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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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angehört wie … «
    Erneut ertönte das Geräusch, und diesmal wusste Tom genau, was es war.
    Eine Trillerpfeife.

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    A ls sie das ferne Knistern zum ersten Mal hörte, kapierte sie es nicht. Zehn Minuten lang war sie unaufhörlich geklettert, während das Grummeln aus der Dunkelheit zu ihr heraufdrang. Hin und wieder huschte eine Fledermaus vorüber, aber sie achtete nicht mehr darauf. Die Tiere zeigten ihr den Fluchtweg, das genügte. Schweiß strömte ihr übers Gesicht und ließ ihr die Kleider am Leib kleben. Ihre Lunge arbeitete wie ein Blasebalg, ihre Schenkel brannten. Drei Sprossen waren gebrochen, und als sie unten ankamen, hörte sie es platschen. Der Gang füllte sich, ebenso die Kammer. Aus dem Rauschen des Wassers war ein stetiges Grollen geworden, und auch dieser leicht schräg verlaufende Schacht bebte. Sie hörte das Schleifen, Rutschen und Aufschlagen von Felsbrocken, die sich lösten und ins Wasser stürzten.
    Dann knisterte es wieder, ein Geräusch wie von Zellophanpapier, und diesmal begriff sie.
    Schüsse.
    Sie legte den Kopf zurück, spähte ins Dunkel hinauf. War es dort ein bisschen heller? Schwer zu sagen, und der Geruchssinn half ihr nicht weiter. Vereinzelt schwirrten immer noch Fledermäuse vorbei, anscheinend hatten ihre Artgenossen alle den Weg nach draußen gefunden. Nur Alex war noch hier, allein, und mühte sich eine zitternde, ächzende Leiter hinauf.
    Wenn Schüsse fallen, wird gekämpft.
    Möglicherweise waren Leute da oben und töteten Veränderte. Oder die Veränderten hatten die Bombenleger gefunden. Nach allem, was sie miterlebt hatte, würde sie sich auch nicht wundern, wenn die Veränderten sich gegenseitig umbrachten.
    Einen Moment verharrte sie regungslos und überlegte, was sie tun sollte. Sie konnte die Glock abfeuern oder sogar die Uzi … aber so erfuhren die da oben lediglich, dass sie bewaffnet war. Die Veränderten hatten auch Waffen. Wenn da oben Menschen waren, brauchten sie nur eine Salve in den Schacht abzufeuern oder abzuwarten, bis sie den Kopf herausstreckte. Keine gute Idee.
    »Hallo?« Sie setzte sich wieder in Bewegung. »Hallo, ich bin hier unten! Hilfe, Hil… «
    Da barst etwas. Und … noch was!
    Diesmal brachen beide Sprossen gleichzeitig. Sie schrie, ihr Körper sackte ab, dann baumelte sie strampelnd in der Luft. Ihre Armmuskeln schmerzten höllisch, aber da trat einer ihrer Stiefel gegen die Felswand, sie fand Halt, balancierte auf den Zehen wie ein Kletterer, was sie definitiv nicht war. Sie hing da, ihr rechtes Bein und ihre Arme zitterten vor Anstrengung. Ihre linke Schulter, noch nicht geheilt, brannte wie Feuer. Unten tobte das Wasser. Die Wände bebten, und sie hörte Fels splittern und krachen. Die wacklige Leiter vibrierte unter ihren Händen. Sie hob das linke Bein, so hoch es ging, ertastete eine Sprosse unter ihrem Stiefel und fand endlich Halt.
    O mein Gott. Sie schluckte und ließ die schweißnasse Stirn auf das vermodernde Holz sinken. Na los, bring dich um, warum nicht?
    »Hilfe!«, brüllte sie. »Helft mir, bitte !« Energieverschwendung. Hoffnungslos. Sie war noch viel zu weit unten, und ihre Stimme konnte es mit dem unerbittlichen Donnern des Wassers nicht aufnehmen. Niemand würde sie hören.
    Moment mal.
    Die hatte sie doch noch, oder? Mit zitternder Hand tastete sie ihren Hals ab, dann schluchzte sie auf.
    Ihr Dad hatte gesagt: Blas einfach da rein, und ich bin im Nu bei dir .
    Sie steckte die Pfeife zwischen die Lippen.
    Ach, Daddy, bitte hab recht.
    Sie holte tief Luft – und blies.

87
    O mein Gott. Das Trillern fuhr ihm durch die Brust wie ein Messer. Das kann nicht sein.
    »Wo kommt das her?«, fragte Luke.
    »Von da, wo wir die Fledermäuse gesehen haben«, erwiderte Tom. Wieder wackelte der Boden, Tom schwankte, dann sprintete er über den bebenden Schnee. Hektisch suchte er den Horizont ab. Die Silhouetten der Fledermäuse hatten sich vor dem Mond abgezeichnet; ja, da waren sie wieder. Er sah etwas vorbeihuschen, wechselte die Richtung, stolperte, als die Erde wieder rumorte, und stapfte weiter durch Schneeverwehungen, die Uzi hoch über dem Kopf.
    »Tom!«, rief Weller. »Tom, warte! Du weißt nicht, wo … «
    Tom achtete nicht auf ihn, sondern kämpfte sich durch den zitternden Schnee, bis er nur ein, zwei Meter weiter rechts eine Fledermaus himmelwärts flattern sah. Er legte die Uzi ab, fiel auf die Knie, machte seine Lampe an. Wieder ging ein Rucken durch den Boden, und er taumelte, dann fegte er mit beiden

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