Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Entfernung konnte Ash den Alkohol riechen.
»Meine Prinzessin.« Er lugte über ihre Schulter auf den Gang hinaus. »Kein Rishi?«
»Nein. Nicht mehr.«
Der Mann hielt inne und kratzte sich am Kinn. »Was kann ich denn dann für Euch tun?«
»Bring uns nach Jaisalmer.«
»Für Jaisalmer herrscht Einreiseverbot. Du meine Güte, für ganz Rajasthan gilt Einreiseverbot!«
»Früher hat dich das doch auch nie gestört, oder?« Parvati streckte ihm die Hand hin, in der ein Diamant aus Rishis Vorrat lag.
Der Mann nahm den Edelstein, drehte ihn im Licht und bestaunte die funkelnden Strahlen, die er in den Raum warf. »Nein, ich schätze nicht.«
»Und wir starten auf der Stelle.« Parvati blickte sich um. »Oh, und meine Ausrüstung – hast du die noch?«
Jimmy klatschte in die Hände und zerrte ächzend eine Spindtür auf. »Natürlich.«
Darin lag ein Seesack, der ziemlich schwer aussah. Jimmy wuchtete ihn hoch und ließ ihn auf den Tisch krachen, bevor er eine grünlich getönte Pilotenbrille und eine Baseball-Kappe herausfischte. »Hier entlang.«
»Was für eine Ausrüstung?«, wandte Ash sich an Parvati, während er den Sack hochnahm und schulterte, wobei sich sein Rücken merklich durchbog.
»Ein paar modische Accessoires«, antwortete Parvati leichthin.
Sie traten aus dem Gebäude und auf den Asphalt hinaus, über dem die Hitze flimmerte. In der Luft lag der süße, durchdringende Geruch von Treibstoff. Jimmy zeigte an einigen leeren Gepäckwagen vorbei auf einen Hangar, der mit Dutzenden alter und verblichener Werbeschilder zugekleistert war. Darunter war auch das der Maharajah Air, dessen Farben ebenfalls vergilbt waren, die Umrisse einer kitschigen, ehemals knallbunten, juwelenbesetzten Krone waren jedoch noch auszumachen.
Die Flotte der Maharajah Air bestand aus genau einem Flugzeug. Jimmy trottete los, um ein Wörtchen mit der Flugsicherung zu wechseln und nahm eine Handvoll Juwelen mit, um die »Notfall-Abflugsteuer« zu zahlen. Argwöhnisch näherte Ash sich dem Flugzeug. Der Hangar war unbeleuchtet, doch selbst im Dämmerlicht erfüllte der erste Eindruck ihn nicht gerade mit Zuversicht.
»Das Ding ist aus der Vorzeit«, beschwerte er sich.
»Es ist ein Klassiker«, entgegnete Parvati.
»Ein klassisches Stück Schrott.«
An den Flügeln saßen rundliche Propeller und die Fenster waren winzige Bullaugen. Die Lackierung wirkte reichlich schlampig, voller Streifen und Flecken, und das ganze Flugzeug verströmte einen komischen Geruch, irgendwie moderig, wie der alte Lehnsessel einer Oma.
»Wenn es nicht sicher wäre, würde er es ja nicht fliegen«, sagte Parvati wenig überzeugend.
Da kehrte Jimmy zu ihnen zurück und zog die Stufen zum Einstieg herunter, dann teilte er braune Papiertüten aus.
»Bordverpflegung.« Er zwinkerte. »Für meine Passagiere nur das Beste.«
In der Tüte waren zerbrochene Kekse. Ash nahm seine Portion und kletterte an Bord.
Die Innenausstattung war so gut wie nicht mehr vorhanden. Auf jeder Seite gab es drei Sitze und der Mittelgang war komplett leer, abgesehen von einigen Armeenetzen, die als Teppich dienten. Aus dem Rumpf baumelten verschiedene Schnallen und Gurte und weiter hinten standen zwei riesige Stahltruhen, die fest am Boden verschraubt waren. Cockpit und Passagierkabine wurden nur durch einen dünnen Baumwollvorhang voneinander getrennt. Jimmy putzte seine Fliegerbrille und zog ein Päckchen Zigaretten hervor, dann fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und setzte sich die Kappe auf.
»Wie Tom Cruise?«, fragte Jimmy. »Aus Top Gun , was meint ihr?«
»Wer? Ach so, ja. Klar, ganz genau wie der«, antwortete Ash. Es überraschte ihn nicht, dass die Sitze nicht einmal Sicherheitsgurte hatten. Wenn’s drauf ankommen würde, würden Gurte bei diesem Flugzeug auch keinen Unterschied mehr machen.
Jimmy berührte die Plastikstatue von Ganesha – ein dicker rosa Junge mit einem Elefantenkopf, Schutzpatron der Reisenden – und flüsterte ein Gebet. Ash hoffte inständig, dass die Götter diesmal auch zuhörten, denn auf dieser Reise konnten sie jede erdenkliche Hilfe gut gebrauchen.
»Was, wenn ich mal, du weißt schon, muss?«, wollte Ash wissen.
»Halte deinen Strullermann einfach aus dem Fenster.« Jimmy rückte die Sonnenbrille zurecht. »Aber denk dran, nicht gegen den Wind zu pinkeln.«
Zwei Männer in blauen Overalls stemmten sich schwitzend gegen die gigantischen Stahltüren des Hangars. Das schrille Quietschen von Metall war
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