Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
flachen, mit Mehl bestäubten Stein aus und warf den Fladen anschließend in die Pfanne, wo er sogleich zu braten anfing.
»Wenn du eh Frühstück besorgst, frag sie auch gleich, ob sie für mich was Anständiges zum Anziehen übrig hat«, meinte Parvati.
»Das war vermutlich das teuerste Frühstück aller Zeiten«, meckerte Ash. »Von dem Rubin hätte ich mir eine ganze Insel kaufen können.«
Parvati richtete ihre Sonnenbrille. Sie trug eine knielange Tunika, eine Hose und einen Schal um den Kopf, alles aus ausgeblichenem Schwarz, was ihr ausgesprochen gut stand. »Es sind nur Steine, Ash.«
Per Anhalter fuhren sie auf einem Lastwagen zurück nach Varanasi. Heißer Wind blies ihnen entgegen, während der Laster seine Runde machte, durch Schlaglöcher ratterte und Bauern mitsamt ihrer Waren zum Samstagsmarkt in der Stadt einsammelte. Ash hockte auf einem Käfig voller Hühner, die so eng eingepfercht waren, dass sie nur noch gackern und blinzeln konnten. Parvati saß ganz hinten und hielt sich von den anderen sechs Passagieren fern.
Als sie sich der Stadt näherten, kroch das Grauen in Ashs Herz. Er schloss die Augen und rief sich den Traum in Erinnerung, die Vision, die er gehabt hatte, als er auf die Pfeilspitze gestoßen war und in der er den gigantischen Krieger aus Gold bekämpft hatte. Ravana hatte sich lachend einen Weg durch die Armeen geschlachtet. Keine Waffe der Sterblichen konnte ihm etwas anhaben.
Und was würde er mit sich bringen? Den reinen Horror. Die Dinge, die Ash in seinen Visionen gesehen hatte, würden Wirklichkeit werden. Die Parade der Qualen, eine umherziehende Monstrosität aus ganzen Völkern, die zu einer einzigen riesigen Masse aus gellenden Mündern und gepeinigten Seelen verschmolzen waren. Menschen, die der Dämonenkönig durch seine bloße Anwesenheit in den Wahnsinn und darüber hinaus getrieben hatte.
Doch dann fiel ihm die zweite Vision ein und wozu Parvati imstande war. Sie hatte die besten Krieger aus Ramas Armee zu einem Wall aufgeschichtet. Wenn er Lucky befreien wollte, konnte er sich keine bessere Unterstützung wünschen.
Unterstützung? Wem wollte er was vormachen? Parvati war der Star dieser Show. Ash musterte sie. Könnte ihr Gift den Dämonenkönig wirklich töten? Sie war die einzige Chance, die sie hatten.
Denn ich bin zu absolut nichts gut , dachte er.
Aber immerhin hatte er es geschafft zu fliehen, oder nicht? Er hatte Mayar ins Gesicht geboxt – allein der Gedanke machte ihn ganz kribbelig. Wow, das hatte er allein gemeistert. Er hatte dem Dämon den Kiefer gebrochen, woraufhin das riesige, fiese Krokodil den Schwanz eingezogen und ganz schnell die Fliege gemacht hatte.
Wie hatte er das nur hingekriegt? Eine Sache mehr, die keinen Sinn ergab.
»Was ich nicht kapiere«, sagte Ash laut, »ist, dass ich den Aastra erweckt habe, als ich Jat getötet habe. Ich hab seine Kraft richtig in mir gespürt, wie sie in meinen Adern gebrannt hat. Aber dann ist nichts passiert – als ich am Tag danach aufgewacht bin, habe ich mich ganz normal gefühlt. Ich dachte, der Aastra verleiht einem ewige Superkräfte oder so was.«
Parvati schlurfte zu ihm und setzte sich auf einen Sack neben Ash. »Erinnerst du dich an die Ratte? Ich habe sie getötet und dann hast du Hakim k. o. geschlagen – was an sich ja nie im Leben möglich gewesen wäre, richtig?«
»Wie meinst du das?«
»Ach komm schon, Ash. Er ist um Längen besser als du und du hast ihm voll in den Arsch getreten.«
»Vielleicht bin ich ja besser, als du denkst.«
»Du bist besser, als du warst, aber – wie sag ich das am besten? Das ist immer noch nicht besonders gut.«
»Also der Aastra, stimmt’s?«
»Genau. Der Tod der Ratte hat den Aastra mit Energie versorgt, wenn auch nur ein kleines bisschen. Jedenfalls genug, damit du Hakim schlagen konntest.«
Das gefiel ihm zwar nicht, aber sie hatte recht. Deshalb hatte er auch Mayar besiegt. Rishis Tod hatte den Aastra mit Energie aufgeladen. Nur eines passte nach wie vor nicht ins Bild: Zu diesem Zeitpunkt war der Aastra längst in Savages Besitz gewesen.
Parvati fuhr fort: »Etwas so Kleines wie eine Ratte zu töten, setzt nur wenig Energie frei – keinesfalls genug, um den Aastra wirklich zu erwecken. Kali überlässt dir ihre Kraft nur, wenn du jemand Wichtigen tötest. Je größer der Tod, desto größer die Macht des Aastras.«
»Und was ist ein ›großer Tod‹? Wenn man einen Elefanten umbringt?«
»Nein, das ist keine Frage der
Weitere Kostenlose Bücher