Ashby House

gemeinhin nicht weiß und die Laura besser nicht erfahren sollte, da sie mit derlei Informationen gern erpresserisch umgeht:
Auch wenn er in Interviews geäußert hat, dass es ihm entsetzlich peinlich gewesen sei, zweimal in Folge zum Sexiest Man Alive gewählt zu werden: Die Tage, an denen er die Abstimmungsergebnisse bekommen hat, zählen zu den glücklichsten seines Lebens.
Seine Zähne sind falsch: Durch einen Geburtsfehler ist Stephen ohne Eckzähne auf die Welt gekommen. Seine gesamte Schulzeit hindurch ist er wegen dieses Defekts gehänselt worden. Das Lächeln, für das er berühmt geworden ist und das mit einem langsam breiter werdenden Grinsen beginnt, mit einem zarten Öffnen und sofortigen Wiederverschließen der Lippen über den Schneidezähnen fortfährt und in einem breiten Strahlen gipfelt, ist ein Relikt aus den Tagen, in denen er sich nicht traute, mit offenem Mund zu lachen.
Die Kosten seiner Zahnkorrektur übernahm ein früher Gönner, der Produzent Rock Hard, bürgerlich Stanley Shrck (kein Schreibfehler), der auf einem Highschool-Treffen des Hünen in seiner damaligen Funktion als Punschkellner gewahr wurde und ihn für eine erfolgreiche Videoproduktion gewinnen konnte. In dem von den Weinstein-Brüdern vollständig eingekauften (und größtenteils vernichteten) Frühwerk Stephens, in dem er unter dem Pseudonym Stephen Stud agiert, ist nur allzu offensichtlich, dass der Darsteller es vermeidet, mit offenem Mund zu lachen, was jedoch bei dieser Art von Produktion nicht nennenswert ins Gewicht fällt.
Bei der drei Jahre andauernden Verlobung mit der Country-Sängerin Shereelynn Lee handelte es sich um ein vomSony-Konzern beschlossenes Arrangement. Selbst die Flucht der Braut zwei Tage vor der Hochzeit war eine langfristig vereinbarte Sache und koinzidierte nicht von ungefähr mit dem Release des Filmes ›Die Braut, die sich nicht traut 2‹, zu dem Shereelynn einen Soundtrack-Song beigesteuert hatte. Entgegen der Gerüchte um ihr Zerwürfnis nach der geplatzten Hochzeit stehen Shereelynn, die heute mit ihrer Managerin Sky Liu einen gemeinsamen Haushalt in Las Vegas führt, und Stephen noch heute in engem E-Mail -Kontakt und verstehen sich als beste Freunde.
Lucille Shalott gehört zu den handverlesenen Besitzern einiger Kassetten aus Stephens schauspielerischer Frühzeit. Aufmerksam geworden durch die besagten Tapes, die sie zu ihrem »fünfunddreißigsten« Geburtstag von Sir Elton John geschenkt bekommen hat, hat Lucille Stephens Karriere gefördert, wo sie nur konnte.
Stephen Steed ist möglicherweise der Prototyp des Metrosexuellen. Er berauscht sich am Begehren der anderen, und es spielt für ihn keine nennenswerte Rolle, welchen Geschlechts seine Bewunderer sind. Seit er schöne Zähne hat, ist sein Sexleben ausgeprägt, um es harmlos zu formulieren. Dass Laura bei ihm zum Zuge kam, hat zum einen damit zu tun, dass er nicht wählerisch ist, zum anderen mit seiner Vorliebe für Ecstasy-Pillen, die wohl die meisten Menschen zu emphathischen, physisch empfindenden Wesen macht.
Stephen Steed (aber über diese Information verfügt Laura) gehörte für cirka ein Jahr einem der exklusivsten Privatclubs Hollywoods an. Erst mit der Verhaftung Winona Ryders wurde »Shoplifters United« kurzerhand und kommentarlos eingestellt und wurden sämtliche Mitgliedsunterlagenverbrannt. Die Asche schütteten drei vermummte Gestalten vom Santa-Monica-Pier aus in den Pazifik. (Winona Ryder gehörte nicht zu dieser feierlichen Abordnung.)
     
    »Laura-Engel, was soll das? Ihr könnt doch nicht einfach so verschwinden? Was habt ihr euch dabei gedacht?«
    Laura zwang sich, bei dem Wort »verschwinden« keinen vielsagenden Blick mit Steerpike zu wechseln. Stattdessen schenkte sie Stephen Steed ein warmes Lächeln, das durchaus ernst gemeint war. Stephen zählte zu den wenigen Freunden Lucilles, die sich nach dem Unfall nicht von Laura abgewandt hatten. Das lag teilweise an der starken Sympathie, die er für Laura empfand, teilweise aber auch an seiner emotionalen Schlichtheit. Er verschenkte seine Sympathien großzügig und seit geraumer Zeit sogar ohne allzu großes Kalkül. Selbst dieses gewisse Kalkül konnte man ihm nicht übel nehmen, da es von einem gesunden Selbsterhaltungstrieb reguliert wurde. Er wollte immer nur das Beste für sich, und es gelang ihm meistens, das Beste zu bekommen, ohne jemand anderem Schaden zuzufügen. In dieser Hinsicht war er viel talentierter als Laura, brachte ihr aber für ihre