Asharas Rückkehr - 19
- ich habe dir gesagt, dass etwas im Busch ist! Es hat seit Jahren keine Sitzung des ComynRats gegeben!
Wenn du so klug bist, dann sag mir doch, worum es in der Sitzung gehen wird, antwortete sie. Und sagtest du nicht, dass dieser Telepathische Rat einberufen wird?
Ich weiß es nicht, aber ich habe Onkel Regis noch nie so aufgeregt erlebt, es muss also wichtig sein. Und der Telepathische Rat tritt nicht zusammen, er existiert einfach.
Ach so. Ich verstehe, dass das nicht sonderlich befriedigend ist. Ist Regis aufgeregt? Er sieht gar nicht so aus.
Du kennst ihn nicht so gut wie ich. Vertrau mir, Regis ist aufgeregt, und bald wird ein großes Ereignis stattfinden. Ich vertraue dir, Mikhail. Aus irgendeinem Grund vertraue ich dir völlig.
Dann bemerkte Margaret, dass Dom Gabriel sie finster anstarrte. Er saß ihr gegenüber neben Lady Linnea und war bis in die Haarspitzen errötet, als hätte sie etwas Unrechtes getan. Sie mochte Mikhail - mehr als das -, aber sie mochte seinen Vater nicht.
»Eine Sitzung des Rats?«, fragte Dom Gabriel schroff.
»Ja«, antwortete Regis ruhig. »Aber da wir hier zu einem festlichen Anlass versammelt sind, wegen Lews Rückkehr und
der Anwesenheit seiner Tochter, finde ich, wir sollten bei Themen bleiben, die unsere Verdauung nicht stören. Du wirst mir sicher Recht geben, Gabriel.« Er sagte es leichthin, aber die Autorität in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Einen Augenblick sah Dom Gabriel aus, als wollte er widersprechen. Dann reichte ihm Lady Linnea eine Platte mit Gemüse, und er zuckte die Achseln und bediente sich.
Margaret war erleichtert, denn sie war müde, und der Gedanke an einen Streit widerte sie an. Sie schaute auf, stellte fest, dass Mikhail sie heimlich beobachtete, und senkte ihre Blicke wieder auf das Essen. Lady Linnea fragte nach ihren musikalischen Forschungen, und Margaret erzählte von den Sängern, denen sie in den Bergen begegnet war.
Wie gut sie sich im Griff hat, obwohl mein Vater sie die ganze Zeit böse ansieht! Der Gedanke ließ sie erneut aufschauen, und Mikhail strahlte sie so an, dass sie glaubte, ihr Herz würde explodieren. Sie verschluckte sich fast an ihrem Essen.
Benimm dich, sonst bemerken noch alle am Tisch, dass du mich ansiehst!
Wie du willst, Cousine, aber es fällt mir schwer.
Gegen ihren Willen musste Margaret lächeln. Es war herrlich, sich in seiner Bewunderung zu sonnen, seine starken Gefühle für sie zu spüren. Aber es verursachte ihr auch Unbehagen und weckte den Wunsch, sich zurückzuziehen. Ihr Appetit wurde weniger und sie bemerkte, dass Lady Linnea sie aufmerksam beobachtete. Margaret holte einige Male tief Luft, übte sich in Disziplin und widmete sich ihrem ausgezeichneten Abendessen. Sie versuchte, nicht an den gut aussehenden jungen Mann zu denken, der sie von Zeit zu Zeit ansah, und auch andere störende Gedanken fern zu halten. Regis lenkte die allgemeine Unterhaltung auf Fragen des Wetters und der Ernte, und da sie
über diese Dinge nichts wusste, konnte sie zuhören, ohne sich überwältigt zu fühlen. Sie war allerdings ausgesprochen froh, als das Mahl vorüber war und sie in ihr Zimmer zurückkehren durfte. Sie kleidete sich mit Piedras Hilfe aus und zog ein frisches Nachtgewand an, das man für sie bereitgelegt hatte. Dann sank sie erschöpft in das große Bett, aber sie konnte nicht einschlafen. Sie machte sich Sorgen um Dio, und sie fragte sich, worum es bei der Sitzung, die Regis angekündigt hatte, gehen würde. Zuletzt jedoch kapitulierte ihr Körper, und sie fiel in einen traumlosen Schlummer.
27
A1s Margaret am nächsten Morgen schließlich aufwachte, verspürte sie die Betriebsamkeit überall in der Comyn Burg und erkannte, dass sie sehr lange geschlafen haben musste. Sie lag in dem riesigen Bett und versuchte, sich einen Reim auf die vergangenen Tage zu machen, besonders auf das Bankett vom Vorabend. Es hatte Strömungen und Querströmungen gegeben, und für den Versuch, sie zu analysieren, war sie zu müde gewesen. Außerdem lenkte es sehr vom geradlinigen Denken ab, wenn Mikhail einige Plätze weiter saß und ihr gelegentlich Gedanken schickte, die den kläglichen Rest ihres seelischen Gleichgewichts vollends über den Haufen warfen.
Offenkundig war, dass Regis’ Ankündigung für Dom Gabriel überraschend gekommen war und dass er ihr große Bedeutung beimaß. Ihr Vater hatte andererseits nicht sonderlich verblüfft gewirkt, sondern ausgesehen, als hätte er diesen Schritt erwartet. Es war
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