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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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noch viel besser riechen: eine große stinkende Gruppe alter Männer und Frauen am Ende ihrer Kräfte, und nicht gerade wenig Hunde. Inzwischen strömten auch Menschen und Tiere an ihr vorbei und ballten sich um sie, aber entweder hatte man sie in der Dunkelheit noch nicht bemerkt, oder sie war ihnen egal. Auch der Welpe war inzwischen wieder wach, und sie spürte, wie er vor Angst zu zittern begann.
    »Alles in Ordnung«, murmelte sie und drückte ihn an sich, dabei betete sie, dass er nicht zu bellen anfing. Aufmerksamkeit war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte. Sie hatte sich das Haar bereits zu einem langen Zopf geflochten und ihn unter ihre Mütze geschoben, fühlte sich aber immer noch wie Freiwild. Ein unverstellter Blick auf ihr Gesicht, und die Oldies wussten, dass sie ein Teenager war. Also zog sie die John-Deere -Baseballkappe heraus, die sie auf der Straße gefunden hatte, setzte sie auf und zog dabei den Mützenschild so tief herunter, wie sie konnte. Außerdem schlug sie den Mantelkragen hoch und hoffte, dass das ihre Silhouette kaschierte.
    Das Problem war, dass vorn nichts mehr weiterging. Unsicher staute sich die Menge vor einem riesigen Achtzehntonner, der wie ein gestrandeter Schwertwal auf der Seite lag. Links und rechts säumte Wald die Straße, aber niemand machte Anstalten, sich ins Gehölz zu schlagen und so das Hindernis zu umgehen. Und dann sah sie auch, warum. Auf dem umgekippten Sattelschlepper und zwischen den Bäumen rechts und links davon waren bewaffnete Wachposten und viele, viele Hunde. Als Alex hinter dem Anhänger klirrende Zugriemen und hohles Getrappel hörte, wusste sie, dass sie sich mit den Pferden nicht getäuscht hatte.
    Ganz vorn auf dem Hindernis brüllte ein Mann in ein altmodisches Megafon: »Jeder kommt dran. Wir wissen, dass ihr müde seid, aber ihr müsst einfach abwarten, bis ihr dran seid. Hier seid ihr sicher. Die Veränderten kommen hier nicht lang, also nur die Ruhe.«
    Die Veränderten. So nannten die Leute sie jetzt? Aber woher wussten sie, dass man hier vor diesen Jugendlichen sicher war? Alex verlangsamte den Schritt, fiel zurück, ließ sich an den äußersten Rand der Menge treiben. Was sollte sie tun? Sie hatte Angst, sich im Wald zu verdrücken, und diese Burschen auf dem Sattelschlepper hatten Gewehre. Sollte sie sich ducken und durch die Menge schlängeln? Das barg ein großes Risiko. Wenn sie jemanden anschubste oder wenn jemand sie genauer in Augenschein nahm …
    Direkt vor ihr zog ein Dreiergrüppchen einen Labrador hinter sich her. Sein Schwanz hing schlaff hinunter, es roch nach Hund und Salz – und nach etwas, was sie an die Schale mit kaltem schleimigen Haferbrei erinnerte, die ihr ihre Tante am Morgen, nachdem der Hubschrauber abgestürzt war, hingestellt hatte. Trauer , dachte sie, der Hund ist traurig .
    Doch dann spitzte er die Ohren. Sie roch seine plötzliche Überraschung wie Funkenschlag aus einer Steckdose, als eine Art Zischen und Knistern in der Luft. Er drehte sich um, zerrte an der Leine und wedelte mit dem Schwanz. Dann fing er an zu bellen.
    Er bellte laut. In ihre Richtung.

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    H alt die Schnauze, dachte sie. Ihr wurden die Knie weich, und ihre Beine fingen zu zittern an, als der Hund immer weiter bellte. Schnauze. Aus. Aus.
    »Watson.« Ein hochgewachsener älterer Mann in einem pelzgesäumten Parka klang gleichzeitig verärgert und erschöpft. »Komm jetzt, was hast du …« Er drehte sich um, seine Taschenlampe durchschnitt das Dunkel, und ein Lichtkegel glitt über sie hinweg. Zwar hielt sie den Kopf gesenkt und versuchte sich wegzudrehen, kaum dass sie den Lichtstrahl sah, aber da wurde sie erneut von der Taschenlampe erfasst wie von einem Suchscheinwerfer, und sie hörte ihn keuchen: »Oh Gott.«
    »Was?« Alex drang der stark säuerliche Geruch der Frau in die Nase, die Kombination aus seit Tagen ungewaschen und Verdruss ballte sich zu widerwärtigem Mief. Nun drehte auch sie sich um und bekam Alex deutlich zu sehen, denn diese stand nun im Lichtschein wie auf einem Präsentierteller. »Schöne Scheiße«, sagte die Frau, und gleich darauf hörte Alex das metallische Klacken einer Schrotflinte.
    »Warten Sie«, sagte Alex. Der Welpe winselte. Sie hielt den Hund mit der einen Hand und streckte die andere mit der leeren Handfläche vor. »Ich bin keine von denen.«
    »Noch nicht«, sagte die Frau. Eine andere, viel ältere mit Hakennase zu ihrer Linken hatte eine altmodische Luger gezogen. »Oder vielleicht

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