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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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herbeigeschafften  … nun, nennen wir es Vorräte  … ihren Teil dazu beigetragen hatten. Zu Anfang gab es überall viele frische Leichen. Ja, er versuchte es wirklich so zu sehen, als nähme er nur Toten die Kleider weg, die sie sowieso nicht mehr brauchten. Klar, es war verrückt. Aber sie war seine Schwester. Irgendwer hatte mal gesagt, wenn man einmal eine Grenze überschritten habe, sei es leichter, es immer wieder zu tun  … da war was dran. Zum Glück hatte er schon damals daran gedacht, etwas zu essen mitzubringen, denn sein College-Kumpel war zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Haufen abgenagter Knochen. Aber er glaubte auch, dass Penny es vielleicht von Anfang an vorgehabt hatte. Denn das Haus am See bot Sicherheit, weil es abgelegen war, und es war vertrautes Terrain.
    »Was ist mit Simon?«
    Peter erklärte die Sache mit der Betäubungsspritze. Simon zu Penny zu bringen, war die einzige Möglichkeit, die ihm eingefallen war, um seinen Freund zu retten und ihm die Botschaft zu vermitteln: Kümmere dich um sie. War ja nicht besonders kompliziert. Sogar Hunde verstanden einfache Kommandos. So wie das Haus aussah, samt seinem bärensicheren Sack mit den leckeren Vorräten, war die Botschaft angekommen, obwohl er wusste, dass Simon ausgedehnte Streifzüge unternommen hatte. Seit dem Ende der Welt hatte Peter Simon und sein Rudel nur wenige Male in der Nähe von Rule erspäht – immer aus der Ferne und stets gegen den Wind – , nie aber Penny.
    Dieser Futterplatz war grauenhaft, aber gleichermaßen faszinierend mit seiner Ansammlung von Wolfskadavern und der Schädelpyramide. Peter konnte sich auch keinen Reim darauf machen, warum Simon einen Wolfspelz trug. Zumal doch Peter derjenige war, der sich für Wölfe interessierte. Sie waren zur Isle Royale unterwegs gewesen, als der Unfall geschah. Stellten die Wölfe für Simon womöglich eine Verbindung zu ihm, Peter, dar? Denkbar, aber Peter hatte dabei immer das Gefühl, als würde er irgendetwas übersehen.
    »Tja, dann bist du also richtig einfallsreich, mein Junge.« Finn fasste Simon ins Auge. »Wie steht’s mit dir? Keinen Kohldampf?«
    Simons Reaktion war nur an den Augen abzulesen, die hart wie Diamant wurden. So etwas hatte Peter noch nie bei einem Veränderten beobachtet, nicht einmal bei Davey. Hunger war eine Sache, aber Hass war etwas Persönliches. Wirklich bemerkenswert  …
    »Tja«, wiederholte Finn, und es klang fast ein bisschen ratlos und  … irritiert? »Du bist wirklich anders. Was würde ich darum geben, in deinen Kopf zu schauen.«
    »Das war nicht abgemacht. Sie haben versprochen, ihnen nichts zu tun«, protestierte Peter. Wie hohl das klang. Man brauchte nur den da anzusehen. Finn hatte Lang zu Kebab zerhackt.
    »Das habe ich nicht vergessen.« Finns Stimme klang gefühllos wie Stein, von dem netten Opa war nichts mehr übrig. Als Penny wieder zulangen wollte, zog Finn ihr den Teller weg. »Das reicht erst mal. Durst, Penny?« Er nahm eine Wasserflasche von seinem Gürtel. »Möchtest du einen Schluck zum Runterspülen?«
    Die Droge. Peters Herz setzte aus. »Finn!« Er wollte aufspringen, doch das Halsband hielt ihn zurück. Würgend warf er den Kopf hin und her. » P-P enny  … n-n icht trinken  … «
    »Entspann dich, Junge.« Finn warf die Flasche in den Käfig. »Glaubst du, ich will das Baby gefährden? Nie im Leben. Ich bin höchst interessiert an diesem kleinen Monster.«
    »Warum?« Peters Hals fühlte sich an, als hätte er eine Lötlampe verschluckt.
    »Erstens bin ich neugierig, ob sie ihr Junges frisst. Und das meine ich vollkommen ernst. Zweitens war der Fötus exponiert. Sicher interessant zu beobachten, was dabei herauskommt und was draus wird.« Mit verschränkten Armen nickte Finn dem Mädchen zu, das gierig trank. »Schau dir das an. Ist dir aufgefallen, dass sie Simon kein einziges Mal etwas angeboten hat? Fast als wäre er gar nicht da.«
    Das hatte Peter durchaus bemerkt. Es war seltsam, allein schon deshalb, weil sie früher alle so gute Freunde gewesen waren. Es ist, als wäre Penny ausgelöscht. Als sein Blick zu Simon wanderte, stellte er verblüfft fest, dass Simons Augen auf ihm ruhten. Kein Hass lag darin, aber viel Schmerz und Verwirrung. Verrat.
    Plötzlich merkte Simon auf und schob sich dann zwischen Penny und das Gitter. Einen Augenblick später raschelte die Zeltklappe, und Davey erschien in seinem weißen Tarnanzug. Der Wächter an seiner Seite war wohl kaum mehr als Dekoration.
    »Davey.«

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