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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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zaghafte Krabbe über die Schindeln.
    »Ich bin okay«, sagte Alex atemlos. Es fühlte sich an, als wären ihre Trommelfelle geplatzt. »Geh nur. Hilf ihr runter. Ich komme gleich nach.« Jetzt, da sie hier oben war, fand sie die Idee plötzlich gar nicht mehr so toll. Der Boden schien immer noch ziemlich weit weg zu sein, und auf diesem nordwestlichen Teil des Verandadachs glitzerten Schneekristalle. Wenn ich ausrutsche, breche ich mir das Genick. Während sie noch in der Badewanne stand, beobachtete sie, wie Wolf zu Penny hinunterkrabbelte und ihr zum Rand des Dachs half. In ihrem Rücken spürte sie die zunehmende Hitze, hörte ein schrilles gespenstisches Heulen über dem lokomotivenartigen Schnaufen der Feuersbrunst. Plötzlich gab neben ihr ein Spiegelschränkchen nach und landete splitternd in dem Porzellanwaschbecken. Die Wanne unter ihr bebte und wackelte, und ihr wurde klar, dass gleich das Haus einstürzen würde.
    Raus, raus hier! Sie hängte sich die Sanitätertasche um, hielt sich an einem Ende des Duschvorhangs fest und kletterte durchs Fenster. Glasscherben bohrten sich durch Wolfs Jacke hindurch in ihren Po, doch dann war sie draußen, die rechte Hand noch fest um den Duschvorhang geschlungen, die linke auf die Schindeln gestützt. Hier auf der Veranda spürte sie das Zittern und Schwanken noch mehr. Etwas wummerte und bullerte wie ein explodierender Ofen. Als sie über die Schulter schaute, sah sie gerade noch ein orangegelbes Flammenschwert aus dem Kamin in den Himmel züngeln. Rechts von ihr loderten die Flammen aus dem zerschmetterten Panoramafenster bereits hoch bis zum Dach. Einen schrecklichen Moment lang verharrte Alex regungslos, wie hypnotisiert vom Toben und Tosen ringsum. Jeden Augenblick konnte das Haus einstürzen, und wenn sie dann immer noch hier saß und sich an diesen Duschvorhang klammerte, würde sie wie ein Jo-Jo wieder hineingezogen und unter einer Feuerlawine begraben werden.
    Noch ein klirrender Schlag. Lass den Vorhang los. Ein gelbroter Geysir schoss aus einem Schlafzimmerfenster empor. Alex, lass los . Wolf und Penny hatten inzwischen fast den Rand des Verandadachs erreicht, versuchten sich gegen das Beben des Hauses zu behaupten. Lass los, Alex. Beweg dich! Ihr Verstand wusste, was zu tun war, doch ihr Körper war wie erstarrt, gelähmt. Komm schon, mach, mach  …
    Es folgte eine weitere Eruption, ein Ausstoß flackernder Flammen, und Alex sah, wie Penny plötzlich einen Satz machte und Wolf blitzschnell nach ihr griff. Etwas Riesiges, ein Klumpen geschwärztes Gusseisen, flog durch die Wand des Hauses direkt in die Bäume. Splitternd zerbarst eine Tanne. Unter Alex’ Füßen wackelte alles, die Wände begannen einzustürzen, das Verandadach brach zusammen. Eine Sekunde später jagte eine gigantische Druckwelle durchs Haus. Eine gewaltige Hitzefaust traf Alex an den Schultern und schleuderte sie vom Fenster weg. Den zerfetzten Duschvorhang noch in der Hand, flog sie Hals über Kopf hinunter, krachte hilflos auf die Schindeln, schrie. Blauer Himmel, schwarze Dachschindeln und orangerote Flammen wirbelten wild durcheinander, dann sah sie gar nichts mehr, sie prallte gegen Wolf  …
    … und stürzte vom Dach.

11
    C hris, Jayden und Connor rannten über den Schnee. Schnaubend wie eine Dampflok stieß der Stall grauschwarze Wolken aus. Beim Näherkommen hörte Chris das Muhen der Kühe und Pferdegewieher. Das hohe, schrille Blöken der Schafe übertönte das Knistern und Prasseln des Feuers. Der ganze Schnee auf dem Dach und den Simsen war bereits weggeschmolzen, unter klagendem Zischen leckten orangerote Zungen aus den zerbrochenen Fenstern auf der Nordseite des Stalls. Die Hexenzeichen warfen Blasen, ihre bunten Farben leuchteten im Feuerschein blutrot.
    »Wo ist der Verschlag für die Lämmer?«, rief Chris Jayden zu.
    » W-W estseite!«, keuchte Jayden. »Warum?«
    »Schau dir die Fenster an!« Chris’ Atem ging schwer, als er die Worte abgehackt hervorstieß: »Im Norden und Westen sind  … sie alle zerbrochen!  … Wo kommt man  … am ehesten rein?«
    »Osten!« Auf Connors Gesicht glänzte Schweiß. »Die Kühe  … und Pferde  … «
    Aber Hannah und Isaac waren bei den Lämmern. Und genau dort musste das Feuer ausgebrochen sein. Alles, was er über Brände wusste, stammte aus den Feuerschutzübungen in der Schule: Bleib unten, wo die Luft besser ist, behalte das Kind vor dir im Blick und krieche ins Freie, so schnell du kannst. Brandbekämpfung war ein

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