Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Gefängnis befreien könnte.
»Aber wie?«, fragte Parvati. »Ravana wurde vernichtet. Ich war dabei.«
»Rama hat Ravana mit dem Vishnu-Aastra getötet. Er wusste aber, dass der Dämonenkönig wiedergeboren werden würde, also hat er seinen Körper hinter den Eisernen Toren eingeschlossen«, erklärte Ash. »Savage hat jetzt vor, die Tore mithilfe des Kali-Aastras aufzusprengen, damit Ravanas Geist sich mit seinem alten Körper vereinen kann.«
Während er sprach, wurde Parvati totenbleich und Ash konnte deutlich sehen, wenn auch nur für einen Moment, dass sie zitterte. Und er hatte angenommen, dass sie vor nichts und niemandem Angst hatte.
Er beschrieb, wie er sie ins Boot gebracht hatte, und sie fragte das ein oder andere nach, als Ash auf einmal etwas wirklich Wichtiges auffiel.
Die Kobraschuppen, die Parvati wie eine Rüstung ummantelt hatten, waren verschwunden.
Völlig verschwunden.
Er bemühte sich, sich auf seinen Bericht zu konzentrieren und ihr ausschließlich ins Gesicht zu sehen, aber, oh Gott, er konnte nicht anders – Millimeter für Millimeter wanderten seine Augen tiefer. Ash konnte die leiseste Andeutung von Schuppen unter ihrer Haut ausmachen, an ihrem Hals, auf ihren Schultern …
»Hey, schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede«, blaffte Parvati.
»Ich schau ja.« Ash biss sich auf die Zunge, doch leider zu spät. »Nein, ich meine, nicht so . Ich meine – tut mir leid, was hast du gesagt?«
»Gib mir dein Hemd, bevor dir noch die Augen rausfallen.«
Ash reichte es ihr, während Parvati leise grummelnd über »hormongesteuerte Teenie-Jungs« zeterte und es sich überzog. An ihr sah es aus wie ein kurzes Kleid – fürs Erste völlig okay. Zumindest konnte Ash sich jetzt wieder auf das konzentrieren, was sie sagte.
»Wie sind wir davongekommen?«, wollte Parvati wissen.
Ash schielte auf seine Hand – die Hand, die Mayar den Kiefer zertrümmert hatte.
»Ich weiß es nicht«, sagte er und das war die reine Wahrheit. »Ich hab ehrlich keine Ahnung.«
Hatte der Kali-Aastra ihm diese Kraft verliehen? Aber Savage war es, der die Pfeilspitze nun besaß. Konnte der Aastra ihm seine Macht über die Entfernung irgendwie zugeschleust haben, von der Burg bis zum Fluss hinunter? Verwirrt kratzte er sich am Kopf. So vieles ergab noch immer keinen Sinn.
»Was ist das da?« Parvati zeigte auf etwas am Boden des Kahns.
Rishis Beutel. Ash hatte ganz vergessen, dass der unter dem Sitz lag. Er öffnete ihn.
Eine Bettelschale aus Holz. Eine Kette aus Sandelholz-Perlen. Eine kleine Geldbörse und eine Karte.
Letztere nahm Parvati an sich und öffnete sie. Auf der Landkarte war im Großformat ein Teil der Thar-Wüste, draußen in Rajasthan, abgebildet.
Sie lächelte. »Siehst du, so was nenne ich gute Nachrichten.«
Rishi hatte grob verschiedene Linien und Quadrate eingezeichnet, und zwar an einer Stelle, die auf den ersten Blick ein leerer Fleck Wüste zu sein schien. Ash erkannte das Layout wieder – sein Onkel hatte im Bungalow Dutzende dieser Karten herumliegen gehabt. Es waren die Umrisse einer Indus-Stadt, aber von weit größeren Ausmaßen als alles, woran Vik je gearbeitet hatte. Das hier musste die Hauptstadt der Indus-Zivilisation gewesen sein.
Wo sie Ravana bestattet hatten.
Ash öffnete die Börse und kippte den Inhalt in seine Hand.
»Cool.«
Ein ganzer Haufen Edelsteine funkelte im Morgenlicht und verströmte ein Kaleidoskop an Farben: Diamanten, Rubine, Saphire. Ash hatte den Stein groß gefunden, den Rishi Ujba gegeben hatte, aber nun hielt er einen Rubin in den Händen, der so groß wie seine Faust war.
»Wir müssen weiter«, sagte Parvati.
»Wir müssen zurück zur Burg«, widersprach Ash. »Meine Schwester befreien.«
Parvati schüttelte den Kopf. »Glaubst du im Ernst, dass Savage jetzt noch dort ist, nachdem er den Aastra hat? Ganz sicher nicht – der ist längst auf dem Weg zum Grab meines Vaters.« Sie wedelte mit der Karte. »Hier werden wir ihn finden.«
Schweigend liefen sie zum Rand des kleinen Dorfs, wo eine an einen Pflock gebundene Ziege zufrieden an einem ausrangierten Schuh mümmelte. An einem kleinen Feuer kauerte eine Frau in einem abgewetzten Sari und bereitete Chapati zu.
Ashs Magen knurrte. Wann hatte er eigentlich zuletzt gegessen? Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern.
Die Frau lächelte sie an und winkte ihnen, sich zu ihr zu setzen. Dann nahm sie eine runde Kugel von dem Teig, rollte ihn fachmännisch auf einem
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