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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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sah die Dollarzeichen in Lornas Augen förmlich vor sich.
    »Wie weit ist sie?«
    Also stimmte es. Lucille war in die Abgeschiedenheit Cornwalls gezogen, um ihren Lebensbericht niederzuschreiben. Vielleicht ihre Lebensbeichte. »Sie kommt gut voran, aber nur, solange sie ungestört ist.«
    »Gar kein Problem, Schätzchen. Sag ihr, Random House hat das Angebot verdoppelt. Damit ist Knopf aus dem Rennen, es sei denn, sie lassen sich etwas einfallen. Time Warner hat eine Simultanveröffentlichung in zwölf Ländern angeboten, aber wer will das schon? Da kommt man ja mit den Presseterminen nicht mehr hinterher.«
    »Lorna, etwas anderes: Gibt es wegen des Filmstoffes Neuigkeiten?«
    »Filmstoff? Welcher Filmstoff?«
    »Ich weiß nicht, ich dachte nur.«
    »Bestelle ihr meine allerherzlichsten Grüße. Ich muss los. Ich hab auch noch andere Klienten.«
    »Wer hat denn hier wen angerufen?«
    Doch da hatte Lorna bereits ohne ein Wort des Abschiedsaufgelegt. Laura blieb neben dem Telefon stehen, denn sie wusste, dass es gleich wieder klingeln würde.
    »Dementieren. Das ist ja wohl klar.«
    »Danke, Lorna.« Und aus einer britischen Laune heraus wünschte sie: »Und dir die Dementoren.«
    Aber da hatte Lorna bereits ein weiteres Mal grußlos das Gespräch beendet.

KAPITEL 14
    »Es führt kein Weg daran vorbei.«
    »Müssen wir wirklich?«
    »Wie würden Sie sich fühlen, wenn wir nicht alles versuchten?«
    Laura gab sich geschlagen und griff sich die Kamera.
    »Na gut, dann los.«
    Durch den Sucher sah sie Steerpike mit einem Werkzeugkoffer die Treppe in den zweiten Stock emporgehen. Sie folgte ihm. Anders als bei den vergangenen Exkursionen empfing sie keine Kälte, als sie die Deckenplatte aufstießen. Die Glaskuppel, durch die den ganzen Tag lang das Sonnenlicht hereingeströmt war, hatte den Ballsaal auf eine angenehme Temperatur erwärmt. Auch war es an diesem Spätnachmittag im zweiten Stock völlig windstill.
    Auf dem mittlerweile vertrauten Weg und ohne gegen Böen ankämpfen zu müssen, hatten sie die Tür zum Turmzimmer zügig erreicht. Steerpike stellte die Werkzeugkiste ab und suchte ein Stemmeisen heraus.
    »Wollen Sie die Tür wirklich aufstemmen? Was, wenn sie dabei kaputtgeht und wir sie nicht mehr schließen können?«
    Er reagierte nicht, band sich die Haare zum Zopf undmachte sich ans Werk. Er setzte den Hebel am Schloss an und lehnte sich mit aller Macht dagegen.
    Laura zoomte seine Arme heran, machte dann eine Großaufnahme von seinem Oberkörper, der sich gegen den Metallbügel stemmte, und fokussierte schließlich seine Stirnpartie mit den deutlich pochenden Adern in den Schläfen. Nachdem sie die extreme Anstrengung dokumentiert hatte, fuhr sie auf die Tür, die sich nicht einen Millimeter bewegt hatte. Unbeeindruckt von seinem Misserfolg, arbeitete Steerpike mit aller Kraft und Entschlossenheit weiter. Doch seine Bemühungen blieben unbelohnt.
    Nach ein paar Minuten und nachdem Laura ihn eindringlich gebeten hatte, gab er auf.
    »Es hat keinen Zweck. Irgendetwas will nicht, dass wir hereinkommen. Vermutlich dasselbe Etwas, das Lucille hereingeholt hat.«
    »Sie haben recht. Nach allen physikalischen Gesetzen hätte die Tür längst aufgehen müssen. Es tut mir leid.«
    »Ist ja nicht Ihre Schuld, Steerpike. Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Auf dem Rückweg warf Laura einen Seitenblick ins Anrichtezimmer und sah, dass Steerpike irgendwann die Trümmer des Rollstuhls zu einem sauberen Haufen zusammengefegt hatte.
     
    Obwohl sie nicht davon ausging, dass sie würde einschlafen können, war Laura Steerpikes Vorschlag gefolgt und hatte sich in Lucilles Schlafzimmer zurückgezogen. Während sie sich ausruhte, wollte er seinen liegengebliebenen Aufgaben nachkommen. Allein das Heizen von Ashby House nahm mehrere Stunden in Anspruch.
    Kaum, dass sie sich auf dem Bett ausgestreckt hatte undder Fernseher in einem angenehmen Flüsterton als Geräuschkulisse im Hintergrund lief, fielen ihr die Augen zu. Sie zog sich die weiche Daunendecke bis über die Schultern und atmete tief ein. Von dem Kopfkissen, in das sie sich schmiegte, stieg ihr der Duft von Lucilles Tuberosenparfüm in die Nase, und in diesem fast hypnotischen Moment zwischen Schlafen und Wachen, in der Orientierungslosigkeit zwischen Wirklichkeit und Traum, verströmte dieser Geruch etwas Verbindliches, Tröstliches. Er stellte eine Nähe her, wie sie zwischen den Schwestern seit Jahren nicht mehr existiert hatte. Ein Quietschen der

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