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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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wägte ab. Wenn sie sich auf den Hauptstraßen Richtung Südwesten durchschlug, würde sie bereits auf dem Weg nach Rule Menschen begegnen. Das konnte gut, aber auch schlecht sein. Schlecht, weil die Überlebenden sehr wahrscheinlich erst schossen und dann Fragen stellten. Andererseits vielleicht auch gut, weil all die durchgeknallten Jugendlichen, denen sie bisher begegnet war, nicht geredet hatten und sich im Wald herumtrieben. Wenn sie aufpasste, roch sie es vielleicht sogar rechtzeitig, sobald sie sich näherten.
    Also stapfte sie auf der Straße durch den knietiefen Schnee Richtung Südwesten und suchte dabei mit prüfendem Blick die Umgebung ab: nach einer unerwarteten Bewegung, nach Veränderten, nach einer Oma mit Gewehr, in deren Augen sie ein guter Fang wäre. Große Reklametafeln priesen Tankstellen, Besichtigungen von Bergbauminen und Souvenirläden an. Wieder entdeckte sie ein Hinweisschild auf Northern Light – »Gottes Licht in dunklen Zeiten« –, andere schlugen vor, doch bei Martha’s Diner Halt zu machen: »Frühstück rund um die Uhr«.
    Es war ein schöner, sonniger Tag, sehr klar und nicht zu kalt. Bei ebener Strecke und freier Straße wären Langlaufski oder Schneeschuhe eine feine Sache gewesen. Und eine Sonnenbrille. Denn sosehr sie die Sonne auch genoss, ihr tränten die Augen, weil der Schnee die Helligkeit gleißend und glitzernd reflektierte.
    Autos, Kleinbusse und Lastwagen unter Schneehauben verstopften die Straße. Die meisten waren nur noch Wracks mit eingeworfenen Scheiben und Türen, die gähnend offen standen. Alex hielt Ausschau nach ihrem Laster und hoffte dabei insgeheim, ihn nicht zu entdecken, weil sie dunkel ahnte, was das bedeutete. Vögel kreisten am Himmel, und auf den Bäumen und vereisten Leitungen hockten Krähen, die sie auf ihrem Weg völlig reglos beobachteten. Alex hatte das Gefühl, in eine Filmkulisse geraten zu sein, wo die Kamera in einem langsamen Panoramaschwenk bis zum Horizont nur Verwüstung und Zerstörung zeigte, nichts als eine endlose Öde – und sie neben den Vögeln das einzige war, was sich bewegte.
    Außerhalb des Waldes war die Luft schwer von Gerüchen: Maschinenöl, Benzin, Gummi – und Tod. Der widerwärtig süßliche Gestank schnürte ihr die Kehle zu, und sie sehnte sich nach einem Mundschutz.
    Es gab eine Menge Leichen in den verschiedensten Stadien der Verwesung. Viele waren im Auto gestorben. Andere – Männer und Frauen, die an jenem ersten Tag aus ihren Wagen getaumelt waren, nur um auf der Straße zusammenzubrechen – lagen unter einer dicken Schneedecke begraben. Obwohl die Kälte den Verwesungsprozess verlangsamte, waren diese Körper ein grässlicher Anblick – aufgedunsen wie die toten Kühe, die Tom und sie und Ellie gesehen hatten. Auch waren viele Tiere unterwegs: fette Waschbären mit Fleischbrocken in den Tatzen, geschmeidige Füchse, Opossums mit blutverklebten weißen Schnauzen, die angesichts dieses Festmahls dem Tageslicht trotzten. Und natürlich überall die Vögel, die pickten und hackten und gefrorene Fleischhäppchen von den Knochen rissen, bis sie blank waren. Zwei große Krähen zankten sich um etwas im Schnee. Als Alex näher kam, flogen sie auf. Zuerst meinte sie, nur einen Blutfleck zu sehen, doch dann entpuppte es sich als der abgerissene große Zeh einer Frau mit feuerrot lackiertem Nagel.
    Alle Toten waren Erwachsene. Die meisten schienen alt genug, um Eltern zu sein, aber noch nicht Großeltern. Sie sah Kindersitze und Dosen für Pausenbrote und Schultaschen, aber keine Kinder. Und kein Leichnam war in ihrem oder Toms Alter.
    Doch dann ließ ihr etwas das Blut in den Adern gefrieren. Je weiter sie vorankam, desto mehr Spuren wiesen auf die Menschen hin, die überlebt hatten: Stiefel, Turnschuhe, Alltagsschuhe. Sogar Flipflops.
    Und Fußabdrücke.
    Keine Socken.
    Nackte Füße.
    Das ließ sie innehalten.
    Rotwild legte Pfade an, es nahm immer denselben Weg zu den Bächen und Wiesen. Enten und Gänse flogen die Routen, die sie seit jeher genommen hatten. Ein Jäger musste sich lediglich hinhocken und abwarten oder seiner Beute folgen.
    Menschen bewegten sich auf Straßen vorwärts. Sie hätten genauso gut Kuhglocken tragen können, denn für Alex war die Sache eindeutig: Diese durchgeknallten Jugendlichen beschränkten sich inzwischen nicht mehr darauf, im Wald zu bleiben. Sie lebten vielleicht dort, aber sie hatten herausgefunden, dass sie sich dorthin aufmachen mussten, wo die Nahrung war, wenn sie

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