Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
okay? Und sag Mina, sie soll sich hinlegen.«
Gemeinsam betteten sie den Kopf des Pferdes in den Schnee. Er wartete, ignorierte Hannah, die immer noch wortlos schäumte, während Ellie sich um den Hund kümmerte, dann ihrer Stute etwas ins Ohr flüsterte und das Pferd auf die Nase küsste.
»Okay, mach dich auf den Rückschlag gefasst.« Er stellte sich hinter das kleine Mädchen, legte ihre Hände in der richtigen Position an die Waffe und hielt dann die Mündung der Springfield nah an Bellas Ohr. »Ich halte es. Drück den Abzug, wenn du so weit bist.«
»Okay.« Ellie schaute zu Chris auf. »Danke, Chris.«
Ihr Gesicht glänzte feucht, und er war froh, dass er nicht groß zu zielen brauchte, sonst hätte er sich erst die Tränen aus den Augen wischen müssen. Noch nie hatte er sich so geschämt. Dieses kleine Mädchen dankte ihm, obwohl er am Tod ihres Freundes und ihres Pferdes schuld war. In wenigen Stunden würde er ihr auch von Alex erzählen und ihr das Herz noch einmal brechen müssen. Selbst Jayden würde ihn dann hassen.
Aber keine Lügen mehr, Dad. Du und ich, wir sind fertig miteinander.
Und war das jetzt Jess, dieses Seufzen, das nach Wind oder einer Geisterstimme klang? Gut so, Chris. Lass den Hammer los.
»Es tut mir so leid, Ellie«, sagte er.
»Ich weiß.« Sie richtete den Blick auf ihr Pferd. »Hab dich lieb, Bella«, sagte sie und drückte ab.
23
» A ch, Junge, so schwer ist das doch nicht«, sagte Finn, als wäre es ihm wirklich egal, als wären sie Kumpel, die nach einem harten Tag im Zelt des Alten ein paar Bierchen zischten. Finn schwang sein Parang und schälte sorgfältig die Haut von einem rohen Stück Fleisch, das auf einem Schneidbrett lag. Es hätte Rindfleisch sein können. In einer normaleren Welt. Und dieser blaue Tintenfleck? Höchstwahrscheinlich kein Stempel vom Veterinäramt. »Sag mir nur eins: Wer ist das Mädchen?«
»Ich … ich w-w eiß … uhhh .« Peter zuckte, als eine weitere Schmerzattacke durch seinen Kopf jagte. Er biss die Zähne zusammen. »Weiß … nicht.«
»Tja, warum glaube ich das wohl nicht?« Finn schnitt ein fünf Zentimeter dickes Steak ab, vermutlich gegen die Faser. »Ich kann vielleicht keine Gedanken lesen, aber ich hab eben dein Gesicht gesehen. Warum verrätst du mir nicht einfach den Namen?«
»Weil ich … « Wieder schlug eine Bombe in seinem Hirn ein. Dieses brutale Spiel lief seit fünf Stunden, seit sie die schwelende Ruine des Hauses am See hinter sich gelassen hatten. Peter kannte Geschichten über Menschen mit Hirnaneurysma. Die wenigen, die es überlebt hatten, sagten, es sei, als würden einem Nägel durch den Schädel getrieben. So fühlte es sich jetzt an: unsägliche Schmerzen, ein Pochen mitten in Peters Kopf und direkt hinter den Augen, als würde das geflügelte Ding mit den Klauen um mehr Raum kämpfen. Allerdings nicht so schrecklich wie der Hirnsturm, der ihn an jenem Tag im Schnee mit Davey gepackt hatte. Also, warum nicht? Denk nach, Peter, es ist wichtig.
Und doch … er wollte nicht, dass sich Finns Macht völlig aus seinem Kopf zurückzog. So qualvoll die Bombe im Hirn auch war, Peter sehnte sich nach diesem elektrischen roten Taumel. Als Finn Davey und seine mutierten Veränderten hinter Simon und Penny herschickte, war der Rausch so intensiv, so herrlich gewesen, dass Peter unwillkürlich ein lustvolles Stöhnen über die Lippen gekommen war. Jeder Muskel hatte sich danach gesehnt, an der Jagd teilzunehmen. Das Blut. Und Finn wusste es: Das gefällt dir, was, Junge? Ich kann nämlich geben und nehmen. Geben … und nehmen.
Finn arbeitete sich mit seinen Veränderten irgendwie nach oben, wie Raubtiere, die in der Nahrungskette aufsteigen. Erst wurden einzelne Veränderte zum »Training« losgeschickt. Dann größere Gruppen, so wie heute. Peter ahnte, dass Finn noch eine weitere Sprosse auf der Leiter erreichen, einen Probelauf durchführen wollte, bevor sie gegen Rule marschieren würden.
»Wie oft muss ich es noch sagen?«, presste Peter durch zusammengebissene Zähne heraus. »Ich weiß nicht, wer sie ist. Warum ist das so wichtig?«
»Ach, Junge. Du enttäuschst mich.« Seufzend schob Finn mit dem Parang mundgerechte Stücke auf einen Aluminiumteller. Im Zelt war es warm, es roch nach Moschus und Kupfer. »Schön, machen wir eine Pause. Puh.« Finn tat so, als wische er sich Schweiß von der Stirn. »Ich darf mich nicht so aufregen. Probieren wir doch lieber mal was Einfacheres,
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