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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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herab. Unter dem Brüllen der Maschine hatte das Pulsieren wieder begonnen. Laura stützte sich an der Wand ab, um die unangenehmen Schwingungen abzustellen, doch die Wände des Flurs verstärkten das sonore Brummen nur. Der Fußboden schien in Schwingungen zu geraten. Als sie nach unten schaute, schien ihr Fuß zur Hälfte im Parkett zu verschwinden, und je aggressiver Steerpikes Bemühungen wurden, die Tür zu öffnen, desto stärker wurden die Vibrationen. Ihr Blick fiel auf ihre Hand, mit der sie sich an der Wand abstützte. Auch hier derselbe Effekt. Ihre Finger verschwammen mit dem Untergrund, als sauge die Materie des Hauses an ihr.
    »Steerpike!« Ihre Stimme ging im allgemeinen Krawall unter. Sie stand zu weit entfernt von Steerpike, um ihn zu berühren, und sie hatte Angst, sich auf dem wabernden Boden in seine Richtung zu bewegen. Was, wenn sie im Parkett versank?
    »Steerpike, hören Sie auf!« Hysterie schwang in ihrer Stimme mit.
    Er drehte sich zu ihr um, und der Schrecken war ihm ins Gesicht geschrieben, als er sah, wie sie in das Haus hineinzuschmelzen schien. Als er sich vollständig zu ihr umwandte,fanden auch seine Füße keinen Halt mehr. Es gelang ihm noch, die Kettensäge abzustellen, aber die rasenden Sägen brauchten Zeit, um zum Stillstand zu kommen.
    Als er den Halt verlor und auf sie zustürzte, fragte sie sich, ob der Boden Steerpikes Fall aufhielt oder ob er ins Nichts verschwinden würde.
     
    »Laura! Was habt ihr Lucille angetan? Was in Gottes Namen geht hier vor?«
    Stephen Steeds Stimme und das zeitgleiche Bellen des Hundes rissen sie aus ihrer Besinnungslosigkeit.
    Lauras erster Impuls war es nachzuschauen, ob sie noch alle ihre Gliedmaßen besaß. Diesbezüglich beruhigt, machte sie eine kurze Bestandsaufnahme. Steerpike hockte neben ihr, schwer atmend und ungläubig der Kettensäge nachschauend, die auf dem bewegten Boden den Korridor entlang in Richtung Ballsaal zu robben schien. Der Hund konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wirkte von dem hausgemachten Erdbeben hochgradig verunsichert.
    Steed kam auf die kleine Gruppe zu und stützte sich mit beiden Händen an den Wänden ab. Kettensäge, gestürzte Frau, knurrender Hund, Mann mit Panik in den Augen   – sein Interesse am Verbleib von Lucille war für einen Moment in den Hintergrund getreten. »Bist du in Ordnung?«
    Sie kam nicht dazu zu antworten, denn so abrupt, wie das Vibrieren begonnen hatte, war es auch zu Ende.
    Überrascht setzte Laura sich auf. In ihr schien die Vibration nachzuhallen, sie fühlte sich wie ein Matrose, der nach langer Zeit auf See das erste Mal wieder festen Boden betritt. Wenige Zentimeter von ihrem Oberschenkel entfernt hatte die Säge eine tiefe Kerbe von einem Meter Länge in das Parkett gefressen.
    »Miss Shalott   … ich   … es   … Mein Gott, ich hätte Sie beinahe umgebracht.«
    Steerpike erhob sich, doch auf halbem Wege zum aufrechten Stand zuckte ein Schlag durch den Flur, der ihn wieder zu Boden warf. Der Hund stürzte, jaulte und rappelte sich wieder auf. Eine Sekunde später kam der nächste Schlag, stärker als sein Vorgänger, und der nächste trat in noch kürzerem Abstand ein, gefolgt von einer weiteren, erheblich schwereren Erschütterung, bis das krankhafte Zucken des Hauses sich zu einem eskalierenden Stampfen auswuchs, wie ein Publikum, das applaudierend eine Zugabe einfordert, oder ein Zug, der an Tempo zulegt.
    Dann ertönte ein Schrei. Überrascht stellte Laura fest, dass er aus ihrem Mund kam.
    Die Tür zum Turmzimmer stand offen. Der Raum lag im Dunkeln, doch eine Bewegung zeichnete sich darin ab. Unförmig, pulsierend und doch nicht manifest, wie ein Wirbel, eine Öffnung.
    Der nächste Schrei, der erklang, stammte von Stephen Steed, als ein reißender Sog nach ihm griff und er mit ausgestreckten Armen und Beinen durch den Korridor flog, seine Hand gegen den Türrahmen knallte, sein ganzer Körper sich zweimal in der Luft überschlug und nach einem kurzen Verharren in der Schwebe von einem grauen Licht durchdrungen wurde, bis er kopfüber mit der Wucht und Stärke eines Presslufthammers von unsichtbaren Kräften in den Boden gerammt wurde, kurz bevor die Tür zum Turmzimmer zuschlug und das letzte Echo seines Aufschreis verschluckte. Stephen Steed, Weltstar. Verschwunden in Ashby House wie Spucke im Lagerfeuer.

TEIL 3
BELAGERUNGEN UND ANDERE KONSEQUENZEN

 
    It’s too real: Situation flammable   …
    Carlisle

KAPITEL 19
    Nach einem finalen Scheppern,

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