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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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    Eine ungeheure Schmerzwelle durchtoste ihn, brandete seine Kehle herauf und brach aus seinem Mund. Der Schrei wollte gar nicht mehr aufhören, er schrie, bis ihm die Luft ausging. Seine Beine standen in Flammen. Sein ganzer Körper brannte lichterloh.
    O mein Gott, mein Gott. Etwas Warmes, Feuchtes umfloss seine Schenkel, und dann fing sein Verstand zu stammeln an: Blut, ich bin tot, nur noch wenige Minuten, ich verblute, ich …
    »Chris!« Lenas Stimme, aber er hätte nicht sagen können, wie weit entfernt, denn er war zu tief eingesunken, der Schnee dämpfte alle Geräusche wie Watte.
    Er ballte die Fäuste, holte tief Luft und rief: »Lena, bleib zurück!« Schon diese kleine Bewegung hatte einen hohen Preis. Neuer Schmerz durchbohrte ihn wie Dartpfeile. Und, o Gott, er wollte doch gar nicht, dass sie Abstand hielt. Er wollte Hilfe; er brauchte jemanden, der ihm half! Aber wo zwei Fallen waren, gab es vielleicht auch eine dritte – und falls Lena sich verletzte oder umkam, hätte er überhaupt keine Aussicht auf Hilfe mehr. Seine Beine waren festgeklemmt, und er würde mit Sicherheit sterben, entweder hier im Schnee erfrieren oder verbluten. »Bleib zurück!«
    »Aber … aber … was soll ich tun? Wie kann ich helfen?«
    Sie war hinter ihm, glaubte er, dann wurde ihm klar, dass sie näher war als gedacht. »Sitzt du zu Pferd?«
    »Nein, ich … «
    Als sie nicht weitersprach, bewegte er sich unwillkürlich, nur ein bisschen, doch im selben Moment bereute er es auch schon, denn der Schmerz packte sofort zu, nahm ihm den Atem und schnürte ihm die Kehle zu. Er brachte keinen Laut mehr heraus, nicht einmal einen Schmerzensschrei. Und so versuchte er, den Schmerz abzureiten wie ein Surfer eine Welle – und schließlich ließ er nach und war beinahe nur noch Höllenqual.
    »W-wo … «, krächzte er heiser, »hast du es angebunden?«
    Sie schwieg so lange, dass er die Antwort wusste, bevor sie es ausgesprochen hatte. Der Rotschimmel hatte ja schon vorher gebuckelt, und Lena war nicht gerade kräftig.
    »Sie hat mich abgeworfen. Wahrscheinlich wegen dem Krach.« Eine Pause, dann fuhr sie mit piepsiger Stimme fort: »Als ich auf sie zuging, ist sie in die Richtung abgehauen, aus der wir gekommen sind.«
    O nein. Seine Ausrüstung, sein Gewehr. Er hatte zwar ein Messer, aber das trug er um die Taille, keine Ahnung, ob er da überhaupt rankam. Nicht dass es viel helfen würde, außer er wollte sich die Kehle durchschneiden, bevor ihm ein Veränderter den Kopf abriss. Er konnte sich nicht umdrehen. Und selbst wenn er nicht festgenagelt gewesen wäre, hätte Lena die Baumfalle wohl kaum so hoch anheben können, dass er sich herauswinden konnte.
    Was vielleicht sowieso genau das Falsche wäre. Er hatte mal einen Film gesehen, in dem Aliens in einem Getreidefeld gelandet waren, und er erinnerte sich daran, wie die Frau des Pfarrers von diesem riesigen hupenden Laster an einen Baum gequetscht worden war. Die Polizei hatte sich nicht getraut, ihn wegzuschieben, weil nur das sie noch am Leben erhielt. Vielleicht war es hier so ähnlich.
    »Hör mal.« Er bekam Schüttelfrost. Blutverlust, der Schock … die Kälte … »Wir sind nicht weit von Oren weg. Du … d-du k-kannst es schaffen. Aber du br-brauchst Ausrüstung … «
    »Die gibt’s nur noch bei Nathan«, sagte sie.
    Er versuchte zu nicken. Das war ihm klar.
    »Das kann ich nicht, Chris. Er ist tot, und sein Pferd auch, ich kann ihn nicht anfassen. Ich … « Sie heulte los. »Ich bin nicht wie Alex. Ich … ich habe solche Angst.«
    Ich auch. Er machte den Fehler, sich wieder zu bewegen, und musste warten, bis die nächste Schmerzwelle abgeebbt war. Diesmal schien es länger zu dauern, und er japste, als es endlich so weit war. Schweiß rann ihm über die Wangen und sickerte in den Schnee. »D-du musst … « Er verlor den Faden. Die Worte verhedderten sich in seinem Mund. Er bettete das Gesicht auf den Schnee. Nur eine Sekunde. Nur … muss ausruhen.
    Sie sagte noch etwas, aber ihre Worte waren ein gedämpftes Geräusch. Wattiges Gestammel wie die Verse eines unbekannten Liedes aus fremden Ohrenstöpseln, oder sein Vater, der wütend fluchte, ein unverständliches Zischen, das sich ihm ins Hirn eingebrannt hatte. Er konnte das Lied nicht erkennen. Und die Schreie waren nichts als Wut gewesen.
    Ohnmacht. Eine Decke aus klebrigen Spinnennetzen legte sich über sein Bewusstsein, das gleiche pappige Zeug, das er mit bloßen Händen auseinandergerissen hatte, um

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