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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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konnte sie die Uzi auf Vollautomatik stellen und in genau zwei Sekunden das Magazin leer machen.
    Aber so weit war sie noch nicht.
    Sie umfasste eine der feuchten Sprossen und begann zu klettern. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
    Ein Kampf ums Überleben.

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    T ot waren sie jedenfalls noch nicht: weder verschüttet noch erstickt, noch ertrunken. Tom hatte sich um eine Minute oder so verrechnet, gerade als sie die Seilbrücke hinter sich hatten – Weller schaffte es praktisch einarmig mit seinem gesunden Arm – und die Leiter hochkletterten, brach die große Abbaukammer ein. Sie waren zu weit weg, um es zu hören, aber sie spürten die Erschütterung. Die Leiter schwankte und vibrierte unter seinen Füßen, und Tom keuchte, als das Metall zu kreischen begann. Aus dem Dunklen zu seiner Linken sauste etwas Großes – vielleicht ein Teil der Schachtwand – knapp an ihm vorbei. Eine Sekunde später landete es mit einem lauten Platschen unten im brodelnden Wasser.
    »Das Beben fängt an!«, schrie Luke. Er war fünf Sprossen über Tom, stand aber jetzt wie erstarrt. »Es bebt, alles wackelt!«
    Tom war das nicht entgangen: ein beständiges, gewaltiges Rütteln, das ihm durch und durch ging. Sein Körper weigerte sich instinktiv, sich von der Stelle zu rühren, aber er kämpfte resolut dagegen an. Das war nicht anders als im Gefechtfeuer – und er würde es nicht überleben, wenn er der Angst nachgab.
    »Los, weiter!«, brüllte Weller. Er hatte die Führung, und seine Worte dröhnten herab wie die Stimme Gottes. »Komm schon, Luke, du schaffst das, Junge!«
    Bitte, lieber Gott, hol uns hier raus. Tom schaute kurz nach oben, um sicherzugehen, dass Lukes Füße sich noch bewegten, dann heftete er seinen Blick auf die Leiter, seine Arme und Beine taten ihre Arbeit, immer weiter, die Hände umfassten das Eisen, die Stiefel stießen sich von den Sprossen ab … Weiter, weiter, weiter … Das Brüllen hörte nicht auf, dabei waren sie selbst noch ein ganzes Stück östlich vom Hauptverbruch. Was da unten los war, wusste allein der Himmel.
    Wasser spritzte gegen Fels, aber er konnte nicht sagen, ob es von unten kam oder von der Seite oder von oben hereinschoss. Immer wieder prallte etwas gegen den Beton, und er dachte an all die losen Steine weiter oben. Weller hatte gesagt, dass sich beim letzten Einsturz der Boden um dreißig Meter gesenkt habe. Was heute geschah, war größer, gewaltiger, und es ging tief, sehr tief hinunter.
    Womöglich ist es also noch nicht vorbei, auch wenn wir es schaffen. Tom rannte jetzt praktisch die Leiter hinauf, weiter, weiter, weiter . Seine Lunge brannte und arbeitete auf Hochtouren, seine Muskeln zitterten vor Anstrengung, aber er kletterte weiter, während die Leiter bebte und wackelte und das Wasser unten dröhnte.
    »He!«, rief Luke. »Ich sehe den Himmel, ich sehe den Himmel!«
    Tom riskierte einen Blick, legte den Kopf so weit in den Nacken, wie es ging, und es verschlug ihm den Atem. Oberhalb von Luke sah er Weller mit einem Heiligenschein aus Sternen. Er staunte, wie nah sie zu sein schienen. Als würden sie falsch herum aus einem Auge kommen, wie in diesem Film aus einer anderen Zeit – nur dass die damals aus dem Tränenkanal von diesem Typen gekommen waren, oder?
    Weiterweiterweiter … Jetzt spürte er Luft, die eisig kalt über seinen Kopf und seine Schultern strömte, und er hörte Luke wieder rufen. Als er aufschaute, sah er, dass Weller fort war. Dann zog sich der Junge hoch, und Tom sah nur noch seine Füße, bis es auch Luke ins Freie geschafft hatte. Weiter, weiter, weiter … Jetzt waren es noch zwölf Meter, zehn Meter, drei …
    Da packte eine Hand sein linkes Handgelenk, und dann griff Weller nach seinem rechten Arm. Luke und der Alte hievten ihn aus dem Schacht, und Tom plumpste bäuchlings in den Schnee. Ein paar Sekunden lang konnte er nur keuchen, dann klopfte ihm Luke so fest auf den Rücken, dass er wieder Luft bekam.
    »Wir h-h-haben’s geschafft«, stammelte Luke. Der Junge grinste und zitterte gleichzeitig. »W-w-wir haben’s geschafft, wir haben’s g-g-geschafft.«
    »Ah«, war alles, was Tom herausbrachte. Er spürte die Erde unter seinem Bauch beben, und von tief unten aus dem Schacht drang das Echo und das Rumpeln und Donnern berstenden Gesteins und brausenden Wassers herauf.
    »Hey, Mann«, sagte Luke, den Blick nach rechts gewandt. »Ich s-s-sehe Fledermäuse.«
    Über dem Horizont stand ein riesengroßer Mond, wie das grüne Auge eines Giganten.

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