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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Reverend?«
    »Undurchsichtig. Wie richtig dichter Nebel oder wie Rauchglas, das diesen kalten Geruch ausströmt. Ich bin nicht recht schlau aus ihm geworden, und als ich darauf gekommen bin, dass er diesen Tastsinn hat, da merkte ich, wie erstaunt er war, denn es hat sich plötzlich etwas geöffnet, und dann hab ich Regen gerochen. Ich glaube, das heißt, es hat geregnet, als es bei ihm passiert ist.«
    »Das stimmt«, bestätigte Kincaid. »Es hat hier an dem Tag geregnet. Der Glasgeruch ist auch interessant. Was leitest du daraus ab?«
    »Ich glaube, er hat aus dem Fenster geschaut.«
    Ein Lächeln umspielte Kincaids Mund. »Ja, das stimmt auch.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich neben ihm saß, als es passiert ist.«
    »Wo?«
    »Da, wo wir gewohnt haben, zusammen mit den anderen Erweckten«, sagte Kincaid. »Im Hospiz, in der Alzheimerabteilung.«

53
    A lex verschlug es schier den Atem. »Sie waren Patient? Sie hatten Alzheimer?«
    »Ja. Was meinst du, warum wir ›die Erweckten‹ genannt werden? Ich war noch nicht im Endstadium, aber kurz davor. Phase 6. Glaub mir, ich habe Bauklötze gestaunt, als ich in Windeln aufwachte. Zum Glück waren sie trocken.«
    »Wie können Sie über so was Witze machen?«
    Kincaid zog die Schultern hoch. »In meinem Alter? Da lernt man, Dinge nicht mehr so ernst zu nehmen. Jedenfalls wachte ich an einen Rollstuhl fixiert vor dem Panoramafenster auf, und der Pfleger – ein junger Kerl um die dreißig – war mausetot. Versuch mal, dich ohne fremde Hilfe aus so einer geriatrischen Zwangsjacke zu befreien, da muss man schon ein Entfesslungskünstler sein. Hab mich fast stranguliert dabei.« Er schaute Alex an und lachte. »He, mach deinen Mund wieder zu, sonst baut noch ein Vogel ein Nest da drin.«
    »Wie viele gibt es von euch?«
    »Erweckte? Nur fünf, mich und den Reverend eingeschlossen.«
    »Könnt ihr denn … spürt ihr …?«
    »Nein. Ich bin einfach nur ich. Abgesehen vom Reverend gibt es nur noch einen Menschen, der ähnliche Fähigkeiten hat. Hört Sachen von weit weg, fast wie eine Fledermaus, aber sehr differenziert, was manchmal recht praktisch sein kann. Aber du bist die Einzige, die die Veränderten spürt. In dieser Hinsicht gleichst du den Hunden, die sie wittern können. Als würden sie einen Feind riechen.« Er musterte sie wohlwollend, das eine Auge halb zugekniffen. »Aber dich betrachten sie als Freund. Mehr noch, sie wollen dich sogar beschützen. Also musst auch du dich verändert haben, nur auf andere Weise. Hängt wahrscheinlich mit Pheromonen zusammen.«
    Das Wort kam ihr bekannt vor, irgendwas aus dem Bio-Unterricht … »Was ist das?«
    »Chemische Duftstoffe, die der Körper produziert und die bestimmte Reaktionen auslösen. Soweit ich weiß, gibt es das bei allen Säugetieren. Und auch bei vielen Insekten. Mit ihrer Hilfe kommunizieren zum Beispiel Bienen und Ameisen.« Kincaids Mund verzog sich zu einem wehmütigen Lächeln. »Ich fand immer, dass meine Frau nach Lilien roch. Nach ihrem Tod wollte ich mich ewig nicht von ihren Kleidern trennen. Wenn ich in ihren Kleiderschrank ging, war es, als würde sie mich umarmen.«
    Alex erinnerte sich, wie Tom gerochen hatte, dieser vielschichtige Duft, der sie benommen machte und das Verlangen weckte, ihn zu berühren. Und dabei spürte sie den hohlen Schmerz des Verlustes in der Brust.
    Kincaid deutete ihren Gesichtsausdruck falsch. »Kopf hoch, Mädel. Wir können nichts daran ändern, wenn die Hunde finden, dass du ihr bester Kumpel bist. Aber die Sache mit Harlan können wir schon deichseln. Wir sagen einfach, du hättest ihn erkannt, okay? Ansonsten hat der Reverend recht, wir sollten die Sache mit der Supernase lieber unter Verschluss halten. Am besten sagst du nicht einmal Chris was davon.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.« Sie wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, Chris auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten. Dass Kincaid vermutete, sie könnte sich ihm anvertrauen, fand sie ein bisschen beunruhigend. Vielleicht sehen sie uns schon als Paar. Vielleicht hat Jess ihn deshalb gedrängt, mich zu begleiten, als er einen Rückzieher machen wollte. »Würden mir die Leute denn wirklich was antun?«
    »Gut möglich. Sie könnten denken, dass du dein eigenes Süppchen kochst … Moment, nur die Ruhe, lass mich ausreden. Ich behaupte nicht, dass du lügst. Immerhin hast du Harlan ausfindig gemacht, obwohl du ihm im vorderen Flur gar nicht über den Weg laufen konntest. Aber du

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