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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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er an seiner spröden Unterlippe. Konnte es sein, dass sie wirklich kurz vor dem Sterben war? Du liebe Zeit, daran hatte er überhaupt nicht gedacht. Und wenn sie starb, dann waren sie alle dem Tod geweiht. Er war genauso erschöpft wie Lena, und Nathan war so abgemagert – ein Windstoß konnte ihm umpusten.
    Aber sie hat es mit dem Magen. Er biss einen abgestorbenen Hautfetzen ab. Morgens ist es am schlimmsten. Vielleicht ist sie …
    Da, eine Bewegung. Im Schnee. Sein Blick blieb an etwas Dunklem, Huschendem hängen. Auch ohne Feldstecher sah er, dass das kein Wolf oder Kojote war. Wahrscheinlich ein anderer Junge, obwohl man Jungen und Mädchen in diesen unförmigen Jacken kaum unterscheiden konnte.
    Er beobachtete, wie der Schemen schnurstracks auf die Leichen zuhielt. Als Chris die Idee gekommen war, eine stattliche Anzahl der Toten draußen im Schnee aufzuschichten, hatte er Nathan nur gesagt, er wolle nicht riskieren, dass Veränderte in die Schule kamen. Das war überzeugend genug für den alten Mann gewesen, um nicht weiter nachzufragen. Sie hatten überlegt, dass zehn Leichen für die Nacht reichen sollten, allerdings hatte Nathan nicht verstanden, warum Chris zwei Leichenstapel besser fand als einen.
    Jetzt hielt Chris den Atem an. Die dunkle Gestalt, noch ziemlich weit entfernt, schlich zum ersten Stapel, den Chris bewusst näher am Wald platziert hatte. Dort lungerte die schattenhafte Gestalt eine Weile herum – und ging dann weiter.
    Mist. Sein Magen wurde zum Eisklumpen, obwohl sein Verstand noch abwiegelte. Entspann dich, du weißt nicht, was das bedeutet; vielleicht will er sich ja erst mal nur beide näher ansehen. Er beobachtete, wie sich der Jugendliche neben den zweiten Leichenstapel kniete. Es zählt erst, wenn mehr von ihnen kommen und sich für den zweiten Stapel entscheiden.
    Binnen Minuten tauchten weitere schemenhafte Gestalten auf, die Veränderten kamen übers offene Feld und wuselten über den Schnee wie schwarze Ameisen zu verstreutem Zucker. Insgesamt waren es wohl an die dreißig. Nur wenige blieben am ersten Stapel stehen. Die meisten scharten sich um den zweiten. Soweit er es mit dem Feldstecher sehen konnte, waren diese Veränderten ziemlich primitiv bewaffnet: Baseball- und Golfschläger. Einer hatte einen menschlichen Oberschenkelknochen. Ein anderer eine Axt. Keine Gewehre, auch keine Wurfwaffen. Messer wären in diesem schummrigen Licht kaum zu erkennen gewesen, aber seiner Meinung nach brachen sie die Glieder hauptsächlich mit bloßen Händen auseinander, verdrehten die Arme und Beine an den Gelenken, wie man es bei einem Truthahn an Thanksgiving tat – hier ein Flügel, da eine Keule – , und nagten vorher das Fleisch mit den Zähnen von den Gelenken. Schädel waren etwas anderes als Hüften oder Knie, wo man wirklich hart arbeiten musste, um die kräftigen schützenden Bänder zu durchtrennen. Ein Kopf war wie eine auf der Spitze eines kippligen Wirbelsäulenturms notdürftig ausbalancierte Bowlingkugel und wurde nur durch die Sehnen der Schulter- und Nackenmuskulatur gehalten, die man leicht durchbeißen konnte.
    Chris wandte den Blick von zwei Jugendlichen, die mit einem Gewirr aus Gedärmen Tauziehen spielten, und betrachtete die jetzt tief schlafende Lena. Bitte, Lena, flehte er stumm, bitte schlaf weiter. Wach nicht auf. Das solltest du nicht sehen müssen.
    Gnädigerweise schlief sie weiter, er dagegen sah eine Menge. Die Veränderten blieben den Rest der Nacht und kabbelten sich, soweit er es beurteilen konnte, völlig unkoordiniert um die Leichen, sodass sie eher an Aasgeier erinnerten.
    Der schlimmste Moment war, als einer der Veränderten – er war sich fast sicher, dass es ein Junge war – etwas Langes, Seilähnliches aus dem Leichenstapel zog und sich seine Beute – einmal, zweimal – um den Hals wickelte. Oje. Chris merkte, wie ihm flau im Magen wurde. Mit zusammengekniffenen Augen sah er angestrengt durch den Feldstecher, doch er war nicht sicher, was er sah. Vielleicht Därme. Von weitem hätte man fast glauben können, der Jugendliche hätte sich eine altmodische Wurstkette doppelt um den Hals gelegt. Makaber. Bisher war ihm noch kein Veränderter untergekommen, der tatsächlich Leichenteile trug. Obwohl er ja vielleicht einfach nur einen Frühstücksimbiss mitnahm.
    Oder … es konnte um einiges komplizierter sein. Das würde er erst wissen, wenn es ein bisschen heller geworden war.
    Eine halbe Stunde vor Anbruch der Dämmerung flitzten die

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