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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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darüber nachdachte, war der Phantomrauch nicht das erste, sondern das zweite Anzeichen für das Monster gewesen. Zuerst hatte sich ihr Schlafmuster geändert, ständig war sie mitten in der Nacht aus wirren, bizarren Träumen aufgewacht und hatte sich dann ruhelos umhergewälzt, als hätte sie zwei Kannen Kaffee getrunken. Durch das Monster in ihrem Kopf hatte sie sich sehr von ihren Freunden unterschieden. Vielleicht von allen ihren Altersgenossen. Es hatte ihr den Geruchssinn genommen und ihre Erinnerungen verschüttet, aber vorher schon hatte es ihr den Schlaf geraubt. Und dann waren da natürlich ihre Eltern und dieser wiederkehrende Albtraum gewesen, ein Trauma, das sie ein ums andere Mal neu durchlebte und das ihren Schlaf zunichte machte.
    Auch Tom hatte kaum geschlafen. Und wenn, dann war er immer schon nach wenigen Stunden aufgeschreckt und den Rest der Nacht wach geblieben. Aus dem Biologieunterricht wusste sie, dass die meisten Menschen ein paar Stunden nach dem Einschlafen in den REM-Schlaf fielen, also in die Schlafphase, in der sie träumten, und dass sich diese Phase normalerweise drei- bis viermal pro Nacht wiederholte. Aber außer dieser einen Nacht – bevor er ihr fast erzählt hätte, was ihn so sehr belastete –, hatte Tom nie länger am Stück geschlafen, vielleicht weil er es einfach nicht konnte. Vielleicht hatte Afghanistan ihn und sein Hirn irgendwie umgekrempelt. Wieder dachte sie an posttraumatischen Stress und Albträume, die in Technicolor über den dunklen Bildschirm seines Bewusstseins flimmerten: Schreckensbilder aus der Vergangenheit, denen Tom nicht entfliehen konnte.
    Schreckensbilder und Albträume, die ihn vielleicht gerettet hatten.
    Vielleicht hatte auch sie bisher nicht nur der aus den Fugen geratene Hormonspiegel davor bewahrt, sich zu verändern. Möglicherweise spielten abweichende Schlafmuster und Albträume ebenfalls eine Rolle. Auf den Punkt gebracht: Ihr ganzes verkorkstes Hirn könnte der Grund dafür sein.
    Vielleicht hatte das Monster ihr das Leben gerettet.

40
    B ei Einbruch der Dunkelheit witterte Alex ihren Geruch: welk und modrig. Um ehrlich zu sein, rochen die meisten alten Leute wie getragene Unterwäsche, und aufgrund der geballten Gerüche wusste sie, dass es sich um viele auf engem Raum handeln musste. Sie stand in Windrichtung und glaubte, dass sie von der Menschenansammlung noch ziemlich weit entfernt war, dennoch roch sie ihre Erschöpfung und das scharfe Aroma ihrer Angst. Die verständlich war. Die alten Leute mussten wissen, dass die durchgeknallten Jugendlichen immer bei Einbruch der Dämmerung aufwachten, da wollten sie lieber nicht mehr auf der Straße, sondern irgendwo in Sicherheit sein. Alex konnte sich die vor ihr liegende Straße gut vorstellen, auf der sich bereits viele Kilometer vor Rule eine Menschenmenge entlangwälzte.
    Ihr wurde bang. Es war eine Sache, Rule zu finden, aber etwas anderes, sich durch ein Gewühl fremder Flüchtlinge zu kämpfen, um Hilfe für einen Einzigen zu holen, selbst wenn er jung war. Und wie würden diese alten Leute überhaupt auf sie reagieren?
    Nach der Miefwolke zu urteilen waren auch Hunde in der Menge und … sie schloss die Augen, konzentrierte sich und erhaschte den Geruch von Sonnenschein und warmem Heu. Pferde .
    Und noch etwas. Wieder holte sie tief Luft, und ihr kitzelten Maschinenöl und heiß gewordenes Metall in der Nase.
    Gewehre. Eine Menge Gewehre.
    Seit sie den Welpen trug, hatte sie die Glock aus dem Halfter genommen und in die vordere rechte Jackentasche gesteckt. Sie überlegte, die Waffe herauszuziehen, eher zur Abschreckung als um sich durchzukämpfen, besann sich dann aber eines Besseren. Wenn jemand einen Schusswechsel eröffnete, würde er schnell beendet sein, und auf ihrer Seite kämpfte sie allein. Also ließ sie die Glock, wo sie war.
    Zu ihrer Rechten blitzte ein kleines grünes Schild aus der Dunkelheit auf:
    Rule 10 km
    Dahinter warb wieder eine Reklametafel für das Pflegeheim, und ein Schild ermahnte Besucher zu einem Halt in der Harvest Church: »Vertrau auf die heilende Hand Gottes.«
    Noch zwei Stunden, Tom, dachte sie. Halt durch. Nur noch zwei Stunden.
    Zwei Stunden später konnte Alex sie hören: gedämpftes, wirres Gebrabbel. Als Nächstes sah sie das gelbe Licht von Taschenlampen und silbergeränderte Silhouetten. Nicht gerade Heerscharen, aber doch mehrere Hundert Menschen bewegten sich in dem kränklich grünen Licht des surrealen Mondes voran. Alex konnte sie jetzt

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