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Ashby House

Ashby House

Titel: Ashby House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ludewig
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Unvermittelt. Rhythmisch. Anders als beim letzten Ausbruch des Hauses schien er aus keiner bestimmten Richtung zu kommen, dumpf, düster unterhöhlte er die Glaskuppel und presste sich gegen die Fenster, die sich zu wölben schienen, um dann wieder in die entgegengesetzte Richtung gesogen zu werden. Der pulsierende Lärm verschlang auch das Knurren des Hundes, aber seine Drohgebärde war eindeutig. Sein sonst glattes Fell sträubte sich im Nacken, die Ohren waren eng am Kopf angelegt, der Schwanz eingeklemmt, die Zähne gefletscht. Alarmiert schaute Mowgli nach oben, veränderte unruhig seine Position.
    »Steerpike, ich weiß nicht, ob wir weitergehen sollten.«Lauras Gesicht glänzte feucht, ihre Augen waren weit aufgerissen und wie eine Elfe war sie im Augenblick nur zu einem einzigen Gefühl fähig: nackter Angst. Was als Nächstes geschah, steigerte ihre Panik zu blankem Terror. Etwas stieg am Haus empor   – der Lärm war unerträglich nah, schlug gegen die Trommelfelle, drohte sie zu zerfetzen. Wenige Sekunden später wurde es sichtbar, und die Panik schlug um in Entsetzten, Ungläubigkeit, Erleichterung, dann wieder Entsetzen. Über der Kuppel sah sie die Propellerblätter eines Hubschraubers rotieren, danach das grelle Aufblitzen von Kameralichtern, nur eine Sekunde lang, denn dann griff das Haus ein.
    Die Vorhänge, die sich an der Innenseite der Glaskuppel befanden, wurden wie von Geisterhand zugeworfen, das surrende Geräusch der Gardinenringe in ihren Schienen übertönte einen Augenblick lang sogar den Lärm des Hubschraubers. Dieser war bereits weiter aufgestiegen, und das Motorgeräusch ebbte allmählich ab.
     
    Nur ein einziges Foto, stummes Zeugnis einer todbringenden Vitalität.
    Nur ein einziges Bild, geschossen von Fotoreporter Harry Gale, der ohne Auftrag, aber mit der klaren Gewissheit, dass er mit einem solchen Bild ein Vermögen verdienen würde, stärkere Geschütze auffuhr als seine Kollegen und im nahe gelegenen Penzance einen Hubschrauber mietete.
    Nur ein einziges Bild, das bei Millionen von Zeitungslesern Angst und Schrecken angesichts des Schicksals der Fotografin Lucille Shalott verbreitete. Darauf zu sehen das verzerrte Gesicht Laura Shalotts, mit bleichem, ungesund glänzendem Teint, feucht funkelnden Augen, einem wie vor Schmerz verzogenen Mund, leuchtend roten Haaren, die ihr buchstäblichzu Berge standen, furiengleich gebleckten Zähnen in der perversen Karikatur eines Lachens. Und was war das? War sie geschrumpft, oder war dieser Hund größer als ein Kalb? In Lauras rechter Hand die Axt, in Drohgebärde erhoben. Daneben   – es konnte nur er sein, es hatte doch in der Presse gestanden, dass er Lucille Shalott gerade besuchte   – niemand anderes als Stephen Steed, obwohl ein Fleck unerklärlichen Ursprungs sein Gesicht teilweise verdeckte. 2 Über seinen Schultern was? Eine Kettensäge? Der monströse Hund in Angriffslust vor den beiden, und im steinernen Boden unter ihnen drei Wörter: Du Pensée Sauvage. Ja, ganz offensichtlich waren das Wilde, die wütend, entsetzt und kampflüstern ins Licht der Kamera blickten wie in das Auge eines Sturms.
    Das Foto, das noch am selben Abend um die Welt ging, brachte Glück und Unglück zugleich.
    Unglück für Laura, da ihr keine Verschnaufpause gegönnt war.
    Unglück für den Fotoreporter Harry Gale, der an seinem Bild nie etwas verdienen sollte. Sein Hubschrauber wurde beim Wenden über dem Meer von einer Sturmböe ergriffen, die den Piloten dermaßen unerwartet traf, dass er durch ein hektisches Manöver die Kontrolle über seine Maschine verlor und den Steilklippen zu nahe kam, wobei sich zwei Rotorblätter verbogen und der Hubschrauber in einer finalen Spirale zu Boden ging.
    Glück für Ellen Strickland, eine Cousine zweiten Grades der Gemeindesekretärin Kathy Claighbourne, die am Strand mit ihren beiden Rottweilern Bonnie und Clyde spazieren ging und etwa zwei Dutzend Meter vom Wrack des Hubschraubers entfernt die Umhängetasche des Fotografen entdeckte.

KAPITEL 18
    Nur die plötzliche und absolute Dunkelheit und die sie begleitende Furcht verscheuchten in Laura den Impuls zu einem hysterischen Lachen.
    »Ich hatte gedacht   –«
    »Ich auch.«
    Mit ausgestreckten Armen langsam sich vortastend, schafften sie es, die Tür zum Gang zu erreichen, von dem die Dienstboten- und das Schulzimmer abgingen. Anders als bei ihrem letzten Ausflug ließ sich die Tür nur unter Anstrengungen öffnen, als habe sich über Nacht der

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