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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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Straße untergestellt. Kincaids Pferd war an einen Baum am Straßenrand angebunden, und als er die Zügel löste, sah er mit einem Blick über die Schulter, dass Greg Daisy in den Stall führte. »Alles okay?«, fragte er Alex.
    »Ja«, sagte sie, »aber es war so peinlich.«
    »Das passiert, wenn man sich wie ein Esel aufführt.«
    »Danke.«
    »Du kommst drüber weg.«
    »Aber ich kapier es nicht. Erst macht Jess Chris fertig, weil er die Regeln nicht brechen will, und dann schreit sie mich an, ich solle sie befolgen.«
    Wieder warf er einen Blick zurück zum Haus. »Pass auf, das jetzt zu erklären, ist zu schwierig, aber an deiner Stelle würde ich im Haus aufpassen, was ich sage.«
    »Warum?«
    »Drücken wir es mal so aus, es gibt … verschiedene Lager. Die Leute schlagen sich auf die eine oder andere Seite. Nicht jeder ist damit zufrieden, wie es hier abläuft, und man möchte vermeiden, dass die falschen Leute mit anderen falschen Leuten reden.«
    Lager? Falsche Leute? »Was ist das eigentlich für ein Ort? Gehört ihr zu einer Sekte, so einer richtig religiösen …« Sie suchte nach dem geeigneten Wort. »Sie haben gesagt, die Leute hier sind keine Mormonen oder so, aber vielleicht so was wie die Amish People? Irgendeine merkwürdige Religionsgemeinschaft? Alles ist so festgelegt.« Das war auch nicht gerade das passende Wort, und zu spät merkte sie, dass sie Kincaid, falls er dieser Sekte angehörte, beleidigt hatte. Sollte sie sich entschuldigen? Ob das überhaupt noch etwas nützen würde?
    Kincaid musterte sie ein paar Sekunden lang. »Wenn ich bedenke, dass einige meiner besten Freunde zu den Amish People zählen, könnte ich dir das übelnehmen. Sie sind weder merkwürdig noch eine Sekte. Es sind freundliche, anständige Leute.«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja«, sagte er, lächelte aber nicht dabei. »Ich will nicht behaupten, dass ich alles verstehe. Als Arzt habe ich allerdings gesehen, was passiert, wenn Menschen unter großem Stress stehen. Das bringt nicht immer ihre besten Seiten zum Vorschein. Wenn man Angst hat, wird man aggressiv. Man entdeckt ganz neue Seiten an sich. Man feilscht und schachert, um zu überleben. Man jagt Wundermitteln hinterher und glaubt jeden Unsinn, der einem Hoffnung gibt. Wenn aber alle Hoffnung dahin ist, dann sei auf der Hut. Manche Menschen werden brutal, sie gehen aufeinander los, als wären sie die ärgsten Feinde.«
    Er hätte von ihrem Leben sprechen können. Zu wie vielen Spezialisten hatte Tante Hannah sie geschleppt? Was waren die Nanosensoren, diese kleinen Kügelchen in ihrem Hirn, anderes als ein letzter verzweifelter Versuch? Als Alex’ Eltern gestorben waren, hatte sie es nicht wahrhaben wollen, bis sie ihre Leichen gesehen hatte. Ihre Tante hatte das verständlicherweise verhindern wollen, denn nach der Feuersbrunst waren von ihren Eltern nur angekohlte, geschwärzte Knochen und allzu weiße Zähne geblieben. Der Schmerz – ein zu geringes Wort für so ein ungeheures Gefühl – war fast nicht zu ertragen gewesen, und Alex hatte mit verzweifelter Wut auf alle und jeden eingedroschen.
    Jetzt dachte sie, dass es genau so war, wie Jess gesagt hatte: Wut war leichter zu ertragen als Trauer. Der Zorn verlieh das Gefühl, man könnte noch etwas ändern. Sich abzufinden war eine Niederlage.
    »Wenn die Welt untergeht«, fuhr Kincaid fort, »werden Leute, die sich vorher keinen Dreck darum geschert haben, gläubig. Wenn es von Anfang an einen harten Kern von Gläubigen gibt, übernehmen diese die Kontrolle. Rule war schon immer … na ja, konservativ, und mehr als das, könnte man sagen. Der Rat ist nur die Spitze vom Eisberg.«
    »Und Sie? Sind Sie einer der Gläubigen?«
    »Ich glaube an das Leben, und ich bin alt genug, um das Schlimme wie das Gute hinzunehmen. Vielleicht rationalisiere ich ja nur, aber ich finde es eine schöne Vorstellung, dass ich hier etwas Gutes tun kann. Und ehrlich gesagt, lebt es sich hier doch um einiges besser als draußen.«
    »Was ist mit Jess?«
    »Sie würde«, Kincaid wählte seine Worte mit Bedacht, »ein paar Dinge anders machen. Wie sie gesagt hat, ist der Preis dafür, dass wir unsere Ruhe haben, ziemlich happig. Aber die Leute haben Angst. Niemand will sich aus dem Fenster lehnen, und jetzt schon gar nicht. Wenn man nicht mehr der Jüngste ist, gelangt man irgendwann an den Punkt, an dem es leichter ist, sich anzupassen, damit man zurechtkommt. Ich bin im Prinzip mit Jess einer Meinung, aber ich bin mir nicht

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