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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Sattel. Der Rotschimmel tänzelte unruhig, als Lena sich in den Sattel sinken ließ, dann sah Chris, wie die Stute die Muskeln anspannte und die Ohren anlegte. »Lena, nimm ihren Kopf hoch und die Zügel straffer … ruhig«, sagte er, als der Rotschimmel buckelte und heftig schnaubend aufkam.
    »Vielleicht ist sie auch erschöpft«, meinte Lena. Auf ihrer Jacke glänzte ein kleiner gelber Fleck Erbrochenes. »Wir sollten haltmachen.«
    Von vorne rief Nathan ihnen zu: »Gibt’s ein Problem?« Chris stellte fest, dass Nathan inzwischen schon fünfzig Meter entfernt war, und er sah, wie er sein Pferd wendete. »Will sie dich abwerfen?«, fragte der alte Mann. »Sollen wir eine Weile rasten?«
    »Ja«, murmelte Lena.
    »Alles in Ordnung«, rief Chris. Sie mussten aufschließen. Diese Ruferei machte ihn nervös. Nathan sollte es eigentlich besser wissen, aber sie waren alle erschöpft. Er winkte dem alten Mann weiterzureiten, sah, wie Nathan nickte, mit seinem Rotfuchs wieder kehrtmachte und auf eine kleine Anhöhe zuritt.
    Chris hatte sich schon wieder halb zu Lena umgedreht, als er bemerkte, wie Nathans Rotfuchs strauchelte. Er kam nur kurz aus dem Tritt. Nichts Gefährliches.
    Doch dann bewegte sich rechts von Nathan etwas. Das Ding war so groß, so fehl am Platz und so weit oben – auf Kopfhöhe – , dass Chris partout nicht kapierte, was er da sah.
    Der Baumstamm schoss so schnell zwischen den Bäumen hervor, dass er pfeifend die Luft durchschnitt.
    »Nathan!«, schrie Chris, doch es war zu spät. Es war schon zu spät gewesen, als der Rotfuchs über den Stolperdraht gestrauchelt war.
    Die Keule – ein riesiger, aus einem Stamm gefertigter Rammbock – knallte Nathan voll in die rechte Seite. Einmal in Schwung flog sie noch weiter und krachte auf der anderen Seite des Pfades in die Bäume. Nathans Kopf ruckte nach links, irgendein kräftiger Knochen brach, und dann rutschte er aus dem Sattel, fiel aber nicht. Sein rechter Stiefel hatte sich im Steigbügel verfangen, sodass er – als die Halteleine hinüberwirbelte und die Keule zurückholte – gerade zu Boden glitt, während sein Rotfuchs panisch stieg.
    Sein Kopf war also an genau der falschen Stelle. Vielleicht war er einfach nur zu verblüfft oder auch schon bewusstlos. Es spielte keine Rolle.
    Mit einem hohlen Dong! schmetterte das dicke Ende der Keule gegen Nathans linke Schläfe. Diesmal drehte sich Nathans Kopf so schnell, dass Chris es regelrecht hörte, wie sein Hals brach. Eine Blutfontäne spritzte ihm aus dem Mund, und dann platzte ihm der Schädel, und es gab nur noch einen schwammartigen schwarzen Krater aus Blut und pulverisiertem Knochen. Wiehernd kam der Rotfuchs wieder auf und stürzte in den Schnee.
    All das hatte nicht länger als vier Sekunden gedauert, doch Chris hatte sich schon nach der ersten in Bewegung gesetzt. »Nathan!« Er rannte durch den Schnee, obwohl ihn die Schuhe behinderten. Hinter sich hörte er Lenas entsetzte Schreie. Ein Stolpern, aber er hatte sich gleich wieder gefangen. Das war seine Schuld, sie hätten nie versuchen sollen, nachts weiterzuziehen, und jetzt war es zu spät, zu spät, zu spät.
    Und auch das fiel ihm zu spät ein: Wo eine Falle ist, gibt es meist auch eine zweite.
    Sein linker Fuß versank im Schnee. Im nächsten Augenblick schnitt etwas Dünnes in sein Schienbein, straffte sich und schnappte dann zu. Er wurde nach vorn geschleudert. Erst im letzten Moment drehte er sich, um die Wucht des Aufpralls mit der Schulter statt mit ausgestreckten Händen abzufangen, aber die Schneeschuhe bremsten ihn. Er knallte auf Hände und Knie, die Spitzen der Schneeschuhe rammten sich tief in den Firn.
    Über ihm tat sich etwas. Und dann hörte er es laut knacken, krachen, surren, etwas raste auf ihn zu. Sein Kopf schnellte nach rechts, aber er sah keine zweite Keule. Jedenfalls nicht auf dieser Seite. Aber da war etwas, denn er hörte ein monströses, splitterndes Krachen – und er begriff.
    Zu spät.
    Die Baumfalle kam von oben: kein grober Stamm wie die Keule, sondern ein flacher, schwerer Holzquader. Selbst wenn es Tag gewesen wäre und nicht Nacht und er daran gedacht hätte, auch nach oben zu schauen anstatt nur nach links und rechts, hätte er sie nicht entdeckt, denn das dünne dunkelgrüne Netz darunter war eine perfekte Tarnung. Jetzt im grünlichen Mondlicht war das Ding nahezu unsichtbar.
    Die Tigerfalle schoss auf ihn zu. Er sah die genagelten Bretter, ein grünes Funkeln von Glas …
    Die aufgerichteten

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