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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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ihr die Glock in den Rücken. Fast hätte sie sie liegen gelassen, als sie aus Daniels Hand gerutscht war – aber das wäre eine Dummheit gewesen. Daniel hatte seine Wahl getroffen, und nun traf sie ihre.
    Der Boden zuckte, dann hörte sie ein neues, längeres Grollen, näher und lauter, fast schon ein Donnern. Eine weitere Explosion. Ihrem Gefühl nach weiter vorn und über ihr.
    Aus einer Flözöffnung stieb plötzlich, wie der Korken aus einer Champagnerflasche nach dem Schütteln, eine Wolke von Fledermäusen. Sie hatte noch den toten Daniel und den toten Leopard in der Nase, aber nun überlagerte der beißende Geruch nach angebranntem Streichholz alles andere, und sie spürte, wie die Luft über ihre Kehle schabte. In ihrem Mund schmeckte es schlammig, Sand und Dreck knirschten zwischen ihren Zähnen.
    Zuerst ein Flintenschuss und jetzt zwei Explosionen.
    Ein Angriff? Stürmte jemand die Mine? Kurz verlangsamte sie ihren Schritt. Sie sah es praktisch vor sich: Wie sie sich zum Eingang kämpfte, bloß um dort in einem Kugelhagel niedergemäht zu werden. Nicht nur, dass sie haargenau wie eine Veränderte aussah, sie trug sogar Waffen. Für jeden da draußen war sie der Feind.
    Keiner weiß, dass ich hier bin. Sie roch die Verzweiflung der Fledermäuse, und ihre eigene. Wenn ich hierbleibe und das Bergwerk einstürzt, falls das der Plan ist …
    Sie musste raus. Es riskieren. Rauf, diese große Rampe wiederfinden und schauen, ob sie sich den Weg freischießen konnte. Bisher folgte ihr niemand. Klar, natürlich nicht. Es war eine Menge los, warum sollte da jemand einen Gedanken an sie verschwenden?
    Zu ihrer Rechten sah sie im Vorbeirennen ein paar hingesprühte Zahlen. Gleich da vorn, da ist eine Biegung, dachte sie, und dann sollte ich an der ersten Treppe sein und …
    Als sie an einer Rutsche vorbeiflitzte, schnappten ihre Ohren etwas sehr Seltsames auf. Schlitternd kam sie zum Stehen. Hastete zur Rutsche, um sich zu vergewissern. Legte die Hand ans Metall und spürte, wie es sprang und hüpfte und ruckelte, während das Gestein bebte.
    Schall ist körperlich. Vibrationen verursachen Geräusche, die von der sensiblen Apparatur des Gehörs übersetzt werden. Selbst taube Menschen erkennen Klänge durch Berührung.
    Und jedes Kind kannte Leitern und Rutschen. Leitern kletterte man rauf, Rutschen sauste man runter. Also spielte sich das, was sie jetzt hörte – was sie spürte –, über ihr ab.
    Was da die Rutsche herunterrauschte, war ein donnerndes, brüllendes Getöse, unbarmherzig und unaufhaltsam. Ausnahmsweise brauchte sie ihren Geruchssinn nicht. Sie erkannte es auch so.
    Wasser. Und zwar jede Menge.
    Das Bergwerk stürzte nicht einfach nur ein.
    Es wurde überflutet.

83
    D ie Baumfalle sauste herab – ein Todesapparat. Chris schrie. Dann bäumte er sich auf, er versuchte mit gekrümmten Beinen aus den feststeckenden Schneeschuhen zu schnellen und machte tatsächlich einen Satz nach vorn, blieb aber hängen wie ein Frosch, dessen Hinterbeine man bei einem Laborversuch fixiert hatte.
    Die Baumfalle krachte in den Schnee. Er spürte den Schlag im Rücken, dann sank er ein, das Gewicht der mit Eisennägeln bewehrten Bretter zwängte ihn durch weichen Tiefschnee auf harten Firn wie der Filter in einer Presskanne den Kaffee. Schnee verstopfte ihm Mund und Nase und verklebte ihm die Augen, er hustete und versuchte, den Schnee mit beiden Händen von sich wegzudrücken und das Gesicht frei zu bekommen, damit er atmen konnte.Plötzlich hielt er inne.
    Entweder war die Baumfalle irgendwo hängen geblieben – vielleicht hatten sich die Halteseile irgendwo verheddert – , oder die Schneedecke war fest genug gewesen, um ihn zu retten. Denn sonst hätte nur fester Erdboden ihren Senkrechtfall stoppen können.
    Sein Puls raste. Er atmete tief aus und dachte: Ich lebe noch. Allerdings war er verletzt, das war schlecht. Und festgenagelt, was vielleicht noch schlimmer war. Hatte er sich den Rücken gebrochen? Er sandte einen Befehl an seine Füße, ihm wurde angst und bange, als sich eine Sekunde lang nichts tat, doch dann merkte er, wie sich seine Zehen krümmten. Okay, das war gut. Er lebte. Die Nägel hatten ihn verfehlt. Zu weit auseinander? Egal. Er steckte unter einem schweren Gewicht im Tiefschnee fest, aber er lebte noch. Und Lena war da. Sie konnte ihm helfen. Er würde hier rauskommen.
    Vielleicht kann ich mich rauswinden … Er versuchte eine schlängelnde Bewegung, nur zwei, drei Zentimeter, um es zu

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