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Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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stirbst, spreche ich nie wieder ein Wort mit dir!
Wie wahr - obwohl ich von Zeit zu Zeit noch mit meinem Vater spreche, und ich glaube, dass er mich hören kann, wo immer er sein mag. Aber erzähl mir von deinen Abenteuern -du willst ja wohl nicht, dass ich vor Neugier sterbe, oder?
Es war äußerst beruhigend, dass Dio noch zu Neckereien aufgelegt war, und so setzte sich Margaret bequem hin und begann, ihrer Mutter alles zu erzählen, was ihr seit ihrer Ankunft zugestoßen war. Sie war noch nicht bei der Hälfte ihrer Erzählung angelangt, als sie spürte, wie Dio in ihren Armen eingeschlafen war, ein tiefer und friedlicher Schlaf. Margarets Arm wurde taub, aber sie blieb bewegungslos sitzen, um die Frau nicht zu stören, und sie dachte an alle guten Dinge, die ihr einfielen, in der eitlen Hoffnung, dass ein wenig davon in Dios Geist sickerte und ihr gegen die Krankheit half.
Am späten Nachmittag fand Lew die beiden so vor. Margaret spürte seine Freude und die panische Angst, die sich zu einem unergründlichen Gefühlsbrei vermischten und ihr als Woge von Emotionen entgegenschlug. Sie hob nur den Kopf und lächelte ihn an, und sie übersah die Tränen auf seiner Wange ebenso wie ihre eigenen. Am nächsten Vormittag folgte Margaret ihrem Vater in den Kristallsaal. Es war kurz vor Mittag, und die Mahlzeit, die sie zuvor gegessen hatte, lag ihr wie Blei im Magen. Sie wollte
nicht bei der Sitzung dabei sein und verstand nicht, warum ihre Anwesenheit erforderlich war. Oder vielmehr glaubte sie, es nur zu gut zu verstehen, und wollte nicht dabeisitzen und zuhören, wie eine Gruppe von mehr oder weniger Fremden über ihre Zukunft bestimmte. Trotz ihrer Aufregung und schwelenden Wut, hätte sie fast einen Schrei ausgestoßen, als sie den Saal betraten. Nichts in ihren Erinnerungen hatte sie auf den Anblick vorbereitet. Es war ein großer, kreisförmiger Raum, hoch oben in der Burg, und die Wände waren von gewaltigen Fenstern aus farbigem Glas durchbrochen, so dass der Raum vor Licht zu glühen schien. In seiner Mitte stand ein runder Tisch, und die Farben des Glases warfen wunderschöne Muster auf das Holz. Margaret wusste, dass sie nie in diesem Raum gewesen war, aber er kam ihr gleichwohl vertraut vor. Lew hatte ihr versichert, dass der Saal lange nach Asharas Tod gebaut worden war, deshalb nahm sie an, dass das Gefühl der Vertrautheit aus seinen Erinnerungen stammte, nicht aus denen der toten Bewahrerin. Dennoch störte sie die Empfindung, einen Ort zu kennen, den sie nie betreten hatte, und ihr Unbehagen wuchs.
Irgendetwas an dem Saal war ein bisschen unheimlich, und Margaret überlegte, was es sein könnte. Sie betrachtete die Stühle, in die man die Symbole der Domänen geschnitzt hatte, und fand nichts Störendes. Dann blickte sie zur gewölbten Decke hinauf, die mit einem Muster der vier Monde und verschiedener Sterne bemalt war, und erkannte, dass es sich um mehr als eine Decke handelte. Hinter den Mustern verbarg sich etwas, das ihr eine Gänsehaut verursachte.
Der gesamte Raum roch gut nach Möbelwachs und gereinigten Teppichen. Von Mikhail hatte Margaret erfahren, dass der Kristallsaal lange Zeit nicht für seinen ursprünglichen Zweck benutzt worden war. Weshalb war ihr also unwohl zu Mute?
»Warum habe ich ein so merkwürdiges Gefühl in diesem Raum?«, flüsterte sie ihrem Vater zu.
Er sah sie einen Augenblick an. »Es gibt Dämpfer überall hier im Raum, telepathische Dämpfer, und deshalb wurde er auch jahrelang nicht benutzt. Die Dämpfer wurden angebracht, um jeden vergangenen und gegenwärtigen Alton davon abzuhalten, mittels seiner Gabe Zustimmung vom übrigen Rat zu erzwingen.«
»Verstehe. Man konnte den Raum nicht für Sitzungen des Telepathischen Rats benutzen, weil das nicht funktioniert hätte. Er gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht, Marja. Ich habe keine glücklichen Erinnerungen an diesen Raum.«
Dom Gabriel betrat den Saal, sah sie stirnrunzelnd an und ging zu dem Stuhl mit dem geschnitzten Sinnbild der Altons, die Felsenspitze, auf der ein Adler hockt. Er zog den Stuhl mit einem scharfen Ruck heraus und stieß sich sein Knie an. Dann setzte er sich und legte die Arme auf die glänzende Tischplatte, fast so, als wollte er sie herausfordern, sein Recht auf die Domäne Alton in Frage zu stellen.
Die Stühle mit den höchsten Lehnen waren offensichtlich für die Oberhäupter der Domänen bestimmt, aber es gab genügend kleinere am Tisch, und Margaret fragte sich, ob sie einen davon nehmen

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