
    »Ich bin kein Engländer.« Ash nahm demonstrativ seine dunkle Haut zwischen zwei Finger. »Ich bin Inder.«
    »Nein, du bist eine Kokosnuss«, erwiderte John. »Außen braun und innen weiß.«
    Schon komisch. Zu Hause in England war er zu indisch, um ein echter Brite zu sein. Und hier war er zu britisch, um als Inder durchzugehen. Was war er also?
    Ziemlich aufgeschmissen.
    Ash stöhnte, als er sich gegen die Wand lehnte und nach einer Position suchte, die nicht wehtat – leider vergeblich.
    »Ash.« John stieß ihn an. »Geht’s dir gut?«
    »Ich brüte nur ein bisschen darüber, wie absolut beschissen mein Leben ist.« Er wollte dem Ganzen entkommen, wenn auch nur für eine Minute. Nach Hause fliehen. Mit geschlossenen Augen bemühte sich Ash, Erinnerungen an London und seine Eltern heraufzubeschwören. Inzwischen wussten sie bestimmt Bescheid über Anita und Vik und sicher waren sie ganz krank vor Sorge. Was sie wohl gerade machten? Am Telefon sitzen und warten? Sich darüber den Kopf zerbrechen, was passiert war? Wenn Ash sie doch nur anrufen könnte, nur kurz, um ihnen zu sagen, dass wenigstens er und Lucky überlebt hatten.
    Aber nie verließen sie das Lalgur. Jedes Mal, wenn Ash wie zufällig zur Haustür spaziert war, hatte dort jemand Wache gestanden – und war Parvati ihm wie ein Schatten gefolgt. Offenbar hatte Rishi strikte Anweisungen gegeben, dass man sie nicht aus dem alten Palast lassen sollte. Seit der Sadhu aufgebrochen war, hatten sie jedoch kein Wort mehr von ihm gehört.
    »Hey, Engländer!« Einer der Jungs, Monk, warf ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier zu. »Du bist berühmt.«
    Ash öffnete es und John beugte sich zu ihm, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Es war ein Poster mit Fotos von Ash und Lucky. Darunter stand etwas über einen Autounfall und zwei vermisste Kinder. Lord Savage – weil er ein so weiches Herz hatte – forderte jeden dazu auf, nach ihnen Ausschau zu halten. Demjenigen, der sie fand, bot er eine stolze Belohnung von zehntausend Rupien.
    »Die hängen in der ganzen Stadt«, sagte John.
    »Und das sagst du mir nicht?«
    »Dass Savage es auf euch abgesehen hat? Weißt du

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