Asharas Rückkehr - 19
als wäre er einen Monat weg gewesen und nicht drei Tage. Lady Marilla liebte ihn offenbar abgöttisch. Nach dem Mahl wurde Margaret von ihrer Gastgeberin gebeten, etwas zu singen. Ihre Kehle fühlte sich nicht mehr an wie
Schleifpapier, und sie willigte ein, froh, sich auf diese Weise für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen zu können.
Auf dem Weg in die große Halle ging Margaret im Geiste die Musik durch, die sie kannte. Sie wählte eine der Balladen aus, die Jerana gesungen hatte - Margaret hatte sich die Aufnahme davon am Nachmittag angehört und das Lied noch im Gedächtnis. Dyan brachte eine wundervolle Gitarre, die Kyril-Valentin Ardais, seinem Großvater, gehört hatte, und Margaret begann, sie misstrauisch zu stimmen, weil sie an die Ryll dachte. Das Instrument war jedoch nicht verwunschen, es war nur eine gute Gitarre, die gespielt werden musste. Rafaella holte ihre eigene Gitarre und begleitete Margaret gekonnt. Als die Entsagende gebeten wurde zu singen, tat sie es mit einem guten, klaren Mezzosopran, nicht ausgebildet, aber kräftig. Darauf gab Dyan ein ziemlich unanständiges Lied zum Besten, sehr zum Verdruss seiner Mutter, und schließlich sang Julian Monterey, der Coridom, mit einem polternden, tiefen Bass eine Art Klagelied. Der Abend verging zwar auf diese Weise, aber Margaret vermisste Mikhail, denn sie war überzeugt, er hätte mit ihnen musiziert.
Am nächsten Morgen erklärte sie sich reisefähig. Rafaella seufzte erleichtert. »Wir sind hier schon lange nicht mehr erwünscht, Marguerida, auch wenn Lady Marilla sich eher die Zunge abbeißen würde, als es zuzugeben.«
»Ja, ich weiß. Sie ist froh, wenn sie uns von hinten sieht. Und ehrlich gesagt, so dankbar ich für ihre Gastfreundschaft bin, ich glaube, ich würde lieber unter den Sternen schlafen, oder selbst unter den Wolken, als noch eine Nacht in diesem Zimmer. Ich finde, Rosa ist eine niederschmetternde Farbe.«
Rafaella ging, um sich um das Gepäck und die Pferde zu kümmern, während Margaret Lady Marilla aufsuchte und sie von ihrem Entschluss unterrichtete. Marilla nahm es mit kaum verhüllter Erleichterung auf und erbot sich, beim
Packen zu helfen. Margaret dankte ihr und sagte, sie habe nicht viel Gepäck, dann zog sie mit einer Freude, die sie nicht für möglich gehalten hätte, ihre saubere Reisekleidung an.
Als Margaret zum letzten Mal die breite Treppe hinabging, sah sie Mikhail zum Eingang hereinkommen. Seinem Rock sah man von weitem an, wie schmutzig und verknittert er war, und er selbst machte den Eindruck, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Als sie bei ihm war, wehte ihr der Geruch von Bier aus seiner Kleidung und seiner Haut entgegen, und sie rümpfte die Nase.
»Puh! Was hast du denn angestellt?«
»Wie? Ach ja, ich sehe wohl ziemlich heruntergekommen aus. Ich musste weg, bevor ich dem Alten etwas Unverzeihliches angetan hätte, und irgendwie habe ich nicht auf die Zeit geachtet.«
»Wo warst du?« Margaret hätte am liebsten mit ihm geschimpft, beschloss aber, dass sie kein Recht dazu hatte.
»Ach, es gibt da eine Wirtschaft, einen Morgenritt entfernt.« »Ist noch Bier für ihre Stammgäste übrig geblieben?«
Mikhail grinste, und Margarets Herz machte ungewöhnliche Dinge. »Nicht viel, und Wein auch nicht. Dyan sagt, der Alte hat dich so verzaubert, dass du nach Armida gehst?« Er strich sich mit einer Geste, die beiläufig gewirkt hätte, wenn er nicht so offensichtlich erregt gewesen wäre, eine Locke aus der Stirn.
Sie wechselten einen lodernden Blick. »Dom Gabriel hat mich zu gar nichts verzaubert«, erwiderte sie streng. »Etwas völlig anderes hat zu meinem Entschluss geführt.«
»Es spielt auch kaum eine Rolle«, sagte er schmollend. »Am Ende tust du, was er will. Er gewinnt immer.«
»Unsinn! Niemand gewinnt immer.« Sie war wütend auf ihn, weil er davongelaufen war und sich betrunken hatte,
denn das erinnerte sie zu sehr an ihren Vater. Gleichzeitig ertrug sie es kaum, ihn so mutlos zu sehen.
»Du kennst ihn nicht so gut wie ich.«
»Dafür bin ich äußerst dankbar, Mikhail, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass wir länger als zehn Sekunden im selben Raum verbringen können, ohne einander rasend zu machen. Ich werde deinen Vater mit der Zeit zu respektieren lernen, aber ich werde ihn nie mögen.«
Ihre Bemerkung schien Mikhail ein wenig aufzurichten. »Er ist wirklich unmöglich, oder?«
»Ich glaube, Eltern sind immer unmöglich, selbst die besten.« »Ich warne dich. Wenn er dich
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