Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Für mich zumindest.«
Ash kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Und deine Pläne haben immer bestens geklappt? Ganz ohne Probleme oder irgendwelche Überraschungen?«
»Überraschungen gibt es immer.«
»Dann kannst du also gar nicht wissen, ob du mich nicht vielleicht doch brauchst, oder?«
Parvati schaute mürrisch drein. »Fein, von mir aus, dann komm mit. Aber ich werde nicht auf dich warten!«
»Und wenn wir zu spät kommen und Ravana schon frei ist? Was dann?« Beinahe blieb Ash diese Frage im Hals stecken.
»Dann sterben wir, Ash. Dann sterben wir alle.«
Kapitel 28
Sie betraten die Abfertigungshalle des städtischen Flughafens, in dem Tausende von ärgerlichen Stimmen widerhallten. Es gab keine Schlangen vor den Check-in-Schaltern, nur ein riesiges Menschengewimmel, und zwar ein ziemlich aufgebrachtes. Die Leute drängelten und schimpften, während griesgrämige Sicherheitsbeamte sie verzweifelt in Schach zu halten versuchten. Überall verstreut lag achtlos hingeworfenes Gepäck. An der Decke drehten sich ächzend rostige Ventilatoren, die jedoch nichts gegen die stickige Hitze ausrichten konnten, die von der wütenden Menge aufstieg.
»Alle Flüge nach Jaisalmer sind gestrichen«, stellte Ash fest, als er die alten Tafeln über sich inspizierte. Und nicht nur die nach Jaisalmer, sondern auch die nach Bikaner, Jodhpur und dem Rest von Rajasthan. Schließlich lief er auf einen Mann in einer Air-India-Uniform zu, der sein Klemmbrett wie einen Schild vor sich hielt, um sich vor der zornigen Menge zu schützen.
»Ich bitte vielmals um Verzeihung, meine Damen und Herren«, flehte der Mann, »aber alle Maschinen bleiben am Boden, bis wir Nachricht aus Delhi erhalten.«
Ash drängelte sich nach vorne, schob Menschen zur Seite und packte den Mann am Arm. »Was ist denn los?«, fragte er.
Der Mann funkelte ihn böse an. »Krawalle in Rajasthan. In allen Städten herrscht Chaos und angeblich ziehen kriminelle Banden tobend durch die Wüste. Andere sagen, dass es Terroristen sind, aber keiner weiß Genaues, deshalb startet kein Flugzeug, bevor wir Bescheid wissen.«
Ash kehrte zu Parvati zurück. »Meinst du, es ist schon zu spät? Ist Ravana schon frei?«
Parvati schüttelte den Kopf. »Dieser um sich greifende Irrsinn ist nur die Vorhut. Wenn die Leute anfangen, sich gegenseitig aufzufressen, dann wissen wir, dass er da ist. Im Moment sind es nur Rakshasas, die zu seinem Grab pilgern.«
»Na klasse. Dann bekommen wir es also mit einer Armee von Dämonen zu tun – kann der Tag noch besser werden?« Ash schaute auf die lange Liste gestrichener Flüge. »Wie kommen wir jetzt da hin?«
»Mir nach.«
Sie liefen durch die Haupthalle in ein Labyrinth von Büros, die dahinterlagen. Die Zimmer waren altmodische Kästen mit Trennwänden aus dunklem Holz und Milchglas. Wegweiser auf Hindu und Englisch verkündeten die Namen kleiner, unabhängiger Fluggesellschaften.
»Die hier ist es«, sagte Parvati, als sie an der Tür der »Maharajah Air« anklopfte und gleich darauf eintrat, ohne eine Antwort abzuwarten.
Auf einem Tisch lag ein Mann mit einem Taschentuch über dem Gesicht. In seinen haarigen Ohren steckte Baumwolle. Er trug Kakihosen und ein Hemd, verziert vom heutigen Frühstück und vermutlich auch dem vergangenen Abendessen. Um seinen Hals hing eine locker sitzende schwarze Krawatte und unter dem Taschentuch wucherte ein ungepflegter Bart hervor. An einer der Wände stand eine Reihe Aktenschränke aus Holz, über denen ein gelbstichiges Poster von Prinzessin Diana und Prinz Charles hing, und an der Decke mühte sich eine ratternde Klimaanlage ab, deren Luftfilter vor Dreck schon ganz schwarz war.
»Steh auf, Jimmy.« Parvati puffte den schlafenden Mann.
Der Kerl plapperte unverständlich drauflos und hob ein Eck des Taschentuchs an. Darunter spähten kleine, geschwollene Augen hervor, die von einem Gesicht zum anderen huschten.
»Ich hab Pause«, grummelte er, bevor er das Taschentuch wieder fallen ließ.
Parvati hob den Schreibtisch an und der Mann begann zu fluchen, als alles, was darauf lag – ein kleiner Tischventilator, das Telefon, Bücher und er selbst – auf den Boden rutschte. Er konnte gerade so vermeiden, auf dem Rücken zu landen, doch die restlichen Sachen verteilten sich krachend auf dem nackten Betonboden.
Der breite, dunkle Schnurrbart des Mannes sträubte sich empört, während er im Gesicht dunkel anlief. Dann aber erkannte er Parvati und lachte. Selbst auf die
Weitere Kostenlose Bücher