Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
»Eisen.«
»Dann werden wir den Dämonenkönig einsperren.«
Der Kali-Priester hebt die Augenbrauen. »Ein Gefängnis aus Eisen?«
Einer der Vishnu-Priester tritt vor und verbeugt sich tief. »Meine Brüder berichten mir, dass dieses Metall Ravanas Geist davon abhalten würde, sich wieder mit seinem Körper zu vereinen. Es ist eine höchst elegante Lösung, Euer Majestät.«
Rama betrachtet die Karte an der Wand. Diese Karte, ein Mosaik aus Kristallen, zeigt die Grenzen seines Reichs auf. Sie zeigt die Städte, die Berge mit den weißen Kappen und das weite Meer ringsum. Im Westen liegt die Wüste. Auch dort liegen verbündete Königreiche, doch Opfer müssen nun einmal erbracht werden.
»Wir werden es im Geheimen bauen«, beschließt Rama. »Dann wollen wir jeden Hinweis und jede Erinnerung daran vernichten. Die Menschen können nicht suchen, wovon sie nichts wissen.«
Der Vishnu-Priester verneigt sich. »Wir werden die Götter anrufen, damit sie es versiegeln. Niemand wird das Grab wieder aufbrechen können.«
»Und was ist mit dem Kali-Aastra?«, unterbricht der Priester in der schwarzen Robe. »Was habt Ihr damit gemacht?«
Rama zögert. Er hat ihn auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, doch es ist ein Pfeil unter Millionen und damit gewiss für immer verloren.
»Ich habe damit einen von Ravanas Generälen getötet«, gibt Rama zur Antwort. »Darum habe ich ihn auch nicht gegen den Fürsten der Dämonen einsetzen können. Er war schon verschossen.«
Die ebenholzfarbenen Augen des Kali-Priesters richten sich forschend auf Ramas Gesicht, doch selbst wenn der Priester vermutet, dass Rama nicht die Wahrheit spricht, schweigt er darüber. Es ist nicht klug, einen König in seinem eigenen Palast einen Lügner zu nennen. Also verbeugt sich der Kali-Priester und zieht sich zurück.
Rama wendet sich an den Vishnu-Priester: »Versammelt Eure mächtigsten Magier. Wenn das Grab vollendet ist, soll die ganze Stadt begraben werden und in Vergessenheit geraten. Sorgt dafür, dass sie für alle Ewigkeit unter dem Sand verborgen liegt.«
Kapitel 30
»Ich hoffe, ihr habt keine Verwandten in Rajasthan«, sagte Jimmy, während er aus dem Fenster schaute.
Sie hatten die Stadt Jaisalmer überquert und waren weiter nach Westen geflogen, weit in die Wüste Thar hinein. Unter ihnen standen Dutzende von Dörfern in Flammen und überzogen die schwarze Landschaft mit einem Muster aus goldenen Punkten. Dichte Rauchsäulen bohrten sich in den Himmel und ballten sich über ihnen zu einer wirbelnden Masse zusammen, während in der Ferne Blitze durch die fetten Wolken zuckten, die sich am Horizont auftürmten.
»Die Götter sind zornig«, murmelte Ash.
»Nein«, widersprach Parvati und nahm die Brille ab, um aus dem kleinen Bullauge zu spähen. »Sie haben Angst.«
Da sind sie nicht die Einzigen.
Ashs Mund war so trocken, dass er kaum ein Wort herausbrachte. Stunde um Stunde war das ungute Gefühl in ihm gewachsen. Er steckte bis über beide Ohren im Schlamassel. Da draußen waren Dämonen, Monster und Chaos. Wie hatten sie auch nur auf die Idee kommen können, das alles besiegen zu können? Wie hatte es überhaupt so weit kommen können? Vor wenigen Wochen noch waren sein größtes Problem die schwachen Batterien in seinem Nintendo DS gewesen. Parvati wirkte cool und gefasst, aber Ash hätte sich am liebsten auf der Stelle übergeben.
»Ist es irgendwie unpassend, wenn ich dir jetzt sage, dass ich allergisch gegen Risiken bin?«, meldete sich Ash zu Wort.
Parvati fuhr herum. »Was?«
»Risikointoleranz. Das ist eine echte Krankheit«, meinte Ash. »Mein Arzt sagt, dass ich alle Situationen meiden soll, die zu Todesgefahr und Heldengehabe führen könnten. Das ist nämlich ziemlich schlecht für meine Gesundheit.«
»Ja, das ist unpassend.« Sie drehte sich wieder um und lehnte sich in ihren Sitz. »Also lass es.«
Weiter im Westen glühte der Himmel orangerot. Parvati tippte Jimmy auf die Schulter und zeigte darauf. »Da müssen wir hin.«
Ash wusste, dass so weit westlich keine Städte mehr lagen, also konnte das helle Licht nur eins bedeuten: Dort war Savages Ausgrabungsstätte. Und Ravana.
Er dachte an seinen Traum. Ramas Plan war fast aufgegangen. Immerhin hatte es viertausend Jahre gedauert, bis jemand daherkam und Ravanas Grab fand. Unzählige Historiker und Archäologen wie Onkel Vik hatten ihr ganzes Leben damit verbracht herauszufinden, wie und warum eine ganze Zivilisation, noch dazu die weitestentwickelte
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