Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Anhänger nicht los.
»Ich hasse Savage mehr, als du dir je vorstellen kannst«, begann Parvati und setzte sich neben Ash. »Du und ich, wir haben denselben Feind. Und eins verspreche ich dir: Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen, dich an ihm zu rächen.«
Sie sagte die Wahrheit. Ash konnte den kalten, uralten Hass in ihrer Stimme hören.
»Was ist passiert?«
»Ich gehörte zum Hofstaat des Maharadschas von Lahore, damals, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Ich habe ihm dabei geholfen, seine Rivalen in Schach zu halten.«
»Wie?«
»Ich bin die Tochter von Ravana. Ich wurde geboren, um den Menschen den Tod zu bringen.« Parvati runzelte die Stirn. »Ich diente dem Maharadscha als Attentäter, Ash.«
Ein Attentäter. Wie krass cool! »Also wie hast du dann Savage kennengelernt?«
»Savage war Mitglied einer Abgesandtschaft von Diplomaten, die von den Engländern geschickt wurde, um mit dem Maharadscha ein Friedensabkommen zu schließen.«
»Und haben sie’s geschafft?«
»Der Vertrag wurde unterzeichnet, aber danach wurde ich losgeschickt, um sie auszuspionieren. Ich fand heraus, dass Savage ein Magier war, und zwar ein guter. Nichts Großes, nichts, was nicht auch Tausende von Sadhus beherrschen, aber ich fand ihn interessant. Und er machte mir ein Angebot.«
»Welches?«
»Mich in einen richtigen Menschen zu verwandeln.«
Ash nickte verstehend. So wie sie über ihr früheres Leben redete, den Hass auf ihren Vater und die Traurigkeit über das, was damals ihrer Mutter zugestoßen war, lag es auf der Hand, dass Parvati innerlich hin und her gerissen war: Dämon gegen Mensch. Er fragte sich, wozu sie fähig war, wenn sie sich ihrer dämonischen Seite hingab. Sie hatte es selbst gesagt: Sie war die Tochter von Ravana und Ravana hatte sogar die Götter terrorisiert.
Parvati fuhr fort: »Aber dazu brauchte er die magischen Schriftrollen meines Vaters, jene Schriftrollen, die ich vor der Zerstörung in Lanka bewahrt hatte. Savage wollte die zehn Zauber beherrschen, wie mein Vater. Er sagte, er wolle sie dazu einsetzen, mich zu heilen.« Parvatis Augen verdunkelten sich und ein grimmiger Glanz kroch hinein. »Und wie ein leichtgläubiger Narr habe ich sie ihm gegeben. Allerdings waren sie unvollständig, sodass er nur einige läppische Zauber bewirken konnte, so wie Unsterblichkeit.«
»Unsterblichkeit hört sich für mich gar nicht läppisch an.«
»Es gibt Magie, die selbst die Zeit verändern kann. Sei froh, dass Savage diese nie erlernt hat.« Sie seufzte. »Aber du hast recht, läppisch ist es nicht. Savage altert, kann jedoch nicht sterben. Inzwischen ist er wenig mehr als ein groteskes, wandelndes Skelett.«
»Also hast du die Schriftrollen wieder geklaut und bist abgehauen?«
Parvati ließ den Kopf hängen, noch immer schämte sie sich dafür, dass man sie ausgetrickst hatte. »Ja. So ähnlich.«
»Wie meinst du das?«
»Das alles ist nicht deine Schuld, sondern meine«, fauchte Parvati und für den Bruchteil einer Sekunde gewann der Dämon in ihr die Oberhand. »Ich habe Savage erschaffen. Ohne mich wäre er schon lange tot. Aber mit den Schriftrollen meines Vaters wurde er zu einem mächtigen Zauberer. Die anderen Rakshasas scharten sich um ihn – wenn sie schon meinen Vater nicht zurückhaben konnten, dann musste Savage als das Nächstbeste genügen. Alles, was er seitdem getan hat, hätte ich verhindern können, wenn ich nicht so verzweifelt versucht hätte, etwas zu sein, das ich nicht bin.«
Erdrückt von ihrer eigenen Schuld und den Fehlern, die sie begangen hatte, erhob sie sich und verschwand die Treppe hinunter, ohne Ash auch nur noch einmal anzusehen.
Rache. So einfach war das. Das war es, was sie jetzt antrieb.
Aber Savage hatte Ash so viel Schlimmeres angetan. Er hatte nicht nur ein paar doofe Papierrollen geklaut, sondern ihm seinen Onkel und seine Tante genommen. Als Ash so dasaß, spürte er, wie das Loch in seinem Inneren wuchs und ein bisschen mehr von ihm verschlang.
Seine Hand wanderte zu dem Aastra um seinen Hals. Parvati und Rishi hielten es für die Waffe, mithilfe derer sie Savage ein für allemal vernichten konnten. Doch sie irrten sich. Er berührte eine der gigantischen Prellungen auf seinem Oberkörper. Wenn Parvati Savage nicht besiegen konnte, welche Chance hätte dann er? Die magische Pfeilspitze hin oder her. Er wusste ja nicht einmal, wie sie funktionierte.
Ash tat Parvati leid, aber das alles war ein viel zu großes Problem für
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