Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
keuchte er. Nur nicht hyperventilieren, ermahnte er sich; wenn er ruhig blieb, langsam atmete, würde er weniger Energie verbrauchen. Aber, o mein Gott, wie das brannte … Seine nackte Brust war schon taub. Schmerzblitze jagten von seinen Füßen hinauf bis in seine Hüfte. »Ellie, ich bin gleich da.« Noch nie waren ihm f ünfzehn Meter so lang vorgekommen, und plötzlich fragte er sich, wie viel Seil sie eigentlich hatten. Mist, das haben wir ja gar nicht überprüft . Zu spät. Das Wasser schwappte um Ellies Kinn, dann um ihre Nase, sie rührte sich nicht. Sie verliert das Bewusstsein.
»Pass auf, Ellie«, rief er. »Hörst du mich? Leg den Kopf ganz weit nach hinten. Schau zum Himmel, Ellie, schau zum Himmel.«
Sie verdrehte die glasigen Augen, und er war nicht sicher, ob sie ihn überhaupt erkannte. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, doch wie in Zeitlupe, als wäre sie wirklich am Ende ihrer Kräfte.
Fast da. »Gut, gut.« Er drehte sich um, gab Seil nach und betete, dass es nicht zu kurz war. Jayden hatte sein Pferd ein wenig näher herangeführt. Darf das Seil aber auch nicht fallen lassen. Es würde versinken, und wenn es weg war, war es weg. Wahrscheinlich konnte er mit ihr schwimmen, aber die Kälte machte allmählich auch ihm zu schaffen. Links von ihm paddelte jetzt der Hund auf ihn zu. Das Seil um Ellie schlingen, den Hund festhalten, und dann werden wir alle …
Plötzlich war das Seil zu Ende, und er war noch nicht bei ihr angelangt.
Verdammt. »Ellie.« Mit einer Hand griff er in die Schlaufe und schwamm, bis das Seil sich straff über dem Wasser spannte, dann streckte er seine kältestarre Hand aus. Nur noch lächerliche zwanzig Zentimeter … »Ellie, du musst zu mir kommen. E-E llie, Schatz, nimm meine Hand. K-k omm, du schaffst das.«
Ihre Arme bewegten sich, aber nur matt. Eine Hand tauchte aus dem Wasser auf, zappelnd wie ein erschöpfter Fisch. » E-E llie, probier’s noch mal«, rief er mit klappernden Zähnen, sein Atem ging stoßweise, die Kälte schloss sich wie ein Eisenring um seine Brust. So nah. Am Ende würde er wohl doch das Seil loslassen, sie packen und zurückschwimmen müssen. Tu was, und tu es jetzt.
Wieder hob sie wie in Zeitlupe die Hand. Diesmal machte er einen energischen Satz vorwärts und hoffte inständig, dass das Packpferd durch den Ruck nicht in Panik geriet. Er spürte Ellies Hand, eiskalt, wie aus Holz. Seine ebenfalls schon fast gefühllosen Finger schlossen sich um ihr Handgelenk und zogen sie heran.
»Okay, gut, das machst du gut«, sagte er. Sie zitterte so heftig, dass sich das Wasser kräuselte. Er schlang das Seil über ihren Kopf und unter ihren Schultern durch. Jetzt war auch der Hund da, stupste ihn mit der Schnauze an. »Hab dich schon gesehen, Mädchen, halt durch, halt durch.« Mit welchem Mädchen er in diesem Moment sprach, war ihm selbst nicht ganz klar. »Ellie«, sagte er, sein Gesicht ganz nah an ihrem, nahm ihre Hand und versuchte, ihre Finger um das Seil zu legen. »Du musst dich festhalten. Ich helfe dir, aber ich muss auch Mina helfen … «
Das wirkte. Ihr Gesicht zuckte, ihr Kopf drehte sich langsam, ihre schockgeweiteten Augen starrten an ihm vorbei. »Mh-mh-mah«, stotterte sie.
»Genau, da ist Mina. Du musst Mina helfen.« Keuchend trat er Wasser, inzwischen allerdings mehr aus einem Reflex heraus, denn er spürte seine Füße kaum noch, und seine Beine waren bleischwer. Wie lange war er schon im Wasser? Fünf Minuten? Er konnte sich vorstellen, wie miserabel Ellies Gehirn jetzt funktionierte. Aber sie erkennt den Hund. Immer noch hielt er ihre Hände um das Seil fest, griff jedoch mit der freien Hand dem Hund unter die Brust. Bitte, Mina, keine Panik, beiß mich nicht. Der Hund winselte jämmerlich und streckte dann die Zunge heraus, um Ellie übers Gesicht zu lecken.
»Mh-mh-mah«, stieß Ellie hervor. Er sah nur das Weiße in ihren Augen. Ihre Finger waren kreidebleich. »Cuh-Cuh-Chrissss … «
»Ich bin d-d a«, stammelte er. Ich lass dich nicht los. Er holte Luft und rief: »Ja-Jayden, zieh! Zieh!«
22
» I ch sollte es tun«, sagte Ellie, die Bellas Kopf auf ihren Schoß gebettet hatte. Obwohl das Feuer, das Jayden und Connor vor zwei Stunden angefacht hatten, in orangegelben Flammen loderte, war ihr Gesicht nach wie vor aschfahl. Ihr Blick wanderte von dem verunsicherten Jayden zu Hannah, die die Lippen zusammenpresste und immer wütender zu werden schien. »Sie ist mein Pferd.«
»Aber das muss nicht
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