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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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Verbleib bald ein öffentliches Interesse entstehen würde, war in ihrer Obhut abhandengekommen.
     
    Nach einer verkürzten Führung durch Ashby House hatte Stephen sich für den Javanischen Salon als Schlafzimmer entschieden. Seit einer Ayurveda-Kur in Südostasien im Vorjahr hatte er ein Faible für Land und Leute entwickelt (und im selben Zug die Spuren von zehn Jahren Kokain und Ecstasy und einer frisch hinzugekommenen Vorliebe für Crystal Meth aus seinem Körper getilgt). Steerpike hatte der echten Rose Marsh auf der Chaiselongue in der Bibliothek ein nicht unluxuriöses Krankenlager bereitet und ihr eine kleine Dosis von Lucilles Morphium verabreicht.
    Gerade als Stephen sich zurückgezogen hatte, um sich frisch zu machen, klingelte Lauras Handy, und sie freutesich darauf, Hector Slashers Stimme zu hören. Doch überraschenderweise war eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
    »Miss Shalott, Kathy Claighbourne hier.«
    Der Name sagte ihr nichts, und da ihr Zögern durchaus spürbar war, fügte die Gesprächsteilnehmerin hinzu: »Die Gemeindesekretärin.«
    Sofort sah sie die kompakte englische Rose mit dem langen Haar vor sich. »Miss Claighbourne! Was kann ich für Sie tun?«
    »Wenn Sie an mein Autogramm denken könnten, wäre das wunderbar, aber darum rufe ich nicht an.«
    »Sondern?«
    »Sie haben sich doch nach Kindern erkundigt, die in St. Just gestorben sind, und das hat mir keine Ruhe gelassen. Meine Großmutter mütterlicherseits hat uns früher Geschichten erzählt, aber ich wusste nie, ob das Märchen waren, um uns Kinder zu erschrecken, oder ob etwas Wahres an den Geschichten dran war.«
    »Und?«
    »Ich bin selbst die Sterberegister noch einmal durchgegangen und habe etwas gefunden. Im Jahr 1846 sind an ein und demselben Tag achtundvierzig Kinder und fünfzehn Erwachsene gestorben. Es muss ein schrecklicher Unfall gewesen sein.«
    Als sie die Jahreszahl hörte, war Laura klar, dass dieser Unfall nichts mit den Kindern um Lucy Gray zu tun haben konnte.
    »Was für ein Unfall soll das gewesen sein?«
    »Ein Minenunfall.«
    »Aber was machen denn achtundvierzig Kinder in einer Mine? Einen Schulausflug?«
    Über derlei Lücken im historischen Wissen war Kathy Claighbourne schockiert, und ihre Bemühungen, diese Bestürzung zu überspielen, scheiterten kläglich. »Kinderarbeit, Miss Shalott. Nur, dass die seit 1842 verboten war.«
    »Oh.« Jetzt war nicht wirklich Zeit für eine Nachhilfestunde in englischer Geschichte, oder?
    »Da fiel mir wieder ein, dass meine Großmutter uns vorm Einschlafen von den kleinen, murmelnden Menschen aus den Minen erzählte, die sich nachts ruhelos herumtrieben und die man nicht anschauen durfte, weil man sonst in Graphit verwandelt würde. Das waren wohl die Geister der verschütteten Kinder, die keine Ruhe fanden   … Morgen Vormittag hat die Bibliothek geöffnet. Ich werde einmal schauen, ob ich etwas finden kann. Wenn Sie mögen, besuchen Sie mich auf einen Tee.«
    »Dieses Unglück, Miss Claighbourne   – wissen Sie zufällig, in welcher Mine es stattgefunden hat?«
    »Deshalb rufe ich ja an   – Sie waren doch an den Ashbys und ihrer Biografie interessiert. Es war eine von Alexander Ashbys Minen, Deborah Ashbys Vater.«
     
    »Laura, entschuldigen Sie, dass ich mich jetzt erst melde, ich war auf der Autobahn, ich komme gerade aus London, und bei dem Wetter wollte ich kein Risiko eingehen und hatte das Handy ausgeschaltet. Was ist denn um Gottes willen geschehen?«
    »Hallo, Hector. Wir hatten hier einen Unfall, zwei, um genau zu sein.«
    »Ist Ihnen etwas zugestoßen?«
    »Nein, ich bin okay.«
    »Ihrer Schwester?«
    Sie musste an ihr erstes Gespräch mit Kathy Claighbournedenken. Jeder im Dorf wusste, wer Ashby House gekauft hatte.
    »Sie wussten die ganze Zeit, dass Lucille meine Schwester ist, nicht wahr?«
    Er machte eine kurze Pause. »Ich wollte Ihnen die Gelegenheit geben, es als Erste anzusprechen. Ich wollte nicht wie ein Autogrammjäger wirken. Ist das schlimm?«
    Sie dachte nach, dachte an ihn, dachte, was soll’s?
    »Nein. Nicht schlimm. Was die Unfälle angeht: Ein Bekannter von mir ist angereist und hat seinen Wagen gegen das Tor in der Auffahrt gesetzt. Und unsere Köchin ist auf der Treppe ausgerutscht, aber das haben wir mittlerweile im Griff. Die Gemeindesekretärin hat den Arzt vorbeigeschickt. Er hat selbst fast einen Unfall gebaut, aber er hat die Köchin untersucht und mitgenommen. Um den Wagen kümmern wir uns morgen. Wir

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