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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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der Hand hat: Der Dreckskerl ist ein echter Psychopath.«
    »Welcher Junge?«, fragte Tom. »Wie heißt er?«
    »Ein gewisser Prentiss«, antwortete Weller. »Chris Prentiss.«

60
    A lles in Ordnung?« Erschöpft und atemlos nach dem verzweifelten Kampf erhob sich Chris aus dem blutigen Schnee. Er warf einen Blick zu Nathan, der keuchend an der Nordwand der Schule lag und mit einer Hand den linken Oberarm umklammerte. Sein Parka war von der Schulter bis zum Ellbogen aufgeschlitzt. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. »Hat er dich noch irgendwo gebissen?«
    »Nein. Zum Glück ist er auf dem Eis ausgerutscht.« Nathans Gesicht war aschfahl. »Der kleine Mistkerl hat sich wie ein Blutegel an ihr festgesaugt.« Der alte Mann drehte sich um und rief: »Hat er dich schlimm erwischt?«
    »Nein.« Lena kauerte in einem Kleiderhaufen an der Ecke des Gebäudes unter dem überdachten Weg, wo sie die Pferde angebunden hatten. Der Weg führte an der Ostwand entlang zu einem schneebedeckten Klettergerüst und einem zerfetzten Basketballkorb. Der Veränderte hatte ihr den Parka am Hals aufgerissen. Leuchtend rote parallele Kratzwunden zogen sich über ihren Hals, wo er an ihrem Schal gerissen hatte, ehe seine Krallen an ihrem Pullover zerrten. Dass er die Zähne nicht eingesetzt hatte, war ein Wunder. »Wo ist der hergekommen? Warum war er überhaupt hier? Die Schule steht ganz allein im Gelände. Hier gibt’s weit und breit keine Häuser, nichts.«
    »Keine Ahnung.« Chris starrte den Jungen auf dem Boden an. Der Veränderte war noch nicht tot, würgte noch, versuchte einzuatmen, obwohl ihm Blut aus dem Mund quoll und ein Messer in der Kehle steckte. Seine Füße bewegten sich schlurfend im Schnee. Dann brachte der Junge ein leises, gurgelndes Krächzen zustande, und Chris hielt es nicht mehr aus. Er kniete sich hin, umfasste das Messer mit beiden Händen und stieß zu. Als die Klinge Sehnen und Muskeln am Nacken des Jungen durchschnitt und die Klingenspitze an Knochen entlangschabte, spürte er leichten Widerstand. Chris stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Heft.
    Der Junge sackte in sich zusammen, als der Stahl das Rückenmark durchtrennte. Ein purpurroter Schwall ergoss sich aus seinem Mund. Seine Hände zitterten und zuckten wie Seesterne, bevor sie erschlafften und starben. Chris wartete noch ein paar Sekunden, um sicherzugehen, dann zog er das Messer heraus. Überall war Blut: auf dem Schnee, auf dem Jungen, an seinen eigenen Händen.
    »Sie hat recht. Ich kapier’s nicht«, sagte Nathan. »Hier draußen sind keine Spuren. Er muss in der Schule gewesen sein.«
    Und das hieß, der Junge hatte sich an ihnen vorbeigeschlichen, um an Lena ranzukommen. Als Lena schrie, war Chris im ersten Stock gewesen und hatte ein Zimmer nach dem anderen inspiziert. Da lagen viele Tote, alle steif gefroren, und nur manche waren teilweise – hier ein Arm, dort ein Fuß – bis auf die Knochen abgenagt. Die Gänge waren mit einer feinen Schicht aus Eis und Schnee bedeckt, auch dort hatte er keine Spuren gesehen außer seinen eigenen. Also gab es im Gebäude jede Menge Nahrung, der Junge hatte es gar nicht nötig gehabt, überhaupt herauszukommen. Seine Fußspuren zeigten, dass der Veränderte aus der Schulbibliothek herausgeschossen war, durch deren Eingang Chris und Nathan das Gebäude betreten hatten. Nathan, der noch im Erdgeschoss im hinteren Teil der Schule gewesen war, hatte es als Erster geschafft, Lena zu Hilfe zu eilen.
    Aber Nathan war zum Greifen nah gewesen. Warum hat er nicht ihn, oder mich, angefallen? Wir waren drinnen, direkt vor seiner Nase. Warum ist er rausgegangen? Warum hat er sich Lena ausgesucht? Zum Teufel, warum ist er auf sie losgegangen?
    Chris sah Lena an, die immer noch geduckt dahockte, eine Hand an ihrem zerkratzten Hals. Der Junge hatte sie nicht gebissen, obwohl er genug Zeit gehabt hätte. Sieht aus, als hätte er sich an sie ranmachen wollen. Er musterte den verknoteten grünen Schal und den zerfetzten Parka. Vielleicht wollte er ja … Es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Die Vorstellung, dass der Junge sie hatte vergewaltigen wollen, ängstigte ihn fast noch mehr, als wenn es der Veränderte nur darauf angelegt gehabt hätte, ihr die Kehle durchzubeißen.
    »Glaubst du, da sind noch mehr von denen?«, wollte Lena wissen.
    Gute Frage. Er warf einen Blick auf die Pferde, aber die hatten sich beruhigt. Nicht dass Pferde einen zuverlässig vorgewarnt hätten, Hunde reagierten viel sensibler

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