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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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lachen.
    »Jetzt hab ich dich«, sagte sie, als der Kleine fröhlich seinen Stummelschwanz bewegte und ihr mit der Zunge über die Finger fuhr. »Du, du. Wag bloß nicht …«
    Da roch sie die Wölfe.

38
    I rrtum ausgeschlossen. Die Wölfe waren hinter ihr. Dass sie sich nicht einmal vergewissern musste, was da hinter ihr lauerte, ängstigte sie umso mehr. Sie wusste nicht, wie viele es waren, der Geruch war zwar nicht zu beschreiben, aber eindeutig – und definitiv nicht Hund . Ein Urinstinkt versetzte ihren ganzen Körper in Alarm, ihr Mund wurde trocken, die Muskeln verkrampften sich, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Auch der Welpe hatte sie jetzt gewittert. Sie spürte, wie er sich versteifte, dann verkroch er sich am ganzen Körper zitternd in ihre Jacke und machte sich ganz, ganz klein. Sie stützte ihn weiterhin mit der linken Hand, doch ihre rechte glitt zur Hüfte, wo sich ihre Finger um den Griff der Glock ihres Vaters schlossen.
    Dann drehte sie sich sehr langsam und vorsichtig um.
    Es waren drei.
    Sie wusste über Wölfe nur das, was jeder Wanderer wusste: Man wollte ihnen lieber nicht begegnen. Im Gegensatz zu den relativ furchtlosen Kojoten hatten Wölfe angeblich so viel Angst vor den Menschen wie diese vor ihnen. Bei ihrer Wanderung durch den Waucamaw hatte sie hin und wieder ihr Heulen gehört. Als alles noch normal gewesen war, wirkten die klagenden Rufe auf unheimliche Art beruhigend. Aber das war damals gewesen und nicht jetzt, mitten im Weltuntergang.
    Die Wölfe waren groß und anthrazitkohlengrau, und wie sie da etwa hundert Meter entfernt auf einer kleinen Erhebung am Waldrand zusammenstanden, boten sie ein Bild wie aus National Geographic . Das Alphamännchen – sie erkannte es an seinem noch stechenderen Geruch – stand auf hohen, geraden Läufen, es hatte einen breiten Brustkorb und goldgelbe Augen: fremde Augen aus einer fremden Welt. Es hätte sie nicht weiter überrascht, wenn wieder dieser abnormale Mond aufgegangen wäre.
    Ein unbewegtes Ziel war auf diese Entfernung kein Problem. Aber Wölfe waren schnell. Davonlaufen hatte wenig Sinn, und wenn sie angriffen, würde Alex wohl das ganze Magazin leer ballern, ohne ein einziges Mal zu treffen.
    Also ließ sie die Glock im Halfter stecken und streckte stattdessen die rechte Hand mit der Handfläche nach vorne aus. Sie hoffte, dass Wölfe erkannten, wenn etwas leer war. Blickkontakt mit wilden Tieren war grundsätzlich keine gute Idee, doch die goldenen Augen des Alphamännchens hefteten sich auf sie und fesselten ihren Blick.
    Die Wölfe starrten sie an. Sie musste sich ermahnen zu atmen.
    Das Alphamännchen bewegte sich zuerst. Es ließ sich auf die Hinterläufe nieder, legte sich dann wie ein Hund, der schlafen will, auf den Bauch, und begann zu hecheln. Alex hatte das Gefühl, dass dem Wolf nicht gerade wohl dabei war, aber offenbar wollte er abwarten, bis sich irgendetwas änderte. Wie auf ein geheimes Kommando ließen sich nun auch die beiden anderen nieder, und der Kleinste rollte sich so herum, dass er dem Alphamännchen das Maul lecken konnte. Inzwischen hatte sich der Geruch der Tiere verändert: immer noch Wolf , aber das andere roch weniger säuerlich. Wieder eins dieser seltsamen blitzartigen Erinnerungsbilder: Mina, die sich neben dem Feuer an ihr Bein drückte. Es roch zwar nicht genauso, aber doch irgendwie besänftigt … wie Freund ? Ihr Inneres entkrampfte sich ein bisschen. Na ja, vielleicht nicht gerade Freund , aber keine Bedrohung mehr.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie. Sollte sie noch etwas hinzufügen? Ihr fiel nichts ein. Was sagte man zu einem Wolf? Vorsichtig ging sie einen Schritt zurück und wartete. Das Alphamännchen war eine Sphinx. Sie machte einen zweiten kleinen Schritt rückwärts, merkte, wie ihr Stiefelabsatz gegen das Bein der toten Frau stieß, und wusste, dass sie sich umdrehen musste.
    Sie wollte den Wölfen nicht den Rücken zukehren, aber was blieb ihr anderes übrig? Vor Angst bekam sie Gänsehaut an den Armen, ihr sträubten sich die Nackenhaare, und sie wurde so kribbelig, dass sie am liebsten aus der Haut gefahren wäre.
    Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um und machte einen Schritt nach dem anderen, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Jeder einzelne zuckende Nerv drängte sie, loszuflitzen wie ein Kaninchen, aber sie fürchtete, dass die Wölfe ihr dann nachjagen würden und sie nicht mehr nach keine Bedrohung, sondern Mittagessen riechen würde.
    Zehn Meter weiter

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